Was der Gewinn pro verkauftem Auto aus dem Hause VW mit dem Reichtum der Stadt Ingolstadt zu tun hat
(ty) Ein Verkaufsrekord jagt den nächsten. Die stetig steigenden Absatzzahlen bei Audi geben einem alten Spruch neue Nahrung: Geht es Audi gut, geht es auch Ingolstadt und der Region gut. Das ist zwar – gerade was die Arbeitsplätze betrifft – richtig, aber nur die halbe Wahrheit. Denn zum einen sagen Absatzrekorde alleine noch nichts aus über die Rentabilität eines Unternehmens. Und zum zweiten müsste der Spruch genau genommen heißen: Geht es VW gut, geht es auch Ingolstadt gut. Denn die Gewerbesteuer, die die Schanz zu einer wohlhabenden Stadt gemacht hat, die hängt nicht alleine an Audi, sondern eben am Mutterkonzern VW.
Die Gewinnsituation bei VW ist letztlich entscheidend, wie viel Gewerbesteuer in die städtischen Klassen fließt. Zwar ist Audi an diesem Gewinn überproportional beteiligt und steuert mitunter die Hälfte des gesamten VW-Konzerns bei. Entscheidend aber für das Wohl und Wehe an der Gewerbesteuerfront ist VW selbst.
In den kommenden Jahren, das hat Finanzbürgermeister Albert Wittmann bereits mehrfach erläutert, wird diese Steuer für Ingolstadt ein wenig bescheidener ausfallen. Grund dafür sind nicht nur die konzernweiten Investitionsprogramme, die den Gewinn natürlich schmälern, sondern auch die Tatsache, dass die VW-Familie – wie jüngst mit der Übernahme von MAN – immer größer wird und der Kuchen dadurch auch auf mehr Mäuler beziehungsweise Standorte verteilt werden muss.
Und noch etwas könnte die Situation belasten. Und das hat mit dem Fahrzeugabsatz zu tun. Denn ein Auto zu verkaufen ist die eine Sache, daran ordentlich zu verdienen die andere. Wichtiger als der Absatz ist für den Hersteller der Gewinn pro verkauftem Auto. Ferdinand Duddenhöfer, Direktor des Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen, hat jetzt eine Studie vorgelegt, aus der hervorgeht, wie viel beim Verkauf eines Autos beim Hersteller wirklich hängen bleibt, die so genannte Ebit-Marge oder der Gewinn von Zinsen und Steuern.
Und da ist Audi gottlob oben dabei. Denn 3188 Euro pro verkauften Fahrzeug (oder 10,1 Prozent) bleiben beim Premiumhersteller hängen. Zum Vergleich: Bei BMW sind es 3390 Euro, bei Mercedes 2588 Euro. Deutlich rentabler ist da nur Porsche. Bei den Zuffenhausener VW-Kindern sind es immerhin 16 639 Euro oder 18 Prozent, die in der Kasse bleiben beim Verkauf einer Edel-Kutsche.
Soweit die guten Nachrichten. Es gibt aber auch schlechte. Denn ausgerechnet bei VW hapert es an dieser Ebit-Marge. In Wolfsburg verdient man pro verkauftem Auto nicht einmal die Hälfte von dem, was beispielsweise Erz-Rivale Toyota verbuchen kann. Die Japaner strichen 2013 pro Auto 1558 Euro ein und haben damit die Marge von 2012 (707 Euro) mehr als verdoppelt. Das entspricht einer Marge von 8,8 Prozent.
Trotz der Verkaufsrekorde sind die Brötchen, die in Wolfsburg gebacken werden, da schon deutlich kleiner. 2,9 Prozent betrug die Gewinn-Marge dort pro Fahrzeug im Jahr 2013, in absoluten Zahlen bedeutet das 616 Euro. Und der Trend zeigt zudem nach unten. Denn 2012 waren es noch 751 Euro. In diese Gewinnmarge ist Audi und Porsche übrigens bereits eingerechnet. „Der VW-Konzern wird durch Porsche und Audi getragen, während das klassische Massengeschäft kaum Erträge erwirtschaftet“, erläuterte Ferdinand Dudenhöffer. Die Marke VW eile zwar von einem Rekord zum nächsten. Er sehe indes die Gefahr, dass VW sich zu Tode siege. Denn kleine Gewinnmargen im Massengeschäft bei steigenden Verkaufszahlen beinhalten seiner Meinung nach ein großes Risiko.
Das hat auch VW-Chef Martin Winterkorn längst erkannt und deswegen angekündigt, den Run auf die Weltmarktspitze vorerst auf Eis legen zu wollen und sich stattdessen mehr auf die Gewinnoptimierung zu konzentrieren.
Und da dürfte er Bürgermeister Albert Wittmann aus der Seele sprechen. Denn Gewinnoptimierung in Wolfsburg, das bedeutet eben mehr Gewerbesteuer für Ingolstadt. Bis 2017 wird er aber erst einmal mit deutlich weniger Gewerbesteuervorauszahlungen auskommen müssen als bislang veranschlagt. Er rechnet er mit einem Minus im Vergleich zu den bisherigen Planungen von 31 Millionen Euro.
Bei den bereits beschlossenen Investitionen sieht Wittmann keine Gefahr. Die seien nach wie vor auch ohne neue Schuldenaufnahme machbar. Probleme sieht er jedoch sehr wohl, was den Verwaltungshaushalt der kommenden Jahre betrifft. Denn es könne durchaus sein, dass es Engpässe gebe und die vorgeschriebenen Zuführungen zum Vermögenshaushalt beispielsweise nicht mehr wie geplant geleistet werden könnten. Ja dass sogar der Vermögenshaushalt herhalten muss, um den Verwaltungshaushalt zu stützen. "Das kann man einmal machen. Auf Dauer aber geht das nicht", so Albert Wittmann.