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Die 45-Jährige geht für die Grünen ins Rennen. Wir haben ihr sowie den drei Mitbewerbern elf Fragen gestellt. Hier lesen Sie ihre Antworten.

(ty) Am kommenden Sonntag, 12. Februar, sind die Einwohner der Gemeinde Reichertshausen dazu aufgerufen, ihren künftigen Bürgermeister zu wählen. Drei Kandidaten und eine Kandidatin bewerben sich um den Chef-Sessel im Rathaus. In alphabetischer Reihenfolge sind das: Benjamin Bertram-Pfister (SPD), Gerhard Bischoff (parteilos), Florian Hepting (CSU) und Brigitte Schelle-Mayr (Grüne). Was treibt sie an? Welche politischen Vorstellungen und Ziele haben sie für die Gemeinde? Welche Themen wollen sie schnell anpacken und wie wollen sie die Bürger einbeziehen? Wir haben allen vier Bewerbern unabhängig voneinander dieselben elf Fragen gestellt. Hier lesen Sie die Ausführungen von Brigitte Schelle-Mayr.

Was hat Sie dazu bewogen, für den Posten als Bürgermeisterin zu kandidieren?

Schelle-Mayr: "Ich kann den Wählerinnen und Wählern ein echtes Angebot machen und Frauen in der Kommunalpolitik eine Stimme geben."

Welches Thema würden Sie im Falle ihrer Wahl umgehend in Angriff nehmen und warum?

Schelle-Mayr: "Den Haushaltsplan 2023 und das Schul-Entwicklungs-Konzept 2026. Warum? Weil beides eigentlich schon seit Wochen auf die Tagesordnung des Gemeinderats gehört und wegweisend für die Politik der nächsten Jahre sein wird."

Was wollen Sie tun, um die Schul-Standorte dauerhaft zu erhalten oder sogar weiter zu entwickeln?

Schelle-Mayr: "Das Schul-Gebäude in Reichertshausen wurde vor ein paar Jahren generalsaniert. Leider wurden bei dieser Sanierung keine zusätzlichen Räume geschaffen, deshalb gibt es hier jetzt schon massive Platzprobleme. Das Grundschul-Gebäude und die Turnhalle in Steinkirchen müssen dringend saniert werden. Das sind längst keine vernünftigen Zustände mehr. An beiden Standorten gibt es also dringend Handlungsbedarf. Und die Situation wird natürlich noch verschärft durch den Ganztages-Anspruch ab 2026. Um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein, müssen wir auch gleich noch den zusätzlichen Raumbedarf für den Ganztag mit einplanen."

Ab dem Schuljahr 2026/27 wird ein Rechts-Anspruch auf Ganztags-Betreuung für Kinder im Grundschul-Alter eingeführt. Was bedeutet das für die Gemeinde Reichertshausen und wie soll das sichergestellt werden?

Schelle-Mayr: "Zusammengefasst: Platzmangel in Reichertshausen, Sanierungsfall in Steinkirchen und dann auch noch der Ganztages-Anspruch – eine wirklich komplizierte Aufgabe. Um hier alle Möglichkeiten vernünftig und aufgrund von Fakten und Zahlen vergleichen zu können, hat der Gemeinderat bereits im vergangenen Jahr ein Schul-Entwicklungs-Konzept in Auftrag gegeben. Und mit diesem Konzept müssen wir im Gemeinderat jetzt auch endlich arbeiten, damit wir die Unterlagen um belastbare Zahlen ergänzen und baldmöglichst veröffentlichen können. Und dann mit allen Beteiligten eine gute Lösung finden."

Wie kann es nach Ihren Vorstellungen gelingen, den Bewohnern der Kommune erschwingliche Bauplätze zur Verfügung zu stellen und für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen?

Schelle-Mayr: "Das Bauland-Modell bietet immer noch die beste Möglichkeit, um Einheimischen Bauplätze aus kommunaler Hand und zu moderaten Preisen anbieten zu können. Die Kriterien müssen aus meiner Sicht aber dringend noch abschließend überarbeitet werden. Bezahlbare Mietwohnungen im Gemeinde-Gebiet wird es nur geben, wenn wir in den kommunalen Wohnungsbau einsteigen. Im Landkreis Pfaffenhofen entsteht ja hoffentlich bald der 'Zweckverband kommunaler Wohnungsbau'. Als Mitglieds-Gemeinde können wir mit maximaler Förderung und minimalem finanziellen Risiko Mietwohnungen in verschiedensten Größen hier bei uns bauen lassen. Diese Wohnungen vergibt die Gemeinde dann zu fairen Preisen an Bewerberinnen und Bewerber aus dem Ortsgebiet."

Was sind für Sie die Leitlinien der künftigen Orts- und Gemeinde-Entwicklung?

Schelle-Mayr: "Da es bisher gar keine Leitlinien gibt, müssen wir uns erst mal gemeinsam um ein Orts-Entwicklungs-Konzept kümmern: erstellt von einem Planungsbüro, finanziert von Fördermitteln, erarbeitet von den Menschen hier vor Ort. Gemeinsam können wir mit den Bürgerinnen und Bürgern überlegen, wie Reichertshausen denn eigentlich in 20 Jahren ausschauen soll und wie wir hier leben wollen. Egal, ob kulturelle oder soziale Fragen, Baukultur, Infrastruktur, Wachstum oder Wohnen im Alter: Wir müssen gemeinsam über unsere Zukunft sprechen. Nur so können wir die unterschiedlichen Ortsteile mir ihrem Charakter stärken und sie langfristig lebenswert erhalten."

Was muss ein lokales Klimaschutz-Konzept Ihrer Meinung nach beinhalten?

