Auf Antrag des Jugend-Parlaments und nach Beschluss des Stadtrats gibt es in der Mittelschule und im "Utopia" künftig Tampons und Binden kostenlos. Weitere Einrichtungen könnten folgen.
(ty) Das Pfaffenhofener Jugend-Parlament und die Stadtverwaltung haben in der Mittelschule und in der Jugend-Talent-Station "Utopia"erstmals Spender für Binden und Tampons montiert. "Die kostenlosen Menstruations-Artikel stehen ab sofort allen Schülerinnen und Lehrerinnen sowie den Besucherinnen der Jugend-Talent-Station bei Bedarf zur Verfügung", wird in einer gemeinsamen Presse-Mitteilung von Jugend-Parlament und Stadt unterstrichen, die heute veröffentlicht worden ist. Im Dezember hatte der Stadtrat einhellig einem entsprechenden Antrag des Jugend-Gremiums zugestimmt. Unter dem Motto "Happy Bleeding" wolle das Jugend-Parlament auf das Thema aufmerksam machen und zu dessen Enttabuisierug beitragen. Das Projekt werde von einer Sticker-Aktion begleitet.
"Tampons und Binden sollten genauso frei in öffentlichen Toiletten zur Verfügung stehen, wie Seife, Klopapier und Handtücher", argumentiert das Jugend-Parlament mit Blick auf die Kosten, die Frauen durch Menstruations-Artikel entstehen. Rund 20 000 Euro gäben Frauen durchschnittlich in ihrem Leben dafür aus. "Da gibt es selbst im reichen Deutschland einige, die sich das nicht leisten können und dann auf unhygienische Alternativen mit gesundheitlichen Folgen zurückgreifen oder Schule und Arbeit fernbleiben", heißt es aus dem Jugend-Gremium. "Aber auch falls, man einfach mal nur nicht vorbereitet ist, ist es oft sehr unangenehm, andere um Hilfe bitten zu müssen." Vorausgegangen waren dem Antrag im Stadtrat eine Umfrage an Gymnasium, Mittel- und Realschule dazu, welche Menstruations-Artikel wie dringend benötigt würden, sowie zahlreiche Planungs-Treffen.
Das Jugend-Parlament informierte sich außerdem darüber, welche verschiedenen Menstruations-Artikel und Spender-Systeme es gibt, und beschäftigte sich ferner mit möglichen Aufklärungs-Kampagnen sowie mit der Frage, wer die Automaten befüllt. In Abstimmung mit dem Jugend-Gremium der Kreisstadt wurden laut Angaben der Stadtverwaltung letztlich sieben "Periodically"-Automaten sowie dazu verschiedene Tampons und Binden bestellt, die in den Toiletten der Mittelschule und in der Jugend-Talent-Station "Utopia" (Bistumerweg 5) montiert wurden. Die Sparkasse von Pfaffenhofen unterstütze das Projekt mit 500 Euro. Das städtische Amt für "Familie, Bildung und Soziales" zeichne für die Organisation der Beschaffung sowie deren Befüllung verantwortlich.
Das Nachwuchs-Gremium werde – so heißt es weiter – zusammen mit der Stadtjugendpflege "in den nächsten Wochen und Monaten die Entwicklung des Projekts beobachten". Nach einem erfolgreichen Testlauf könnten den Angaben zufolge dann weitere städtische Gebäude mit solchen Spender-Systemen für Menstruations-Artikel ausgestattet werden. Das Jugend-Parlament hoffe zudem, dass umliegende Gemeinden sowie Betriebe wie Gaststätten oder Cafés ebenfalls kostenlose Menstruations-Artikel bereitstellen. Im Jugend-Zentrum "Atlantis" hat die Stadtjugendpflege nach eigenem Bekunden mit kostenlosen Menstruations-Artikeln "bereits jahrelange und gute Erfahrungen gemacht".
Über den neuen Jugend-Kreistag, der – wie berichtet – kürzlich zu seiner konstituierenden Sitzung zusammengekommen war, wollen die Pfaffenhofener Jugend-Parlamentarier auch an Realschule und Gymnasium auf eine Bereitstellung kostenloser Menstruations-Artikel hinwirken. Darüber hinaus plane das Pfaffenhofener Jugend-Parlament Aufklärungs-Formate, um das Thema Menstruation aus seiner Tabuisierung herauszuholen. Denn das ist nach Ansicht des Gremiums ein großer Teil des Problems, der verhindert, dass Menstruations-Artikel nicht schon lange ebenso selbstverständlich wie Seife auf öffentlichen Damen-Toiletten zur Verfügung stehen.
Der Pfaffenhofener Bürgermeister Thomas Herker (von links), die Jugend-Parlamentarier Pascal Altendorf, Paula Stahl und Victoria Gallus sowie Julia Spitzenberger, die Jugend-Referentin des Stadtrats, vor der Grund- und Mittelschule in der Kreisstadt.
