Dramatischer Zwischenfall: 28-Jähriger hat kurz nach dem Start eine Stewardess in seine Gewalt gebracht – Offenbar wollte der Kosovare seiner Rückführung entgehen – Täter inzwischen festgenommen – Drei Personen verletzt
(ty) Wegen einer Geiselnahme an Bord musste heute Vormittag eine vom Münchner Flughafen aus in Richtung Budapest gestartete Maschine umkehren und wieder in der Landeshauptstadt landen. Soweit die zuständige Kriminalpolizei Erding bislang ermitteln konnte, hatte ein 28-jähriger Passagier aus dem Kosovo kurz nach dem Start eine 50-jährige Flugbegleiterin in seine Gewalt gebracht und sie mit einer abgebrochenen Rasierklinge bedroht. Die Frau und zwei weitere Stewardessen im Alter von 50 und 36 Jahren wurden leicht verletzt, wie die Polizei mitteilt.
Wie das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord in einer ersten offiziellen Erklärung zu dem dramatischen Zwieschenfall mitteilte, wollte der 28-Jährige offensichtlich seiner verfügten Rückführung nach Ungarn entgehen. Der Kosovare befand sich den Angaben zufolge in einem Asylverfahren in Ungarn. „Nach seiner unerlaubten Einreise nach Deutschland, verbrachte er die vergangenen vier Wochen in Haft in Passau und sollte heute nach Ungarn unbegleitet zurückfliegen“, so ein Polizeisprecher.
Wie Focus-Online berichtet, soll der 28-Jährige mit der Stewardess, die er dann als Geisel nahm, in Streit geraten sein. Geschehn sein soll das alles schon kurz nach dem Start der Lufthansa-Maschine, die um 11.23 in Richtung Budapest gestartet war. Der Täter soll ausgeflippt sein und die Flugbegleiterin dann in eine Bord-Toilette gezerrt und ihr die Rasierklinge an den Hals gehalten haben.
Die Verkehrsleitung des Flughafens München verständigte heute gegen 11.30 Uhr die Polizeiinspektion am Flughafen München darüber, dass ein Linienflugzeug auf dem Weg nach Budapest kurz nach dem Start wegen einer Bedrohungslage an Bord umkehren musste. Das Flugzeug landete dann gegen 11.45 Uhr wieder am Münchener Airport. Die 76 Passagiere konnten den Airbus an der Abstellposition am Terminal 2 wieder verlassen, wie es heißt. Entgegen erster anders lautender Meldungen sei das Flugzeug nicht gestürmt worden, wie Focus-Online einen Polizeisprecher zitiert.
An Bord blieben den Angaben zufolge nach der Rückkehr am Münchner Flughafen die Piloten sowie die Flugbegleiterin, die von dem 28-Jährigen Passagier mit der abgebrochenen Rasierklinge weiter bedroht wurde. Die Münchner Flughafenpolizei konnte mittels Dolmetscher Verbindung zu dem Täter aufnehmen und ihn letztlich widerstandslos festnehmen, wie das Polizeipräsidium berichtet. Der 28-Jährige ist nun offenbar am Flughafen in Haft. Nach unbestätigten Informationen wurde er nicht verletzt. Weitere Erkenntnisse und Hintergründe liegen derzeit noch nicht vor.
Unklar ist noch, wie der Täter die "halbe Rasierklinge" ins Flugzeug schmuggeln konnte, so Hans-Peter Kammerer, der Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord. Das müsse nun genauestens geklärt werden, sagte er sinngemäß. Der 28-Jährige war nämlich erst einige Stunden zuvor in der Justizvollzugsanstalt in Passau abgeholt und von Polizeibeamten zum Flughafen gebracht worden. "Polizisten bringen in zum Airport, begleiten ihn durch die Sicherheitskontrolle, weichen nicht von seiner Seite bis er im Flieger sitzt", beschreibt Spiegel-Online das Szenario.