Bei der Eröffnung der Ulrichswoche ging der Augsburger Bischof Meier auch auf die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche ein.
(pba) Beim Pontifikalamt zum Hochfest des Heiligen Ulrich hat Bischof Bertram Meier dazu aufgerufen, sich von Vorbildern des Glaubens in Geschichte und Gegenwart stärken zu lassen. Hierbei erinnerte der Oberhirte der Diözese Augsburg, zu der auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören, vor allem an den Heiligen Ulrich sowie an den Heiligen Josef, dem das Leitwort der diesjährigen Ulrichswoche gewidmet ist: "Patris corde – Mit dem Herzen eines Vaters". Bis 11. Juli werden im Zuge der Ulrichswoche in der Basilika "St. Ulrich und Afra" wieder zahlreiche Gottesdienste gefeiert.
Gerade in Zeiten der Pandemie, die nicht nur in Unternehmen und Betrieben, sondern auch in vielen Familien ihre zerstörerische Kraft gezeigt habe, können der Nährvater Jesu "für viele, ganz unterschiedliche Lebensentwürfe Ansporn und Beispiel sein", so der Bischof in seiner Predigt. Ausdrücklich ermutigte er die Gläubigen, "sich nicht vordergründig am Mann-Sein des Heiligen Josef zu orientieren" und das Geschlecht eines heiligen Menschen als maßgeblich für seine Verehrung zu sehen. "Eine Kirche aus Frauen gegen eine Männerkirche zu stellen, bringt uns nicht weiter. Ziel ist eine geschwisterliche Kirche", betonte er.
Auch Bischof Ulrich habe große Fußstapfen hinterlassen, in die Christen beherzt treten sollten, so Meier ausgehend von der Vita des Heiligen Ulrich. Er verwies auf einen vermeintlich unscheinbaren Aspekt von dessen Biographie, nämlich eine besondere Form der Laktose-Intoleranz, an der Bischof Ulrich als Baby wohl gelitten habe. "Wer so früh in Lebensgefahr schwebte, der ist davon geprägt und weiß um die Zerbrechlichkeit und Herrlichkeit des Lebens", befand Meier. Unabhängig vom Bild des Bischofs als entschlossener und ehrfurchts-heischender "Streiter in Not", zeige die Biographie auch eine fürsorgliche und liebevolle Seite. Diese habe er auch als Bischof gezeigt, vor allem gegenüber den Bedürftigen: "Bischof Ulrich hat die Ärmsten der Armen in seine unmittelbare Nähe eingeladen." Die Randständigen habe er in seine Mitte genommen, ihnen dadurch buchstäblich Ansehen gegeben und ihre Würde gestärkt.
In Anlehnung an den Heiligen Ulrich, der seinen bischöflichen Dienst als geistliche Vaterschaft begriffen habe, lud Bischof Meier auch die Gläubigen dazu ein, geistliche Elternschaft zu übernehmen: "Gerade die Empathischen und Einfühlsamen unter uns möchte ich ermuntern: Erzählen Sie von beglückenden Erlebnissen, von Gotteserfahrungen, die ihr Leben in die Tiefe führten, von Menschen, die selbstlos und großherzig sind, die verantwortungsbewusst und mutig für andere eintreten." Die geistliche Elternschaft bestehe darin, der nächsten Generation Raum zu geben, ihr Achtung und Interesse entgegenzubringen.
Bezugnehmend auf die Missbrauchsfälle und Vertrauensbrüche von Seiten der Kirche, betonte Meier: "Wir dürfen über all dem Furchtbaren, von dem wir wissen, die frohe, befreiende Botschaft nicht verschweigen. Wir dürfen als Gläubige nicht verstummen, sondern müssen im Gegenteil auf das Gute und Gelingende, Lebensfördernde und Befreiende in unserem Glauben und bei denjenigen hinweisen, die ernst machen mit der Nachfolge Jesu."
Bereits am Samstagabend war die diesjährige Ulrichswoche mit einer feierlichen Pontifikal-Vesper eröffnet worden. In seiner Predigt ging Bischof Meier auf den Wechsel im Amt des Generalvikars ein, der zum 1. Juli vollzogen worden war. Dem ehemaligen Generalvikar Harald Heinrich dankte er dafür, dass er ihm "fester Prellbock, Puffer und Pastoraler Motor" gewesen sei. Dem neuen Generalvikar Wolfgang Hacker sagte er ein Willkommen als "Moderator Curiae", als Amtsleiter des bischöflichen Ordinariates. "Ein Generalvikar", so der Bischof, "muss viel Unangenehmes, Belastendes, Ärgerliches von seinem Bischof fernhalten und regeln, damit dieser die Aufgaben des Guten Hirten erfüllen kann." Dies habe Harald Heinrich in großer Loyalität, mit unermüdlichem Fleiß und klaren Konturen getan. Ebenso dankte der Bischof dem "ganzen Team im Generalvikariat", besonders der bisherigen Büro-Leiterin Rosemarie Helmschrott.
