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Im Jahr zuvor wandten sich knapp 20.000 Katholiken ab. Bischof Meier räumt ein: "Die Kirche hat viel Vertrauen verspielt." Weitere Zahlen aus der Diözese.

(ty/pba) Erdrutschartige Verluste hat die katholische Kirche im vergangenen Jahr hinnehmen müssen. Wie die deutsche Bischofs-Konferenz gestern bekanntgab, sind bundesweit insgesamt 522 821 Mitglieder ausgetreten. Das sind nochmals erheblich mehr als im bisherigen Rekordjahr 2021, als 359 338 Menschen der katholischen Kirche den Rücken gekehrt hatten. Im Bistum Augsburg, zum dem auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören, sieht die Situation nicht viel anders aus. Dort sei die Zahl der Kirchen-Austritte von 19 884 im Jahr 2021 auf 30 921 im Jahr 2022 gestiegen, ist einer aktuellen Presse-Mitteilung der Diözese zu entnehmen, die auch sonst interessante Eckdaten des kirchlichen Lebens im vergangenen Jahr im Bistum liefert.

Heruntergebrochen auf den Raum Pfaffenhofen, ergibt sich bei den Abwanderungs-Bewegungen ein ähnliches Bild. Wie  von unserer Zeitung bereits berichtet, ist die Zahl der Kirchen-Austritte im vergangenen Jahr im Zuständigkeits-Bereich des Pfaffenhofener Standesamts im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Laut offizieller Mitteilung registrierte die Behörde insgesamt 670 Kirchen-Austritte – das waren 238 mehr als im Jahr zuvor. Damit setzte sich eine Entwicklung fort. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 waren 432 Kirchen-Austritte verzeichnet worden, im Jahr 2019 waren es 378, im Jahr 2018 waren es 295, im Jahr 2017 waren es 219. Wissen muss man dazu: Das Pfaffenhofener Standesamt ist auch zuständig für die Gemeinden Jetzendorf, Ilmmünster, Hohenwart und Hettenshausen.

Von den genannten 670 Kirchen-Austritten, die im vergangenen Jahr beim Standesamt von Pfaffenhofen aktenkundig gemacht worden waren, betrafen laut Mitteilung der Behörde insgesamt 540 die katholische Kirche und 130 die evangelische Kirche. 482 Kirchen-Austritte gab es im Gemeinde-Bereich von Pfaffenhofen (Vorjahre: 291 beziehungsweise 227), 64 in der Gemeinde Hohenwart (33 / 30), 34 in der Gemeinde Hettenshausen (29 / 9), 45 in der Gemeinde Ilmmünster (29 / 16) und ebenfalls 45 in der Gemeinde Jetzendorf (34 /24).

Gegenüber der hohen Zahl von Kirchen-Austritte nimmt sich die Zahl der Neu-Aufnahmen im Bistum Augsburg recht bescheiden aus. In die katholische Kirche eingetreten sind vergangenes Jahr im Bistum Augsburg insgesamt 323 Personen, im Jahr zuvor waren es 349. Von den im vergangenen Jahr 2 474 593 auf dem Boden des Bistums lebenden Menschen waren 1 182 901 Katholiken (Vorjahr: 1 220 887). Das sind laut der Statistik der Diözese 47,8 Prozent der Gesamtbevölkerung. Dies geht aus den "Eckdaten kirchlichen Lebens" des Jahres 2022 hervor, die von den 27 Bistümern und Erzbistümern in Deutschland sowie von der Militärseelsorge veröffentlicht wurden.

Durchschnittlich alle dreieinhalb Stunden haben sich Brautpaare im vergangenen Jahr im Rahmen einer katholischen Trauung in der Diözese Augsburg das Ja-Wort gegeben: Die Zahl der kirchlichen Eheschließungen in dem Bistum ist von 1383 im Jahr 2021 auf 2458 im Jahr 2022 sprunghaft angestiegen und bewegt sich damit wieder auf Vor-Corona-Niveau (2019: 2708).

