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Im aktuellen Fall wurde eine 65-Jährige aus dem Kreis Kelheim um Zehntausende Euro gebracht. Polizei warnt erneut vor Romance-Scamming. 

(ty) Es ist nicht weniger als das dreckige Geschäft mit der vermeintlich großen Liebe. Kriminaler nennen es Liebes-Betrug, Love-Scamming oder Romance-Scamming. Und genau auf diese Masche ist eine 50-Jährige aus dem Landkreis Kelheim hereingefallen – mit bösen Folgen. Wie das Polizeipräsidium von Niederbayern heute berichtet, ging die Frau einem Unbekannten auf den Leim. Der vermeintliche Ingenieur erschlich sich über Monate hinweg ihr Vertrauen und tischte ihr die Geschichte von einer geplanten Ölplattform auf. Die 50-Jährige unterstützte den Betrüger finanziell – und ist jetzt Zehntausende Euro los.

Die Masche

Ein kurzer Chat oder eine nette E-Mail von einem Unbekannten – Liebes-Betrug fängt laut Polizei recht harmlos an. In der Regel suchen die Betrüger nach Erkenntnissen der Kripo auf Online-Plattformen, über Partnerbörsen im Internet oder in sozialen Netzwerken nach potenziellen Opfern. Um sich interessant zu machen, legen sich die so genannten Romance-Scammer nicht selten ungewöhnliche, interessant klingende Lebensgeschichten zu und hinterlassen auf den ersten Blick einen seriösen Eindruck. 

Doch Vorsicht! Vor dem Hintergrund eines aktuellen Falls aus dem Kreis Kelheim warnt die Polizei erneut vor dieser dreisten Betrugs-Masche: "Ist ein Kontakt erst einmal hergestellt, werden die Opfer mit Liebesbekundungen und Aufmerksamkeit überhäuft – und zwar einzig mit dem Ziel, ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen."

Der aktuelle Fall

Die 50 Jahre alte Frau aus dem Landkreis Kelheim habe den Betrug, dem sie zum Opfer gefallen war, am vergangenen Freitag bei der Polizeiinspektion in Kelheim zur Anzeige gebracht. Wie es heißt, hatte bereits Mitte des vergangenen Jahres ein Mann über eine Jobbörse den Kontakt zu der Frau aufgenommen. Nachdem sich der Unbekannte zunächst das Vertrauen der 50-Jährigen erschlichen hatte, forderte er laut Polizei – wie in solchen Fällen üblich – von der Frau schließlich Geld.

Der angebliche Ingenieur würde für die Errichtung einer Ölplattform finanzielle Unterstützung für Maschinen benötigen, so das Lügen-Märchen. In der Annahme, ihre neuen "Beziehung" unterstützen zu können, habe die Frau durch Überweisungen, Krypto-Links und so genannte Steamkarten mehrere zehntausend Euro bezahlt.

Wie gehen Scammer vor?

"Sowohl Scam-Männer als auch Scam-Frauen schaffen es, sich im täglichen Leben ihrer Opfer unverzichtbar zu machen – und zwar ohne ein einziges Treffen", erklärt das Polizeipräsidium von Niederbayern. "Auf eine romantische Mail am Morgen folgt ein kurzes Telefonat am Mittag, nach Feierabend wird gechattet oder stundenlang telefoniert." Bei den Gesprächen gehe es zu Beginn keineswegs um Geld, sondern um den Beruf, die Familie sowie um Liebe und eine gemeinsame Zukunft. "Oft werden Geschichten über verstorbene Ehepartner und Kinder aufgetischt", wissen die Ermittler von der Kripo.

So erkennt man laut Polizei die Scammer

♦ An der Kontakt-Aufnahme: Über Netzwerke oder Dating-Seiten kommen Scammer laut Polizei an Mail-Adressen. Eine knappe E-Mail in englischer Sprache mit einer Einladung zum Chat diene als Lockmittel. Da die Betrüger oft mit deutschen E-Mail-Adressen arbeiten, sei selten ersichtlich, dass sich hinter den netten Zeilen ein Scammer verberge. Die Polizei rät: Finger weg von Chat-Namen mit ungewöhnlichen Zeichen wie Prozent-Zeichen". Solche Leute könnten mit ihren Nachrichten auch Software mitschicken, die dem Computer schaden könne.

