Die Beamten werden nicht nur gezielte Tempo-Kontrollen durchführen, sondern auch die Einhaltung der Gurt- und Kindersicherungs-Pflicht überprüfen.
(ty) Am heutigen Dienstag hat im Freistaat das neue Schuljahr begonnen. Damit startet für viele Abc-Schützen ein neuer und aufregender Lebensabschnitt und es gilt, viele neue Herausforderungen zu meistern – dazu gehört auch der Schulweg. "Dabei sind alle Verkehrsteilnehmer aufgefordert, sich besonders vorsichtig und achtsam zu verhalten", appelliert das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord, zu dessen Zuständigkeits-Bereich auch der Landkreis Pfaffenhofen gehört. Die Gesetzeshüter werden nach eigenen Angaben ab heute wieder besonders im Umfeld von Schulen verstärkte Verkehrs-Kontrollen durchführen.
Unter anderem verweisen die Beamten auf die Gurt- und Kindersicherungs-Pflicht. "Der Anteil der nicht gesicherten Pkw-Insassen an den Verkehrstoten ist weiterhin hoch", betont ein Polizei-Sprecher. Jeder fünfte im vergangenen Jahr tödlich verunglückte Pkw-Insasse sei nicht angeschnallt gewesen: Im vergangenen Jahr seien bayernweit 200 Menschen in Pkw ums Leben gekommen; davon hatten 44 Personen den erforderlichen Sicherheitsgurt nicht angelegt. Zudem kam laut Polizei ein Kind ums Leben, das als Mitfahrer in einem Auto nicht ordnungsgemäß gesichert war. Von den zwischen Januar und Mai dieses Jahres in Pkw verunglückten Personen seien 16 nachweislich nicht angeschnallt gewesen.
Die Polizei-Dienststellen im Zuständigkeits-Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord werden laut offizieller Ankündigung zum Start des neuen Schuljahrs ab heute und bis einschließlich Freitag, 17. September, bei den Kontrollen ein ganz besonderes Augenmerk auf die Gurtanlege- und Kindersicherungs-Pflicht legen. "Schwerpunktmäßig finden diese Kontrollen im unmittelbaren Bereich von Schulen, Kindergärten und stark frequentierten Schulwegen zu den relevanten Zeiten statt", wurde dazu erklärt. Außerdem werden, so heißt es weiter, ganz allgemein im Rahmen der Aktion "Sicher zur Schule, Sicher nach Hause" bis einschließlich 1. Oktober die Schulwege verstärkt polizeilich überwacht.
Im abgelaufenen Schuljahr 2020/21 war laut offizieller Statistik im Zuständigkeits-Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord mit 62 Schulweg-Unfällen ein Anstieg im Vergleich zum um 24 Prozent beziehungsweise zwölf Fälle zu verzeichnen. Die Zahl der verletzten Schülerinnen und Schüler stieg den Angaben zufolge von 51 auf 69. Glücklicherweise sei im vergangenen Schuljahr zum sechsten Mal in Folge kein Schüler bei einem Schulweg-Unfall ums Leben gekommen. Und: "Wo eine Verkehrsregelung durch Polizei oder Schulweg-Helfer stattfand, war erneut kein Unfall zu verzeichnen." Das zeige einmal mehr, wie wichtig der Einsatz von Schulweg-Diensten sei.
Etwa die Hälfte aller Schulweg-Unfälle sei, wie auch in den Jahren zuvor, von den Schülern selbst verursacht worden. Die meisten Schulweg-Unfälle ereigneten sich laut Polizei auf der Fahrbahn (34), gefolgt von Radwegen (14) und Gehwegen (zehn). Die meisten Schulweg-Unfälle, nämlich 45 – das sind 73 Prozent – seien zu Schulbeginn und Schulende, also zwischen 7 und 8 Uhr beziehungsweise zwischen 13 und 14 Uhr verursacht worden. Buben und Mädchen im Alter zwischen zehn und 13 Jahren bildeten die größte Altersgruppe der Unfall-Verletzten. "Bei Schulweg-Unfällen war die Beteiligungsart der Radfahrenden (44) am häufigsten betroffen", so die Polizei weiter, "erst dann folgten die Fußgänger/-innen (14)".
"Natürlich ist jedes verletzte Schulkind eines zu viel", betont ein Polizei-Sprecher. "Doch gibt es trotz des nun wieder erfolgten Anstieges der Verkehrsunfälle auf Schulwegen keinen Grund zur Sorge. Im Zuständigkeits-Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord mussten in den Jahren vor Beginn der Corona-Pandemie mit leichten Schwankungen immer zwischen 80 und 106 Schulweg-Unfälle aufgenommen werden." Die Zahl der dabei verletzten Kinder hänge von Art und Ausmaß der Unfälle ab und sei regelmäßig leicht höher als die Unfallzahlen selbst.
Für die Schul-Anfänger sei die Teilnahme am Straßenverkehr unbekanntes Terrain, so die Polizei. Sie könnten auftretende Gefahren nur schlecht einschätzen und seien deshalb besonders gefährdet. Die Beamten appellieren deshalb auch an die Eltern: "Bereiten Sie Ihre Kinder gut auf den Schulweg vor und gehen Sie selbst immer mit gutem Beispiel voran – Erwachsene sind Vorbilder." Alle Verkehrsteilnehmer seien zudem gemeinsam gefordert, mit entsprechend erhöhter Aufmerksamkeit und vorausschauend zu fahren.
Anweisung des Ministers
Zum Beginn des neuen Schuljahrs appellierte auch der bayerische Innenminister Joachim Herrmann eindringlich an alle Verkehrsteilnehmer, im Straßenverkehr verstärkt auf Schulkinder zu achten: "Seien Sie gerade im Umfeld von Schulen stets besonders wachsam, ständig bremsbereit und niemals zu schnell. Jederzeit könnte unvermittelt ein Schulkind über die Straße rennen!" Gerade das fehlende Gefahren-Bewusstsein und die geringe Verkehrs-Erfahrung sind laut Herrmann für das hohe Unfallrisiko von Kindern verantwortlich. Der Innenminister habe die bayerische Polizei beauftragt, in den kommenden Wochen Schulwege verstärkt zu bestreifen. Das beinhalte auch gezielte Geschwindigkeits-Kontrollen und Schwerpunkt-Kontrollen zur Gurt- und Kindersicherungs-Pflicht.