Im vergangenen Jahr haben 10 916 Menschen im Bistum Augsburg das Sakrament der Taufe empfangen – rund 300 mehr als im Jahr zuvor (10 620) und deutlich mehr als im ersten Corona-Jahr 2020 (7631). Die Zahl der Erstkommunionen lag im vergangenen Jahr bei 10 198 (Vorjahr: 10 447). Zudem fanden 8139 Firmungen statt; im Jahr zuvor waren es 8993. Registriert wurden in der Statistik ferner 13 912 Bestattungen (Vorjahr: 13 922). Den sonntäglichen Gottesdienst besuchten im Bistum Augsburg im vergangenen Jahr wöchentlich 98 268 Menschen, ein Jahr zuvor waren es den Angaben der Diözese zufolge 78 771.

Im vergangenen Jahr gab es 1202 (Vorjahr: 1143) hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pastoral. Konkret waren dies 570 Welt- und Ordenspriester (Vorjahr: 565), 46 ständige Diakone im Hauptberuf (Vorjahr: 45), 72 mit Zivilberuf (Vorjahr: 70) und elf mit Teilauftrag (Vorjahr: 11), 183 Pastoral-Referentinnen und Pastoral-Referenten (Vorjahr: 183), 215 Gemeinde-Referentinnen und Gemeinde-Referenten (Vorjahr: 218), 49 Pfarr-Referentinnen und Pfarr-Referenten (Vorjahr: 50) sowie 56 weitere pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zudem gab es 360 (2020: 342) Religions-Lehrerinnen und Religions-Lehrer im Kirchendienst.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier zeigt sich in einer aktuellen Presse-Mitteilung erfreut über die wieder wachsende Zahl der Gottesdienst-Besucher, auch wenn die Vor-Corona-Zahlen mit deutlich über hunderttausend wöchentlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch nicht wieder erreicht sind.

"Kirche ist eine Gemeinschaft, zu der Gott uns zusammenruft. Dass der sonntägliche Gottesdienst in der Gemeinde wieder vermehrt als Ort der Stärkung und des Trostes wahrgenommen wird, erfüllt mich mit großer Dankbarkeit", so Meier. Auch die steigenden Zahlen bei den Taufen und den Eheschließungen stimmen ihn optimistisch: "Mehr Taufen und deutlich mehr kirchliche Trauungen – das zeigt, dass eine stärkende katholische Gemeinschaft für viele Menschen eine große Rolle in ihrem Leben spielt", kommentiert er diese Daten.

Die gestiegenen Austritts-Zahlen allerdings geben dem Bischof Anlass zur Sorge: "Ich trauere um jeden Menschen, der uns verlässt." Weiter erklärt er: Die Kirche hat viel Vertrauen verspielt, unsere Aufgabe ist es, dies Vertrauen mit Geduld und Glaubwürdigkeit zurück zu gewinnen. Gleichzeitig sehe ich, wie groß die Sehnsucht nach spiritueller Erfüllung ist, wie gerne Menschen gemeinsam den Glauben feiern." Der Augsburger Oberhirte hofft, "dass das in der kommenden Woche beginnende Ulrichs-Jubiläum viele Menschen dazu einladen kann, die Schönheit und den Trost einer Gemeinschaft im Glauben wieder zu entdecken".

Weitere Informationen zu den Eckdaten des kirchlichen Lebens in der Diözese Augsburg gibt es im Internet auf den Seiten der deutschen Bischofs-Konferenz unter diesem direkten Link. Die deutsche Bischofs-Konferenz und die 27 (Erz-)Diözesen der katholischen Kirche in Deutschland haben am gestrigen Mittwoch die Kirchenstatistik für das Jahr 2022 veröffentlicht. In Deutschland machten die Katholiken demnach 24,8 Prozent der Gesamtbevölkerung aus (20 937 590 Kirchen-Mitglieder). 

(Grafik: www.dbk.de)


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