♦ An der Sprache: Die Betrüger kommunizieren nach Erkenntnissen der Polizei meistens in gutem Englisch. Insider gehen davon aus, dass rund 95 Prozent der englisch sprechenden Kontakte auf deutschen Dating-Seiten Romance- oder Love-Scammer sind. Allerdings gebe es auch viele, die perfekt Deutsch sprechen.

♦ An den Bildern: Scam-Frauen locken laut Polizei ihre Opfer bevorzugt mit schönen Fotos, auf denen sie oft leicht bekleidet zu sehen sind, während Scam-Männer häufig Fotos von uniformierten Männern nutzen.

♦ Am Inhalt der Mails: "Scammer überhäufen ihre Opfer schon nach dem ersten Kontakt mit ellenlangen Briefen voller schwülstiger Liebesschwüre", berichten die Ermittler. An den überbordenden Liebeserklärungen und Liebesbekundungen seien sie leicht zu erkennen. Aber es gehe auch anders: Seriös wirkende E-Mails sollen das Interesse wecken. Oft wollen die Scammer alles über ihr Opfer wissen: Hobbys, ehemalige Partner, Kinder, Freunde – auch der Glaube an Gott spiele eine Rolle. Wichtig ist laut Polizei: Die Scammer bezeichnen ihre neuen Partner schon bald als "Ehemann" oder "Ehefrau" und schmieden Heiratspläne. Deswegen scheinte die Bitte um ein Visum oder ein gemeinsames Konto gerechtfertigt.

♦ An Bitten um Geld, Visum, Päckchen- oder Briefversand, gemeinsames Konto: Es gebe viele Gründe, das Opfer um Geld zu bitten. Weigere es sich, Geld zu schicken, fänden Betrüger andere Wege. Gefälschte Schecks, die in Deutschland eingezahlt werden sollten, gehörten dazu. Momentan sehr stark ausgeprägt sei der Wunsch nach einer Einladung nach Deutschland. "Hier wollen die Betrüger nicht nur auf Kosten ihrer Opfer leben, sondern auch weiterhin im Auftrag der Nigeria-Connection tätig sein", heißt es von der Polizei. "Die Betrüger schaffen es auch, geschickt die Opfer für ihre Zwecke zu missbrauchen, beispielsweise sollen diese Briefe oder Päckchen an dritte Personen verschicken." Scam-Frauen erbetteln sich nach Angaben der Polizei häufig Einladungen nach Deutschland. "Oft geben die Betrüger vor, ein gemeinsames Konto mit dem Opfer eröffnen zu wollen, und bitten um Kopien von Ausweisen. Die Daten werden für Fälschungen von Pässen genutzt."

So überprüfen Sie laut Polizei Ihre Online-Bekanntschaft

♦ Geben Sie den Namen Ihrer Internet-Bekanntschaft mit dem Zusatz "Scammer" beispielsweise bei "Google" ein. Die Suchmaschine könne in vielen Fällen einen Verdacht bestätigen. "Falls Sie ein Bild mitgeschickt bekommen haben, können Sie mithilfe der umgekehrten Bildersuche zusätzliche Informationen zu dem Bild erhalten", raten die Experten.

♦ Es sei außerdem sinnvoll, dass man für Online-Kontaktbörsen oder für den digitalen Schriftverkehr mit einem Unbekannten eine alternative E-Mail-Adresse benutze. So könne man verhindern, dass man im Fall eines Betrugs seinen Haupt-E-Mail-Account löschen müsse.

Niemals Geld an Unbekannte!

"Grundsätzlich sollte man Menschen, die man nie persönlich kennengelernt oder gesehen hat, kein Geld überweisen oder auf sonstige Forderungen eingehen", stellt die Polizei klar. "Gerade im Internet tummeln sich viele Betrüger, die an der Gutgläubigkeit ihrer Mitmenschen viel Geld verdienen wollen." Betont wird: "Seien Sie also immer misstrauisch bei unglaublichen Angeboten, ob bei der Wohnungs- oder der Partnersuche."

Es gibt verschiedene Formen von "Scamming"; die Polizei informiert darüber detailliert auf www.polizei-beratung.de – hier der direkte Link.


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