Experte Jan Tenner erklärt die Hintergründe und Besonderheiten. Autofahrer werden um Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme gebeten.
(ty) Das gilt freilich nicht nur für den Kreis Neuburg-Schrobenhausen. Aber die Untere Naturschutz-Behörde des hiesigen Landratsamts hat in einer aktuellen Meldung darauf aufmerksam gemacht, dass Ende Februar die Zeit der Amphibien-Wanderung beginnt. Vor diesem Hintergrund werden die Verkehrsteilnehmer um erhöhte Aufmerksamkeit gebeten. "Denn ab jetzt machen sich Frösche, Kröten, Unken und Molche auf den Weg zu ihren Laich-Gewässern", erklären die Experten: "Der Mensch nimmt sie dann am deutlichsten beim Froschkonzert wahr und auf den Straßen bei ihrer Wanderung zu den Laichgewässern."
"Amphibien sind wechselwarme Tiere, das bedeutet, dass sie ihre Körpertemperatur nicht selber regulieren können und von der Umgebungs-Temperatur abhängig sind", berichtet Jan Tenner von der Unteren Naturschutz-Behörde. "Das erklärt, weshalb sie mit den steigenden Temperaturen aus ihrer Winterstarre erwachen und sich unverzüglich auf die Reise zu ihren Laich-Gewässern machen." Meist geschieht das seinen Worten zufolge bei Regen sowie Nacht-Temperaturen ab fünf Grad Celsius. Tenner weist in diesem Zusammenhang auch darauf hin dass sich aus diesem Grund der Klimawandel bei den Amphibien besonders auswirke.
In Bayern leben nach Behörden-Angaben 19 verschiedene Amphibien-Arten. Dazu zählten die Frösche, Kröten und Unken als so genannte Froschlurche sowie die Molche und Salamander als Schwanzlurche. "Sie sind sowohl Land- als auch Wasserbewohner und durchlaufen während ihres Heranwachsens eine erstaunliche Verwandlung", heißt es aus dem Landratsamt in Neuburg. "Vom Ei über die Kaulquappe bis hin zum erwachsenen Tier verändern sie ihre Gestalt komplett. Dabei haben fast alle Amphibien einen festen Jahres-Rhythmus und suchen im Frühjahr das Wasser auf." Übrigens: "Arten wie die Erdkröte wandern dann konzentriert an wenigen Tagen, wohingegen der kleine Laubfrosch über mehrere Wochen eher unauffällig unterwegs ist."
Nach der Balz und der Fortpflanzung kümmern sich Amphibien laut Experten-Angaben nicht mehr wirklich um ihre Eier. "In der Regel machen sich die Eltern dann auf den Weg in ihre Sommer-Quartiere." Seien dann ihre Jungen groß genug, wechseln auch diese – Hüpferlinge genannten Jungtiere – nach und nach in ihren Landlebensraum, wo sie sich für den Winter vorbereiten und alles fressen was in ihr Maul passe. Denn Amphibien seien Fleischfresser. "Ab September beginnen sie frostfreie Winter-Quartiere zu suchen und sich unter Steinhaufen, Baumstümpfen und in Erdlöchern, Höhlen und offenen Kellergewölben zurückzuziehen. Danach verfallen die Tiere von November bis März in eine Winterstarre und der Kreislauf beginnt von vorn."
"Amphibien sind Nützlinge", unterstreicht Jan Tenner und erklärt, dass ihr Verschwinden ein empfindliches Loch in die natürliche Nahrungskette reißen würde. Alle Lurche fressen Käfer, Spinnen, Würmer, sie seien aber auch wichtige Beutetiere für vielerlei Vögel, Reptilien und Säugetiere. So habe jede einzelne Art ihre Bedeutung im Öko-System, ihr Aussterben bedeute stets "einen Verlust für unsere Heimat und Erlebniswelt". Daher bitte die Untere Naturschutz-Behörde die Bürgerinnen und Bürger um Mithilfe beim Erhalt dieser wertvollen Arten: "Nehmen Sie bitte jetzt verstärkt Rücksicht beim Autofahren und helfen Sie den Amphibien, indem Sie ihnen Rückzugsorte schaffen."
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