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Deutliche Worte zur aktuellen Lage im Landkreis Pfaffenhofen, zu Hintergründen und Herausforderungen. Und über übelste Beschimpfungen.

(ty) Lange Schlangen vor dem Impf-Zentrum des Landkreises Pfaffenhofen in Hettenshausen-Reisgang. Und Dutzende wartende Impfwillige vor den Turnhallen oder Sälen, in denen die mobilen Impf-Teams in den Gemeinden die Corona-Impfungen mit den Vakzinen von "Biontech", "Moderna" oder "Johnson und Johnson" anbieten. Das ist nach Angaben des hiesigen BRK-Kreisverbands das Bild, das sich seit rund drei Wochen – nachdem die Corona-Inzidenz-Werte spürbar in die Höhe gegangen sind – täglich den Impfwilligen, aber auch den Mitarbeitern des Impf-Zentrums bietet. Beim BRK ist man sich sicher: "Herunterfahren der Impf-Zentren war ein schwerer Fehler." Genau so lautet die Überschrift einer heute veröffentlichten Presse-Mitteilung. Weiterer Kritikpunkt: "Kommunikativ läuft ebenfalls einiges schief."

"Entsprechend gepfeffert sind auch die Kommentare der Wartenden, die es draußen zu hören gibt", heißt es unter Verweis auf die längeren Wartezeiten, auf die zuletzt bereits mehrfach hingewiesen worden war. "Wenn auch ein Großteil der Wartenden die Situation richtig einschätzen kann und zumindest äußerlich verständnisvoll reagiert", berichtet BRK-Kreisgeschäftsführer Herbert Werner, "es ist schon gewaltig, was unsere Mitarbeiter da draußen abbekommen und aushalten müssen." Das Wort "Unfähigkeit" ist laut Werner "noch mit das Harmloseste". Seinen Worten zufolge geht es "bis zu übelsten verbalen Beschimpfungen". Dabei, so betont er, "geben unsere Leute deutlich mehr, als sie eigentlich müssten". Überstunden seien eh schon normal, "darüber wird gar nicht mehr gesprochen". 

 

Wie engagiert die Mitarbeiter seien, zeigt laut Werner schon ein kleiner Blick auf die Corona-Impf-Zahlen: "Regelmäßig über 500 Impfungen werden pro Öffnungstag im Impf-Zentrum verabreicht", erklärt Werner. Und bei den mobilen Teams vor Ort lägen die Zahlen deutlich über 100 pro Termin. "Ich kann mich nur bedanken und den Hut ziehen", sagt er. Doch wie beziehungsweise warum kam es zu der aktuellen Situation mit Warteschlangen in der Kälte? Der Pfaffenhofener BRK-Kreisgeschäftsführer Werner ist sich da sicher: "Hätte man die Impf-Zentren nicht auf Anordnung der bayerischen Staatsregierung so drastisch heruntergefahren, hätten wir von einem ganz anderen Stand aus beginnen können."

 

Es klingt frustrierend: "Wir haben versucht, die Reduzierung noch abzumildern, aber hierfür keine Freigabe erhalten", berichtet Werner. "Unsere beiden Zentren in Pfaffenhofen und Geisenfeld waren auf bis zu 1000 Impfungen pro Tag ausgelegt. Auf Anordnung der Regierung mussten wir auf 200 runterfahren." Das heißt, so führt er dazu konkret aus: "Wir haben uns von drei Viertel unseres Personals getrennt. Obwohl alle Wissenschaftler und Fachleute davor gewarnt hatten, die Politik ließ sich nicht überzeugen. Es blieb uns nichts anderes übrig, als das umzusetzen." Dabei, so Werner, könne man sich im Freistaat Bayern noch "glücklich" schätzen – "in anderen Bundesländern wurden die Zentren komplett geschlossen".

Anfang November sei die Vorgabe des Ministeriums gekommen, wieder hochzufahren. Doch da war aus Sicht des Pfaffenhofener BRK-Kreisverbands das Kind schon in den Brunnen gefallen. "Viele unserer ehemaligen Mitarbeiter sind inzwischen bei anderen Arbeitgebern untergekommen, stehen uns also nicht mehr zur Verfügung", sagt Werner. "Wir fahren jetzt mühsam wieder hoch, versuchen motivierte und qualifizierte Mitarbeiter für unser Zentrum zu gewinnen." Erste Erfolge zeigten sich bereits: "Innerhalb kürzester Zeit ist es gelungen, rund 15 Mitarbeiter neu oder wieder einzustellen. Zudem unterstützen unsere Ehrenamtlichen, wo immer es geht." Sehr Dankbar sei man auch für das Angebot von Landratsamt und Kommunen, mit Verwaltungs-Personal auszuhelfen. 

"Kommunikativ läuft ebenfalls einiges schief", kritisiert der BRK-Kreisverband in seiner heutigen Presse-Mitteilung und führt dazu aus: "Seit Samstag sorgt die Meldung aus dem Bundes-Gesundheits-Ministerium nur noch für Kopfschütteln, dass der Lieblings-Impfstoff Biontech rationiert werden soll und vermehrt auf Moderna zu setzen ist. Unsere Leute vor Ort müssen erneut erklären und überzeugen, obwohl diese Neuerung von oben verfügt und einfach weitergegeben wird. Noch vor wenigen Tagen wurde davor gewarnt, Moderna bei bestimmten Altersgruppen einzusetzen. Jetzt soll dieser Stoff plötzlich vorrangig verimpft werden."

Hier finden Sie alle wichtigen bisher veröffentlichten Beiträge über die Corona-Virus-Krise in der Region im Überblick


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