Den neuen Generalvikar Hacker bezeichnete er als "ruhigen besonnenen und zugleich entschlossenen Menschen und Geistlichen" – Fähigkeiten, die er brauchen werde. "Wir sind eine lebendige Dienstgemeinschaft mit dem Ziel, Jesus Christus und sein Evangelium nach vorn zu bringen", so der Bischof. "Auch Verwaltung, Finanzen und Recht haben bei uns nur Sinn, wenn sie im Dienst der Evangelisierung stehen." Zum Amt des Generalvikars generell stellte der Bischof klar, dass die Bistums-Leitung nicht "aus zwei ebenbürtigen elliptischen Brennpunkten" bestehe, sondern vom Bischof ausgeübt werde. Der Generalvikar helfe ihm dabei.
Bei einem kleinen Stehempfang im Anschluss an die Vesper bekannte Heinrich, dass er die Aufgabe als Generalvikar "gern getan" habe. Er dankte den Bischöfen Konrad Zdarsa und Bertram Meier, die ihn berufen hatten, vor allem aber auch seinem "Team kompetenter Mitarbeiterinen und Mitarbeiter". Verwaltung, so der ehemalige Generalvikar weiter, "ist kein notwendiges Übel – sie ist ein notwendiges Gut für die Pastoral." Der neue Generalvikar Hacker erinnerte sich an den Tag, an dem Bischof Meier ihm das Amt des Generalvikars angetragen hatte: "Es war ein großes Gefühl der Ehre – und dieses Gefühl ist nachhaltig: Es geht mir heute noch so."
Die Ulrichswoche steht unter dem Leitwort "Mit dem Herzen eines Vaters", das dem Jahr des heiligen Josef gewidmet ist. Bis 11. Juli werden in der Basilika "St. Ulrich und Afra" wieder zahlreiche Gottesdienste gefeiert. Der Schrein des Heiligen Ulrich wird die ganze Woche über zur Verehrung durch die Gläubigen präsent sein. Bischof Meier: "Der Nährvater Jesu gehört zu den stillen Heiligen im Evangelium, kein einziges Wort von ihm ist uns überliefert. Und doch ist er sehr beredt: Er war ein Mann nach dem Herzen Gottes, gerecht und voller Tatkraft", so Meier zum diesjährigen Wallfahrtsmotto. Als Urbild jedes Seelsorgers und Bischofs habe sich gewiss auch der Heilige Ulrich in seiner Hirtenseelsorge an Josef orientiert. "Setzen wir unser Vertrauen auf Gott, gerade dann, wenn die Zukunft ungewiss ist und unsere Kraft zu erlahmen droht."
In der Ulrichswoche wird es werktags jeweils um 12 Uhr eine Messe zum Heiligen Ulrich geben, um 19 Uhr wird täglich ein Wallfahrts-Gottesdienst mit verschiedenen Zelebranten gefeiert. Der traditionelle Gottesdienst zur Frauenwallfahrt findet am Mittwoch, 7. Juli, um 8 Uhr mit Bischof Meier statt. Auch hierfür ist eine vorherige Anmeldung beim Frauenbund erforderlich (E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!; Telefon 08 21 - 31 66 34 43). Ein Taizé-Gebet um 21 Uhr wird den Mittwochabend abschließen.
Ein Gottesdienst zum Innehalten, Gedenken und Bitten in Bezug auf die Corona-Pandemie wird am Samstag, 10. Juli, um 10 Uhr mit dem Bischof gefeiert. Die Krankenhaus-Seelsorge nimmt hierfür die Anmeldungen entgegen (E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!; Telefon 08 21 - 44 09 64 7). Nach einer Pontifikal-Vesper mit dem Bischof um 17.30 Uhr wird dieser Tag mit einem "Nightfever-Abend" im Anschluss an die Wallfahrtsmesse abgerundet.
"Aufgrund der Corona-Situation können große Gruppenwallfahrten leider nicht stattfinden, aber Pilger, die sich einzeln oder in kleinen Gemeinschaften auf den Weg machen, sind zu den täglichen Gottesdiensten herzlich willkommen", freut sich Christoph Hänsler, Stadtpfarrer der Pfarrei "St. Ulrich und Afra", auf viele Gläubige, die die Wallfahrtsmessen mitfeiern.
Auch unter Einhaltung des Abstands biete die Basilika zahlreichen Menschen Platz, so der Pfarrer. Reponiert wird der Ulrichsschrein seitens der Pfarrei "St. Ulrich und Afra" während eines Gottesdienstes am Sonntag, 11. Juli, um 18 Uhr. Eine vorherige Anmeldung im Pfarrbüro ist auch für diesen Gottesdienst nötig. Weitere Informationen zur Ulrichswoche gibt es auch auf https://ulrichswoche.de