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Landratsamt nennt Details zu interkommunalem Projekt: 44 Gondeln sollen im 36-Sekunden-Takt auf der rund fünf Kilometer langen Strecke verkehren.

(ty) Im Zuge des Projekts "Smart Urban Connection" soll zwischen dem Wöhrdplatz in Kelheim und dem zirka fünf Kilometer entfernten Bahnhof in Saal an der Donau eine hochmoderne Seilbahn errichtet werden. Sie soll "die urbane Verkehrs-Infrastruktur revolutionieren", heißt es aus dem Kelheimer Landratsamt. Positive Vorgespräche mit den Verkehrs-Ministerien auf Landes- und Bundes-Ebene seien schon geführt. Außerdem sei bereits eine mögliche Streckenführung abseits der Wohnbebauung entwickelt. Die Rede ist von einer Fahrt-Geschwindigkeit von sieben Metern pro Sekunde und der damit nicht nur längsten, sondern auch schnellsten Seilbahn in Deutschland. Angedacht sind 44 Gondeln, die im 36-Sekunden-Takt verkehren. Das voraussichtliche Projekt-Volumen wird auf 27,6 Millionen Euro beziffert; gerechnet wird mit einer Förderung von bis zu 90 Prozent.

In einer gemeinsamen Info-Veranstaltung haben der Kelheimer Landrat Martin Neumeyer, der Kelheimer Bürgermeister Christian Schweiger und Stefan Grüttner, der Rathaus-Chef von Saal an der Donau, am gestrigen Abend das Projekt "Smart Urban Connection" dem Mobilitäts-Ausschuss des Kreistags sowie den beiden Gemeinderats-Gremien präsentiert.

Erste positive Vorgespräche mit dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) sowie dem bayerischen Verkehrsministerium seien bereits geführt. Das BMDV fördert laut Landratsamt eine Auswahl an "Überfliegerstädten" und plant, den Landkreis Kelheim als Teil der Studie zur Realisierung von Seilbahnen als Bestandteil des öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) zu implementieren. 

"Zur Schaffung einer hohen Akzeptanz sowie zur Klärung offener Fragen rund um das Seilbahn-Projekt wird es zeitnah in Kelheim und Saal/Donau jeweils eine Bürger-Informations-Veranstaltung geben", teilte die Landkreis-Behörde weiter mit. 

 

Die Eckpunkte fasst das Landratsamt in einer Presse-Mitteilung wie folgt zusammen:

  • Strecke: Fünf Kilometer 
  • Einseil-Umlaufbahn mit 21 Stützen
  • 44 Gondeln
  • Geschwindigkeit: sieben Meter pro Sekunde
  • 36-Sekunden-Taktung
  • Lineare Streckenführung ohne Richtungs-Änderung und Zwischenstopp
  • Städtebaulich keine weiteren Maßnahmen nötig
  • Klimaneutrale, lokale Stromerzeugung (Photovoltaik, Windenergie und Wasserstoff bereits in Planung)
  • Abstand zur Bebauung: weder Verschattung noch Überflug von Wohngebieten, Wahrung der Privatsphäre
  • Voraussichtliches Projektvolumen: zirka 27,6 Millionen Euro bei einer Förderung von voraussichtlich bis zu 90Prozent
  • Interkommunales Projekt: Kelheim 70 Prozent, Saal an der Donau 30 Prozent (ebenso Aufteilung bei Gewährleistung des Betriebs) mit Unterstützung des Landkreises Kelheim
  • Nahtlose Einbindung in attraktives Tarifsystem, "KelRide", Kexi, Kelheimer Schifffahrt ist beabsichtigt

 

"Die direkte Trasse zwischen dem Wöhrdplatz in Kelheim und dem Bahnhof in Saal/Donau wurde bereits einer Prüfung unterzogen und eine seilbahnmäßig machbare Trasse abseits von Wohnbebauungen entwickelt", teilte das Landratsamt weiter mit.

