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Der Kreischef der Freien Wähler lässt ausrichten, dass er seine Mandate im Wolnzacher Gemeinderat und im Pfaffenhofener Kreistag nicht antreten wird – die jüngste Entwicklung in Wolnzach hat offenbar Spuren hinterlassen

Von Tobias Zell

Christian Dierl, der Pfaffenhofener Kreisvorsitzende der Freien Wähler, steht offenbar vor dem politischen Rückzug. Es deutet einiges darauf hin, dass er weder sein Mandat als Wolnzacher Gemeinderatsmitglied noch sein Mandat als Mitglied des Pfaffenhofener Kreistags annehmen wird. Max Hechinger, der stellvertretende FW-Kreischef, erklärte gegenüber unserer Zeitung, Dierls Vater habe ihm telefonisch mitgeteilt, dass Christian Dierl die beiden Mandate nicht antreten werde. Christian Dierl selbst hat sich indes offensichtlich vollkommen zurückgezogen. Er ist nicht erreichbar und reagierte auch nicht auf Anfragen unserer Zeitung. Auch Hechinger erklärt, er habe nicht persönlich mit ihm gesprochen.

Eine offizielle Erklärung von Christian Dierl steht derweil aus. Hechinger erklärt, es wäre „sehr schade“, wenn Dierl tatsächlich seine beiden Mandate nicht antreten würde. „Das würde ich äußerst bedauern.“ Dierl sei ein junger, tüchtiger Kerl, so Hechinger, der hofft, dass Dierl nicht voreilig einen Schritt tue, den er nicht mehr korrigieren könne – denn wenn erst einmal formal der Verzicht auf einen Sitz im Gemeinderat oder im Kreistag erklärt worden sei, dann kämen die jeweiligen Nachrücker zum Zuge und es gäbe kein Zurück mehr. Hechinger will aber keinesfalls zusätzlichen Druck auf den Dierl  aufbauen. „Wir akzeptieren jede Entscheidung und nehmen jeglichen Druck raus“, betont er.

Doch die Hinweise verdichten sich, dass Christian Dierl die beiden von ihm errungenen Mandate zurückgibt beziehungsweise erst gar nicht antritt. Er sei angeschlagen, heißt es von mehreren Seiten. Schon vor einigen Tagen ließ er ausrichten, er sei krank. Gesundheit sei das höchste Gut, betont Hechinger. Es sei schade, wenn die ehrenamtliche Politik derartige Folgen habe. Spekulationen verbieten sich indes, das gebieten der Anstand und der Respekt vor der Privatsphäre – zumal es bis dato keine offizielle Stellungnahme von Dierl gibt.

Wahrlich keine Spekulation ist indes, dass es die jüngsten politischen Entwicklungen in Wolnzach waren und sind, die Dierl zugesetzt haben. Nachdem die dortigen Freien Wähler sich entschieden hatten, im Gemeinderat eine Koalition mit CSU und Grünen einzugehen, war ihnen vom hiesigen SPD-Ortsvorsitzenden Werner Hammerschmid „Wortbruch“ vorgeworfen worden, FDP-Chef Thomas Stockmaier sprach vom „Sündenfall der Freien Wähler“. Die Kritik galt nicht zuletzt Dierl.

SPD, FDP/UW und Bürgergemeinschaft hatten bekanntlich auf eine bunte Koalition mit den Freien Wählern gehofft, um so den in der Bürgermeister-Stichwahl gegen SPD-Bewerber Hammerschmid siegreichen und damit im Amt bestätigten Jens Machold (CSU) in eine Minderheitenregierung zu zwingen. Doch die Freien Wähler, die zum Zünglein an der Waage in der Koalitionsfrage gerieten, entschieden sich anders und der Traum vom bunten Bündnis war für SPD & Co. ausgeträumt. Hammerschmid reagierte empört und enttäuscht, sprach von angeblich verletzten Ehrenworten.

Jedenfalls sorgten die politischen Farbenspiele und möglichen Koalitionen sowie dann die Nachricht, dass die Freien Wähler mit CSU und Grünen koalierten, in Wolnzach und darüber hinaus für Gesprächs- und bei einigen auch für Zündstoff. Dem Vernehmen nach waren auch bei den Freien Wählern keineswegs alle einverstanden. Und mittendrin stand der FW-Orts- und Kreisvorsitzende Christian Dierl, dem es stets vor allem um die Sachthemen ging. Nun hat sich der raue politische Wind, der immer dann aufkommt, wenn es um Koalitionen und Posten geht, in seiner Wahrnehmung möglicherweise zum Sturm entwickelt, dem er sich nicht länger aussetzen kann oder will. Ob Dierl auch einen Rückzug von seinen Ämtern als Wolnzacher FW-Vorsitzender und Chef der Freien Wähler im Landkreis erwägt, ist offen.


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