Blick auf ein über sieben Millionen Euro teures Gemeinschafts-Projekt der Gemeinde Wolnzach und des Amts für ländliche Entwicklung.
(ty) Nicht nur der Ortskern von Eschelbach habe sich herausgeputzt, heißt es vom "Amt für ländliche Entwicklung" (ALE), "im Zuge der Dorf-Erneuerung wurden gleich mehrere Schwachstellen in der Gemeinde erfolgreich angegangen: der Straßen-Ausbau, die Regen-Rückhaltung, die Sanierung des Dorfheimes und die Neugestaltung des Kloster-Geländes". Am vergangenen Sonntag seien der Abschluss der Projekt-Arbeiten und die Einweihung des Dorfplatzes gefeiert worden. Das ALE investierte nach eigenem Bekunden zusammen mit dem Markt Wolnzach rund 7,5 Millionen Euro in das Gemeinschafts-Projekt.
Laut ALE waren es mehrere Punkte, die in Eschelbach für Unmut sorgten. Nach dem Bau der Ortskanalisation und Kläranlage seien die Ortsstraßen aus technischen Gründen nur notdürftig wiederhergestellt worden. "Ein Neubau der Straßen wäre zu kostspielig gewesen", so die Behörde. "Ein weiteres Problem war das Hochwasser, dass alle paar Jahre Überschwemmungen im Dorf verursachte." Von den Einheimischen sei deshalb der Arbeitskreis "Eschelbach AKE" gegründet worden, um die örtlichen Probleme anzugehen.
Der rege Gedanken-Austausch des AKE mit der Kommune habe dazu geführt, dass der Markt Wolnzach bereits wenige Monate später, im Sommer 2000, die Dorf-Erneuerung für den Ortsteil Eschelbach bei der damaligen "Direktion für ländliche Entwicklung" beantragt habe. "Neben dem Hochwasserschutz und dem Neubau der Hauptdurchgangsstraße erarbeitete der AKE mit einem beauftragten Architektur-Büro auch die künftige Nutzung des Kloster-Geländes und die Sanierung des Dorfheimes als Ziele der Dorferneuerung", berichtet das ALE.
Nach Phasen der Planung und jahrelangen Umsetzung sei es am Sonntag so weit gewesen. Die Bürgerinnen und Bürger Eschelbachs feierten mit einem Gottesdienst den Abschluss der Erneuerungs-Arbeiten und das Herzstück der Dorferneuerung: den Dorfplatz. Auch Bürgermeister Jens Machold (CSU) zeigt sich erfreut über den Abschluss des "überragenden Gemeinschafts-Projektes". Er betont: "Nach 20 Jahren dieser Erfolgs-Geschichte steht selbstverständlich Stolz und Freude über das Erreichte im Vordergrund, jedoch waren in der Vergangenheit auch erhebliche Schwierigkeiten und gar persönliche Schicksalsschläge zu überwinden."
Das ALE fasst zusammen: "Das völlig neu gestaltete Gelände im Ortskern mit rund 10 000 Quadratmetern dient heute dem direkt angrenzenden Friedhof als Erweiterungs-Fläche, auf dem größten Teilstück wurden von der Kirche sieben Baugrundstücke im Erbbaurecht für Einheimische ausgewiesen." Das Reststück bilde den neuen Dorfmittelpunkt mit einem Dorfplatz und einem Spielplatz. "Die architektonische Gestaltung des Platzes erwies sich als schwierig", räumt die Behörde ein: "Vorstandschaft, Bürgerinnen und Bürger konnten sich aber nach intensiven Diskussionen auf eine endgültige Variante einigen."
Die Menschen in Eschelbach "genießen jetzt die Attraktivität ihres Ortes", versichert das ALE. Mitten auf dem Dorfplatz stehe nun ein neuer Maibaum, im Granitbrunnen fließe das Wasser, der neue gemauerte Brotbackofen stehe sowohl der "Brotback-Gemeinschaft" als auch für Feste zur Verfügung, ein großzügig überdachtes Multifunktions-Gebäude diene als Versorgungs-Station. Die Spielgeräte auf dem Spielplatz seien erneuert beziehungsweise zeitgemäß erweitert worden. Die Linde mit umrundender Sitzbank lade zum Verweilen ein, Hecken und Bäume grenzten den Platz zu den Baugrundstücken ab.
"All diese Projekte wären ohne die Eigenleistungen der Bürgerinnen und Bürger und der Bereitschaft vieler Grundstücks-Eigentümer, hierfür Flächen an die Gemeinde zu verkaufen, nicht möglich gewesen", erklärt Luciana Pavoni vom AELF und Mitglied des Vorstands. "Wenn es weiterhin so gut gelingt, als Gemeinschaft Verantwortung für die eigenen Geschicke zu übernehmen und das gemeinsame Leben zu gestalten, wird die Gemeinde immer gut aufgestellt sein."
Mit Beginn der Dorferneuerung in Eschelbach wurde auch der nahe gelegene Weiler Beigelswinden – am Autobahn-Dreieck von A9 und A93 gelegen – mit einbezogen. "Der Arbeitskreis Beigelswinden griff eine Idee aus dem Jahre 1912 auf", berichtet das ALE. Die Familie Brummer (Hofname: Mang) habe vor mehr als 100 Jahren einen Bauplan zur Errichtung einer Hofkapelle entwerfen lassen.
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs habe das Bauvorhaben aber scheitern lassen. "Im Zuge der Dorferneuerung nahmen die Beigelswinder die Realisierung dieser Kapelle als wichtigstes Projekt in ihren Maßnahmen-Katalog auf", so die Behörde. Im Jahre 2013 sei der "Förderverein Dorfkapelle Beigelswinden e.V." aus der Taufe gehoben worden. Damit sei die Baumaßnahme von Seiten des ALE förderfähig gewesen.
Das Amt für ländliche Entwicklung stellte nach eigenen Angaben Fördermittel in Höhe von 45 Prozent der Baukosten zur Verfügung; die restlichen Kosten wurden vom Förderverein finanziert durch Materialspenden, Geldspenden und jede Menge Eigenleistung freiwilliger Helfer. Im Dezember 2017 erfolgte der erste Spatenstich und im Oktober 2019 die feierliche Einweihung der Kapelle.
Die Gesamtausgaben für die Dorferneuerung in Eschelbach werden vom ALE mit 7 386 000 Euro angegeben. Davon seien 3 371 000 Euro von der Gemeinde Wolnzach finanziert worden. Weitere 3 671 00 Euro seien aus Zuschüssen der Flurneuordnung, Dorferneuerung sowie durch Eigenleistung der Teilnehmer gedeckt worden.