Schelle-Mayr: "Da wiederhole ich mich gern: Ein Klimaschutz-Konzept ist ein Meilenstein auf dem Weg zur klimaneutralen Gemeinde. Der Inhalt ist natürlich eine Übersicht über die möglichen Maßnahmen: Welche sind am effektivsten? Welche am schnellsten umsetzbar? Wie können wir die einzelnen Maßnahmen finanzieren? Welche Förderungen gibt es dafür? Wie viel sparen wir an Energie und Kosten? Wenn wir all diese Informationen haben, können wir nachhaltige und vernünftige Entscheidungen treffen. Für die Erstellung des Konzepts und auch die Begleitung der Umsetzung brauchen wir schnellstmöglich einen eigenen Klimaschutz-Manager oder eine Klimaschutz-Managerin. Mit einer eigenen Fachkraft im Rathaus geben wir dem Klimaschutz in unserer Gemeinde endlich den notwendigen Stellenwert."

Wie sehen Sie das Potenzial, um auf Gemeinde-Ebene verstärkt erneuerbare Energien zu nutzen und auch selbst zu erzeugen?

Schelle-Mayr: "Da hier bisher fast keine erneuerbaren Energien genutzt werden, ist das Potenzial dementsprechend sehr groß. Auch dafür brauchen wir natürlich die Fachkraft im Rathaus. Von Photovoltaik bis Windkraft muss alles geprüft werden."

Wie wollen Sie in finanziell herausfordernden Zeiten das Vereinswesen unterstützen beziehungsweise so genannte freiwillige Leistungen handhaben?

Schelle-Mayr: "Nicht immer geht es nur ums Geld: Ein vertrauensvoller, ehrlicher und verlässlicher Umgang miteinander ist für mich die Basis für eine gute und wertschätzende Zusammenarbeit. Diese Zusammenarbeit nehme ich sehr ernst. Deswegen will ich die bereits bestehenden Förder-Richtlinien der Gemeinde Reichertshausen überarbeiten und aktualisieren. Und zwar im dafür zuständigen 'Ausschuss für Kultur, Gesellschaft und Sport' – gemeinsam mit den betroffenen Ansprech-Partnern der Vereine."

Welche Vorstellungen haben Sie, die Bürgerinnen und Bürger stärker in die politischen Entscheidungs-Prozesse einzubeziehen?

Schelle-Mayr: "Das von mir angestrebte Orts-Entwicklungs-Konzept stellt die Bürger-Beteiligung absolut in den Mittelpunkt. Und zwar von Menschen aller Altersstufen. Als Mutter von zwei Teenagern ist mir dabei besonders der Kontakt zu den Jugendlichen wichtig. Es gibt aber auch einige Sofort-Maßnahmen, die ich direkt umsetzen werde: Eine Bürger-Sprechstunde einrichten, damit die Menschen unkompliziert mit mir direkt ins Gespräch kommen können. Den Live-Stream der Gemeinderat-Sitzung, der 2020 ein Antrag unserer Grünen-Fraktion war, zumindest für einen gewissen Zeitraum zum Nachhören anbieten. Die Homepage der Gemeinde komplett überarbeiten und alle öffentlichen Bekanntmachung online stellen."

Angenommen, Sie würden als Bürgermeisterin eine Million Euro zusätzlich für die Gemeinde-Kasse erhalten, die Sie nach Ihrer freien Entscheidung für die Kommune einsetzen könnten, aber auch schnellstmöglich ausgeben müssten. Wie würden Sie diese Million investieren?

Schelle-Mayr: "Hm, also ein unerwartetes Geschenk für die Bürgerinnen und Bürger. Den Radweg Oberpaindorf – Paindorf – Grafing vorwärts bringen? Photovoltaik auf die gemeindlichen Liegenschaften installieren? Die Spielplätze im Gemeinde-Gebiet aufwerten? Die Lücken im Breitband-Ausbau stopfen? Die Feuerwehren vernünftig ausstatten? Oder aus gegebenem Anlass Ortsschilder auf Vorrat kaufen? Am liebsten alles miteinander!"

Zur Person:

Brigitte Schelle-Mayr ist 45 Jahre alt und wohnt im Reichertshausener Ortsteil Gurnöbach. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder im Alter zwischen vier und 16 Jahren. Beruflich ist sie als Diplom-Musiklehrerin tätig. Seit dem Jahr 2019 ist sie Mitglied der Grünen. Für die Partei sitzt sie seit 2020 im Gemeinderat von Reichertshausen, ist in dem Gremium auch Fraktions-Sprecherin der Grünen. Seit 2021 ist sie Vorstands-Mitglied des Grünen-Ortsverbands von Reichertshausen.

Zum Hintergrund:

Die Neuwahl des Ersten Bürgermeisters von Reichertshausen findet am Sonntag, 12. Februar, statt. Das Pfaffenhofener Landratsamt hatte diesen Termin in Abstimmung mit der Kommune festgelegt. Eine mögliche Stichwahl würde demnach am Sonntag, 26. Februar, stattfinden. Hintergrund dieser Neuwahl ist die Dienstunfähigkeit von Erwin Renauer (UWG), der erst im März 2020 zum Nachfolger des nicht mehr kandidierenden Reinhard Heinrich (CSU) gewählt worden war. Renauer ist seit März vergangenen Jahres im Krankenstand, amtierender Gemeinde-Chef ist seither Vize-Bürgermeister Albert Schnell (CSU). Lesen Sie dazu auch: Reichertshausen: Bürgermeister Renauer ist dienstunfähig: Neuwahl am 12. Februar 


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