Nach Gewerkschafts-Erkenntnissen sind durch Corona im Kreis Pfaffenhofen alleine im Gastgewerbe 230 Minijobs verloren gegangen.
(ty) Wenn Corona den Job kostet. "Im Kreis Pfaffenhofen an der Ilm ist die Zahl der Minijobs in Hotels und Gaststätten während der Pandemie deutlich zurückgegangen", teilt die Gewerkschaft "Nahrung, Genuss, Gaststätten" (NGG) mit. "Mitte vergangenen Jahres zählte das Gastgewerbe im Landkreis rund 1100 Stellen auf 450-Euro-Basis – das sind 230 weniger als zwei Jahre zuvor; minus 17 Prozent." Die Gewerkschaft beruft sich hierbei auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. "450-Euro-Kräfte zählen zu den Hauptverlierern der Pandemie", sagt Rainer Reißfelder, der als NGG-Geschäftsführer für die Region Oberpfalz auch das nördliche Oberbayern mitbetreut.
"Von der Küchenhilfe im Restaurant bis zur Verkäuferin an der Bäckerei-Theke – viele Minijobber leben in ständiger Angst, gekündigt zu werden", erklärt Reißfelder und kritisiert: "Dabei haben sie weder Anspruch auf das Arbeitslosen- noch auf das Kurzarbeiter-Geld." Der Gewerkschafter warnt davor, dass künftig noch mehr Menschen in solche unsicheren Jobs abrutschen könnten und damit zu prekären Bedingungen arbeiten müssten. "Wenn die Bundesregierung die Verdienstgrenze bei den Minijobs anhebt, dann dürfte das viele reguläre Arbeitsplätze verdrängen. Für die Betroffenen, zu einem Großteil Frauen, wird das zur Karrierefalle. Und spätestens im Alter ist Armut vorprogrammiert", so Reißfelder.
"Nach den Plänen der Berliner Ampel-Koalition sollen Minijobber künftig 520 statt wie bislang 450 Euro im Monat verdienen können – ohne dafür beispielsweise automatisch arbeitslosen-versichert zu sein", so die NGG zum aktuellen Hintergrund. Den entsprechenden Gesetzentwurf, über den der Bundestag noch im Frühjahr beraten werde, kritisiert die Gewerkschaft scharf: "Die Politik baut prekäre und krisenanfällige Stellen weiter aus, statt sie einzudämmen. Das ist ein Irrweg – gerade nach den Erfahrungen mit Corona. Viele Minijobber haben bei der Kurzarbeit in die Röhre geguckt oder ihre Stelle verloren." Die NGG verweist auf den Koalitionsvertrag.
Darin schrieben SPD, Grüne und FDP, es müsse verhindert werden, dass Minijobs als Ersatz für reguläre Arbeitsverhältnisse missbraucht oder zur Teilzeitfalle werden. Die Gewerkschaft ruft deshalb die heimischen Bundestags-Abgeordneten der Ampel-Koalition dazu auf, sich an dieses Versprechen zu halten und "das Gesetz auf solide Füße zu stellen". Abhilfe könne langfristig allerdings nur eine grundlegende Reform schaffen: Für Minijobs müsse bereits ab dem ersten Euro die Sozialversicherungs-Pflicht gelten. Erst wenn Sozial-Abgaben, Kranken-, Pflege- und Rentenversicherungs-Beiträge gezahlt würden, könnten Beschäftigte wirksam geschützt werden.
Nach Einschätzung von NGG-Funktionär Reißfelder hätte dies positive Effekte vor Ort: "Die Abschaffung der Sonder-Regelungen für Minijobs würde dabei helfen, den Fachkräfte-Mangel zu bekämpfen. Im Kreis Pfaffenhofen klagen vor allem Hoteliers und Wirte, kein Personal mehr zu finden. Aber Fachleute gewinnt man nicht, indem man kaum abgesicherte Stellen mit wenigen Wochenstunden bietet, sondern reguläre Arbeitsverträge mit Perspektive und sozialem Netz. Davon würden am Ende alle profitieren – die Beschäftigten, die Betriebe und durch höhere Einnahmen auch der Staat und die Sozialversicherungen."