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Bischof Meier spricht von einem kollektiven Hoffnungs-Zeichen. Die Diözese sieht er als Biotop im Sinne von Vielfalt der Arten und Charaktere.

(pba) Das Gartengrab Jesu als Bühne für das Osterfest: Bischof Bertram Meier, das Oberhaupt der Diözese Augsburg, zu der auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören, hat heute in seiner Predigt zum Ostersonntag von der Auferstehung als Freudenfest der Christenheit gepredigt. So sei das biblische Motiv des Gartens auch als Ermunterung an die Kirche zu verstehen: "Wo Leben ist, wirken wir einladend." Auch die Osternacht zuvor war unter anderem live auf der Bistums-Homepage übertragen worden. In seiner Predigt deutete Meier dabei Ostern als kollektives Hoffnungszeichen, dass es "trotzig und frech" zu feiern gelte.

Oster- und Oktoberfest lägen so weit nicht auseinander, sagte der Bischof eingangs seiner heutigen Predigt: "Beide Feste finden im Freien statt, mitten in der Natur: das Oktoberfest auf der Theresienwiese, das erste Osterfest in einem Garten vor den Toren Jerusalems. Ostern ist ein Gartenfest." 

Jesus sei als Gärtner des Lebens zu verstehen, der den Menschen den Zugang zum Garten Eden neu eröffnen und damit den Sündenfall Adams rückgängig machen wolle: "Jesus ist der neue Adam, der Gärtner, dem es nicht um sich selbst geht, sondern nur um den Willen Gottes", erklärte der Bischof.

Der Gottessohn schlage mit seiner Auferstehung nicht nur ein neues Kapitel auf, er wende das Blatt wie ein Stück Erde. "Sühne und Schuld werden umgegraben", sagte Bischof Meier und zitierte auch den frühneuzeitlichen Philosophen Blaise Pascal: "In einem Garten ging die Welt verloren, in einem Garten wurde sie erlöst."

Doch gelte freilich auch: "Es gibt kein Paradies auf Erden." Dies gelte auch für die Kirche. "Ich finde, dass unser Bistum – trotz Pandemie – ein echtes Biotop der Hoffnung ist", betonte der Bischof. Wie in einem blühenden Garten-Biotop sei auch die Kirche von Augsburg Heimat für den christlichen Glauben in seiner ganzen reichen Vielfalt. "Biotop heißt Vielfalt der Arten und Charaktere."

"Monokulturen sind langweilig. Wer sich auf uns einlässt, dem wird es nicht langweilig, der kommt nie zur Ruhe", so Bertram Meier weiter. Alle Menschen sollten in der Kirche erleben, wie vielfältig und unterschiedlich sich Glauben, Hoffen und Lieben, artikulieren könnten. "Im Garten Gottes ist nichts und niemand gering. Vor ihm darf sich jeder und jede sehen lassen", sagte der Bischof. Im Bistums-Biotop solle der Reichtum des Lebens blühen: "Wo Leben ist, wirken wir einladend."

Der Gottesdienst wurde live aus dem Hohen Dom zu Augsburg übertragen und konnte auch in den regionalen Sendern a.tv und Allgäu-TV verfolgt werden. Musikalisch wurde die Festmesse von den Domsingknaben sowie Solistinnen und Solisten der Dommusik begleitet.

Auch die Osternacht zuvor war live auf der Bistums-Homepage und in a.tv übertragen worden. In seiner Predigt deutete Bischof Meier dabei Ostern als kollektives Hoffnungszeichen, dass es "trotzig und frech" zu feiern gelte.

Als die drei Frauen um Maria Magdalena das leere Grab Jesu vorgefunden hätten und damit zu den ersten Zeuginnen der Auferstehung überhaupt geworden seien, sei von österlicher Freude keine Spur gewesen. Stattdessen seien sie laut biblischer Überlieferung voller Angst davongelaufen. Wenn heutige Christen nun Ostern als Freudenfest begehen könnten, so liege das am Bild des Auferstandenen, erläuterte der Bischof.

"Wir haben gehört und können sagen, wie Jesus Christus aussieht: Der Auferstandene zeigt die Wunden seines Leidens", so der Bischof. Christus habe die Macht des Todes gebrochen, doch sei gleichzeitig verletzt und gezeichnet vom Leiden geblieben: "Es ist dieses Bild vom verwundeten Christus, das wir den drei Frauen voraushaben."

Auf der anderen Seite seien uns die Frauen mit ihren Ängsten aber auch wieder sehr nahe: "Lastet nicht auch auf uns die Sorge jenes schweren Steines, hinter dem alle Hoffnung begraben liegt?" Die Wundmale unseres Lebens seien auch die Wunden des Karfreitags, der Nacht der Welt und in unserem Herzen. So wie das Licht der Osterkerze für sich allein das Dunkel des Domes nicht ganz ausleuchten könne, gehe auch die Nacht weiter – "doch sie ist verklärt". In ihr leuchte die kleine Flamme von Ostern. "Und dieses kleine Licht hat mehr recht als die große Dunkelheit", betonte Meier.

Die Osterlichter würden aber trotz und gerade wegen der Einschränkungen der Corona-Pandemie brennen, sagte er und zitierte den Augsburger Journalisten Alois Knoller: "Es wird einige Zeit dauern, bis unter uns wieder Vertrauen ins Miteinander wächst." Das Osterlicht leuchte mitten in die Passionszeit unserer Gegenwart hinein und sei Botschafter der Auferstehung.

"Im Dunkel meines Lebens, hinter den Ängsten, die mich heute bedrängen, blitzt das Licht von Ostern auf." Gerade deshalb sei das Fest ein "kollektiver Hoffnungsmoment", den es nicht nur in der Gemeinschaft, sondern auch persönlich zu Hause zu feiern gelte. Statt der Osterkerze in der Kirche könne man auch eine Kerze bei sich zuhause anzünden als Symbol für Auferstehung und Leben statt Sterben und Tod. Man müsse Ostern "trotzig und frech in Corona-Zeiten" feiern und mit Zuversicht das Leben begrüßen, das stärker sei als der Tod: "Christus ist auferstanden. Halleluja. Amen."

Verteilung des Osterlichts im Hohen Dom.


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