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Zur Schaffung von nachhaltigen Lebensräumen für verschiedenste Arten auf einer 12.000 Quadratmeter großen Auenwiese beim Stockerhof.

(ty) Klappertopf, Mädesüß, Haselmaus, Wechselkröte, Gelbbauchunke, Biber und Storch. Für seltene und gefährdete Pflanzen- und Tierarten sei die Ilmaue überlebenswichtig. Doch viele natürlichen Überflutungs-Flächen entlang von Flüssen und Bächen seien in Gefahr. Am heutigen "Tag zur Erhaltung der Artenvielfalt" starte vor diesem Hintergrund das Pfaffenhofener Umwelt-Projekt "Stockerhof". Ziel sei der Schutz des natürlichen Lebensraumes von Fischen, Amphibien, Säugetieren und Pflanzen. "Auf der 12 000 Quadratmeter großen Auenwiese finden gefährdete Arten ihre Kinderstube. Besucher können diese einzigartige Natur erleben", sagt Jürgen Obermeier, der Geschäftsführer der bayerischen Akademie für Umwelt, Gesundheit und nachhaltige Entwicklung (Auge).

Die Akademie habe das Biodiversitäts-Projekt konzipiert. Den Angaben zufolge ist geplant, im Rahmen der "Bayern blüht"-Förderung das Projekt mit Zuschüssen des bayerischen Umwelt-Ministeriums umzusetzen. Beteiligt seien der "Landesverband der steuerberatenden und wirtschaftsprüfenden Berufe in Bayern" (LWSB), der "Energie- und Solarverein" (ESV) Pfaffenhofen und der "Bund Naturschutz" (BN).

Der Eigentümer, die Stockerhof-GmbH stelle die Wiese unentgeltlich zur Verfügung. "Alle ziehen an einem Strang zum Schutz der Artenvielfalt", betont der Umwelt-Beauftragte des LWSB, Dieter Pfab. Er erklärt, dass nach der ursprünglich landwirtschaftlichen Nutzung am Stockerhof in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof ein nachhaltiges Gesamt-Konzept entstanden sei. Das Herzstück seien hier 12 000 Quadratmeter Auenwiese.

"Die Wiese muss aber gepflegt werden. Sie ist ein Jahrtausende altes Natur- und Kulturgut", sagt Christian Rachl. Der Natur- und Landschafts-Pfleger sorgte am Stockerhof dafür, dass die Auenwiese zwei Mal im Jahr gemäht, aber nicht gedüngt wird. "In so einer intakten Wiese gibt es 40 verschiedene Pflanzenarten. In den meisten kommerziellen Rasenmischungen sind drei verschiedene Grassamen drin. Da ist die Wiese leer und die Arten verlieren ihren Lebensraum", erläutert der Fachmann dazu. Seinen Worten zufolge ist die Auenwiese nicht bloß ein natürlicher Hochwasser-Schutz. Sie sei auch eine natürliche Waschanlage, die das einströmende Wasser der Flüsse biologisch reinige.

Im Rahmen des Projekts wollen die Initiatoren – so heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung – die ursprüngliche Auenlandschaft wiederherstellen und für die Öffentlichkeit sichtbar machen. Die Besucher sollen "ökologische Fragestellungen in Verbindung mit erneuerbaren Energien erleben", erklärt Christian Skublics, der Chef des mit der Planung beauftragten Ingenieur-Büros "Bosch&Partner".

Mit Fördermitteln solle unter anderem die alte Ilmschleife, die einst über das Gelände floss, um 20 Zentimeter vertieft werden. So sammle sich bei Regen das Wasser und schaffe neue Lebensräume. Hinzu kommen den Angaben zufolge drei Amphibien-Teiche, in denen sich Gelbbauchunken, Teichmolche und Kreuzkröten ansiedeln können.

 

Wer Landschafts-Pfleger Rachl über die Wiese streift, kann einiges entdecken. So laufen beispielsweise Küken von Fasanen, Kibitzen oder Rebhühnern durch die Wiese, weil die locker und natürlich bewachsen ist. Rachl bringt Schwalbennester an, pflegt das Insekten-Hotel, den Naturlehrpfad, legt Holzstapel als Behausung für Wildbienen an und dokumentiert seltene Arten hier in der Auenwiese.

So lebt im Quellbach der dreistachlige Stichling, ein heimischer Süßwasserfisch. Gleich am Ufer wachsen essbare Brunnenkresse, Gänsefingerkraut, Spitzwegerich und gefährdetes Mädesüß. Eine mehrjährige Staude und Heilpflanze, die einer Holunderblüte ähnelt. Auch die Wechselkröte, die auf der roten Liste gefährdeter Tiere Bayerns steht, hat Rachl in der Nähe gesichtet. Sie soll sich hier bald heimisch fühlen.

Die wilde Karde frisst Insekten.

"Aus meiner Sicht ist der Artenschutz sehr wichtig. Wenn wir uns hier umsehen, können viele der Pflanzen Heilwirkung haben", sagt der Experte und zeigt auf eine Heilpflanze, die er im Gras entdeckt hat. Die wilde Karde, auch Dipsacus genannt. Sie kann aber noch etwas anderes: Nach dem Regen sammelt sich Wasser im Trichter ihrer Stängelblätter. Insekten oder Blattläuse fallen hinein und werden verdaut. Auch so etwas gibt es in Bayern.

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