Um die Fahrtzeit so kurz und attraktiv wie möglich zu halten, solle die Fahrtgeschwindigkeit bei sieben Meter pro Sekunde liegen, wodurch diese Anlage laut Landratsamt "nicht nur die längste, sondern auch die schnellste Seilbahn in Deutschland wäre". Die Fahrtzeit vom Bahnhof in Saal/Donau zum Wöhrdplatz in Kelheim würde damit den Angaben zufolge etwa zwölf Minuten betragen.

Christian Nerb, der Bürgermeister von Saal, sagt: "Im Rahmen der Neugestaltung des Bahnhofs-Vorplatzes und der Sanierung des Bahnhofs in Saal ergibt sich mit einer permanenten Verkehrs-Anbindung nach Kelheim ein deutlicher Mehrwert, der allen Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde zugutekommt."

"Die Städte Kelheim und Tirschenreuth sind bayernweit die einzigen Kreisstädte ohne direkte Bahnanbindung", so das Landratsamt weiter. Eine immer wieder ins Gespräch gebrachte Reaktivierung der alten Bahnstrecke sei jedoch aus verschiedenen Gründen nicht mehr möglich. Trotz des Verlusts des eigenen Bahnhofs durch die Schließung der Bahnstrecke Saal–Kelheim im Jahre 1998 habe sich Kelheim zu einer wachsenden Stadt mit einem positiven Pendler-Saldo entwickelt.

Das bedeute: Es gebe mehr Einpendler nach Kelheim als Auspendler. Diese Situation führe zwangsläufig aber zur Überlastung und Überschreitung der Ost-West-Verkehrsachsen der Region – verwiesen wird etwa auf die Regensburger Straße. Innovative Ansätze, um die Mobilitäts-Nachfrage zu bedienen, gebe es bereits – genannt werden beispielsweise "Kexi" oder der autonome On-Demand Shuttle-Service "KelRide".

 

Mit der Realisierung einer barrierefreien Seilbahn-Verbindung zwischen Kelheim und dem zirka fünf Kilometer entfernt liegenden Bahnhof in Saal/Donau bietet sich laut Landratsamt "eine einmalige Chance, das bestehende öffentliche Verkehrs-System sinnvoll zu ergänzen, die bestehenden Verkehrswege zu entlasten und die Mobilität im ländlichen Raum nachhaltig zu stärken".

Ein Direkt-Zugang von der Seilbahn auf den Bus- beziehungsweise Bahnsteig solle hierfür geschaffen werden. Eine Verknüpfung der Seilbahn mit anderen Verkehrsträgern – in Kombination zum Beispiel von Pendler-Parkplätzen und Fahrrad-Abstell-Anlagen – "birgt zudem ein hohes Potenzial für eine Verkehrswende im Sinne von weniger Autos auf den Straßen bei besserem Mobilitäts-Service und höherer Lebensqualität".

"Es ist uns ein sehr großes Anliegen, das Mobilitäts-Angebot im Landkreis über den klassischen ÖPNV hinaus zeitgemäß weiterzuentwickeln und modern und umweltfreundlich zu gestalten", sagt Landrat Martin Neumeyer. Als potenzielle "Überfliegerstadt" im Rahmen des Leitfadens des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr biete sich "für unsere Region die einmalige Gelegenheit, eine attraktive Verkehrs-Anbindung mit einer zukunftsfähigen, ökologisch und ökonomisch sinnvollen Verkehrsform zu schaffen".

Der Kelheimer Bürgermeister Christian Schweiger erklärt: "Mit dieser modernen und richtungsweisenden Form des ÖPNV wird Kelheim endlich wieder an den öffentlichen Schienen-Nahverkehr angebunden sein." Gleichzeitig stelle eine Seilbahn die wohl zukunftsweisendste und umweltschonendste Form der Personen-Beförderung dar und komplettiere damit das innovative ÖPNV-Angebot in der Kreisstadt. "Als Stadt sind wir mit unserem Vorschlag, eine Seilbahn im ÖPNV des Landkreises Kelheim zu installieren, beim Landrat sofort auf offene Ohren gestoßen", so Schweiger.


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