Zwei ganz besonders seltene Arten werden von BN-Akteuren mit einem Monitoring begleitet. Helfer beim "Bienen-Zähler" sind gern gesehen.
(ty) Eine Exkursion zu den Wildbienen auf den "Paartaler Sanddünen" bei Hohenwart hat am gestrigen Donnerstag auf Initiative der BN-Ortsgruppe von Baar-Ebenhausen, Reichertshofen und Pörnbach stattgefunden. Biologe Thomas Schreiber, Projekt-Manager bei der für die Pflege beauftragte Naturperspektiven-GmbH, führte die Teilnehmer in die besondere Landschaft der Freinhausener Sandgrube. "Sie ist deshalb so wertvoll, weil sie auf 1400 Hektar nicht nur Mager- und Trockenrasen beherbergt, sondern viele natürliche Strukturen verbindet, die andernorts bereits verloren gegangenen sind und unter anderem ein sich natürlich veränderndes Flussbett simuliert", so Schreiber.
Mittlerweile ist das Gebiet wegen Ziegen-Beweidung – gegen Verbuschung der Landschaft – eingezäunt. Die Teilnehmer der Exkursion durften das Areal allerdings betreten. Sie bekamen einen intensiven und exklusiven Einblick mit zahlreichen Informationen auch zur Flora und Fauna dieses besonderen Landstrichs. Noch vor dem Betreten der Sandgrube konnten die emsig umherfliegenden Bienenfresser beobachtet werden. Mit einem Blick durch das Fernglas identifizierte ein Teilnehmer sogar das Abendessen der Bienenfresser – eine Heuschrecke. Eine kleine Gelbbauchunke ließ sich von Schreiber fangen und trieb entspannt im restlichen Wasser des eingelassenen Beton-Beckens.
"Die Amphibien sind an temporär austrocknete Gewässer angepasst", weiß der Biologe, "aber wir haben hier nun verschiedene Becken geschaffen, in denen auch bei längerer Trockenheit noch Wasser zu finden ist." Andere Tümpel in der Sandgrube seien für die Gelbbauchunken, Grasfrösche und Kreuzkröten aktuell kein Rückzugsort mehr. Die reiche Flora des Geländes zieht viele Insekten sowie mit ihnen auch Amphieben, Säugetiere und Vögel an. In der Sandgrube leben nach BN-Angaben mittlerweile eine Reihe von bedrohten Tieren: von Wendehals, Turteltaube und Uhu, bis hin zu Kreuzkröte, Dünen-Sandlaufkäfer und Zauneidechse.
Ein besonderer Beleg für die Vielfalt: Insgesamt 140 Bienen-Arten finden sich nach Erkenntnissen des Bund Naturschutz hier am Windsberg – darunter, wie mehrfach berichtet, die nahezu ausgestorbene Malven-Langhornbiene sowie die Ochsenzungen-Sandbiene. Diese beiden Bienenarten werden von BN-Akteuren mit einem Monitoring wissenschaftlich begleitet. "Neue Bienen-Zähler werden jederzeit gerne eingeführt und können einen aktiven und wichtigen Beitrag für den Artenschutz leisten", wirbt Bettina Markl, die Vorsitzende der hiesigen BN-Ortsgruppe. "Das ist auch fast wie ein Urlaub in dieser Landschaft." Wer Interesse habe, könne sich per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! melden.
Die Malven-Langhornbiene galt bekanntlich lange Zeit in Bayern als ausgestorben; sie wurde dann im Jahre 2004 zum ersten Mal am Windsberg bei Hohenwart wieder entdeckt. Ebenfalls nur dort lebt laut BN die Ochsenzungen-Sandbiene. Die BN-Ortsgruppe von Baar-Ebenhausen, Reichertshofen und Pörnbach hat sich seit dem Jahre 2010 dem Schutz dieser seltenen Tiere verschrieben und liefert in diesem Zug auch den Forschern wertvolles Daten-Material zu Bestand und Ausbreitung. Wie mehrfach berichtet, kommt die Malven-Langhornbiene bundesweit nur noch an wenigen anderen Stellen vor. Zum Hintergrund: Das ist "deutschlandweit einmalig": Wildbienen-Vielfalt bei Hohenwart