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Piraten machen mit dem „Männeken Piss“ ausgerechnet in Ingolstadt Werbung für ein Europa ohne Videoüberwachung 

(ty) Wahlplakate sind nicht immer so richtig gelungen. Das stellen die Piraten derzeit unter Beweis, die sich für die bevorstehende Europawahl mit Themen wie dem Stopp weiterer Videoüberwachung positionieren. Denn das auf dem Plakat gezeigte „Männeken Piss“ ist zwar das Wahrzeichen Brüssels und somit als optisches Symbol für Europa durchaus akzeptabel. In Ingolstadt weckt das indes andere Erinnerungen und ist optisch – um im Bild zu bleiben – wohl eher ein Griff ins Klo. Hier denkt man wohl eher an die viele Jahre aktiven „Münsterbiesler“, deretwegen die Pfarrei dem Münster sogar extra zwei Videokameras verpasst hatte, wenn auch nur Attrappen. Das war damals mehr ein dezenter Hinweise darauf, dass Gott eben alles sieht, auch wenn er dafür mal eben im Media Markt vorbeischauen muss.

Und der Spruch auf dem Plakat „Ich kann nicht, wenn jemand zuschaut“ provoziert auf der Schanz deswegen doch eher die spontane Antwort: „Genau deswegen.“ Als Werbemaßnahme für mehr Videoüberwachung wäre „Petit Julien“, wie er in Brüssel auch gerne genannt wird, in Ingolstadt also durchaus geeignet. Erreichen wollen die Piraten jedoch das Gegenteil. „Videoüberwachung mindert die Hilfsbereitschaft Anwesender, wird zum Anlass genommen, Sicherheitskräfte abzubauen und bringt immer wieder Unschuldige in Verdacht. Die Kameraüberwachung unbescholtener Bürger ist ein Sicherheitsrisiko, das wir Piraten ablehnen. Wer Videoüberwachung als Heilmittel gegen Sachbeschädigungen propagiert, verkauft auch Schlangenöl gegen Übelkeit“, meint Benedikt Schmidt von den Ingolstädter Piraten zu dem Thema. Unter Videoüberwachung würden Menschen unbefangene, kreative, individuelle Verhaltensweisen vermeiden, um nicht aufzufallen. Ob er dabei das ungebremste Urinieren an die Wände des Münsters als eine „kreative Verhaltensweise“ ansieht, geht aus dem Text der Piraten nicht hervor. Unbefangen stimmt da schon eher.

„Angesichts der bereits heute existierenden Bevölkerungs- und Verhaltensscanner baut jede Forderung nach mehr Kameras und Überwachung einem totalitären Staat von morgen das  Fundament. Die dauerhafte Totalüberwachung von Bürgern verletzt unsere Persönlichkeitsrechte und steht in keinem Verhältnis zur Rettung von Blumenkübeln und anderen Sachgegenständen“, so Schmidt weiter. Wichtig für die Bewohner und Besucher der Innenstadt wären stattdessen eine angemessene Präsenz von Polizei und eine gute Beleuchtung. Des Weiteren lehnen die Piraten Kopfgelder und daraus resultierendes Denunziantentum als mittelalterliches und hilfloses Mittel ab. Damit spielt er auf die Initiative von IN City an. Der Verein hatte vor einiger Zeit eine Prämie ausgesetzt für diejenigen, die mit ihrer Aussage dazu beitragen, so genannte Vandalen zu erwischen.


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