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Experten berichten von komplexer Situation und hoher Fund-Dichte. Relikte aus der Zeit zwischen Frühmittelalter und früher Neuzeit.

(ty) Zahlreiche Überreste aus dem Zeitraum zwischen Frühmittelalter und Frühneuzeit hat das archäologische Grabungsteam der Firma "Pro Arch Prospektion und Archäologie GmbH" bei einer Ausgrabung im Zuge der Erneuerung des Wolnzacher Ortskerns entdeckt und sichergestellt. "Scherben, Mauerreste, Bestattungen – aufgrund der zentralen Lage inmitten des Marktes, wies die Grabung eine sehr hohe und vor allem komplexe Fund-Situation auf", heißt es in einer heute veröffentlichten Mitteilung der Firma. Die Fachleute geben Einblick in ihre Arbeit und berichten von konkreten Funden. Wir fassen zusammen.

Für das Team um Grabungs-Leiter Tobias Riegg und Anthropologin Vera Planert habe es bei zum Teil frostigen Bedingungen viel zu tun gegeben. "Denn dort, wo der dicht belegte und hoch-komplexe ehemalige Friedhof am Fuße der Laurentiuskirche nicht vollständig konservatorisch überdeckt werden konnte, mussten die entsprechenden Bereiche händisch auf das erforderliche Niveau abgetragen werden", berichten die Experten. Reste von mehr als 100 Bestattungen seien anthropologisch und bestattungs-archäologisch fachgerecht freipräpariert und dokumentiert worden. "Dabei war stets darauf zu achten, den wissenschaftlichen Informations-Verlust zu minimieren und die Effizienz der Grabung zu optimieren", heißt es weiter.

Durch die lange Laufzeit des Friedhofs – nach Experten-Erkenntnissen wohl vom Frühmittelalter bis ins 19. Jahrhundert – sei es oft eine Herausforderung gewesen, zu erkennen, welche Skelett-Teile zusammengehörten und wie ältere Gräber durch jüngere Gräber überlagert worden seien. "Interessant sind diese Bestattungen vor allem aus anthropologischer Sicht", erklärt die Grabungs-Firma. "Die Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie in München könnte daraus wertvolle Erkenntnisse zum Beispiel über Krankheiten, Ernährung oder Verwandtschafts-Verhältnisse der historischen Wolnzacher ziehen." Doch man erhofft sich noch weitere Erkenntnisse.

In Wolnzach gefundenes Bronze-Medaillon. 

Denn auch aus kultureller Sicht stellen Gräber eine wertvolle Forschungs-Grundlage dar. Konnten doch laut Firmen-Angaben im Zuge der Ausgrabungen auch Kleidungs-Bestandteile wie Bronzeknöpfe, Schließhaken und Gürtelschnallen sowie Schmuck wie Glasperlen, Knochenperlen, Steinperlen, Bronze-Medaillons und Bronzekreuze von Rosenkränzen sichergestellt werden. "Ein pietätvoller Umgang mit den Verstorbenen war den Archäologen dabei ebenso wichtig wie der wissenschaftliche Erkenntnis-Gewinn", wird versichert. Viele der sterblichen Überreste werden – so wurde jetzt erklärt – in Absprache mit dem Landesamt und der Gemeinde als Auftraggeber in kirchliche Obhut für eine anschließende Beisetzung übergeben. 

Zudem seien während der archäologischen Maßnahmen auch Reste der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bebauung dokumentiert worden – wenngleich deren Erhaltungs-Zustand aufgrund der Bauarbeiten der vergangenen Jahrzehnte lokal stark differiert habe. "Dazu zählten neben Resten der Friedhofs-Mauer auch gemauerte, teils unterkellerte kirchliche Marktbuden der Frühneuzeit, eine Vorratsgrube des späten Früh- oder Hochmittelalters und ein vermutlich mittelalterlicher, rundlicher Ofen sowie ein Brunnen der späten Frühneuzeit", berichten die Fachleute. Zu den insgesamt 232 bearbeiteten Befunden zählten ferner vereinzelte Tierknochen, Keramik-Fragmente und ein Pfennig aus dem Jahre 1627. 


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