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150 Millionen Jahre alt und äußerst selten: Ein Präparierter Ichthyosaurier-Fund ist jetzt auf der Eichstätter Willibaldsburg zu sehen 

Von Petra Preis

Sie sahen aus wie riesige Fische, stammten aber von Landwirbeltieren ab: Die Ichthyosaurier, auch gerne als „Urzeit-Monster der Meere“ oder als Fischechsen betitelt. Dank ihrer krokodil-ähnlichen Schnauze und riesigen Augen, die etwa so groß wie eine kleine Pizza waren und mit einer ähnlichen Sehkraft wie Eulen oder Katzen ausgestattet, sahen sie aus wie See-Monster. Ichthyosaurier ernährten sich bevorzugt von Ammoniten und Belemniten, Verwandten der heutigen Tintenfische. Ein äußerst seltenes Exemplar eines 150 Millionen Jahre alten Ichthyosauriers gibt es jetzt auf der Eichstätter Willibaldsburg zu bestaunen.

Das rund 1,60 Meter lange Fossil ist der neueste Star des Jura-Museums Eichstätt und die Museumsleiterin Dr. Martina Kölbl-Ebert ist sichtlich stolz darauf, so ein außergewöhnlich schönes Exemplar einer Fischechse nun der Öffentlichkeit präsentieren zu können. „Der Ichthyosaurier ist ein waschechter Eichstätter, wurde in den Osterferien 2010 am Besuchersteinbruch des Landkreises Eichstätt am Blumenberg gefunden“, sagt sie. „Es ist ein bedeutsamer Fund und wir können froh sein, dass ein passionierter Fossiliensucher diese Entdeckung gemacht und diese umgehend gemeldet hat. Jetzt können sich sowohl Museumsbesucher wie auch Wissenschaftler an seinem Fund freuen“, so die Museumschefin.

Doch bevor der Saurier in der heutigen Pracht erstrahlen konnte, war viel Präparationsarbeit notwendig: Insgesamt mehr als 1500 Stunden investierte Andreas Radecker, geowissenschaftlicher Präparator am Jura-Museum, in den Eichstätter Ichthyosaurier. Mit viel Hingabe, Fingerspitzengefühl und Fachwissen legte er millimeterweise Schicht für Schicht des Fundes frei und fügte aus insgesamt sechs großen und zahlreichen kleinen Bruchstücken den ursprünglichen Ichthyosaurier zusammen.

 

Die Ichthyosaurier-Schnauze zu Beginn der Präparationsarbeiten. Unter der runden Stuktur rechts unten verbirgt sich das Auge des Tieres.

„Was die Wissenschaftler begeistert, das ist die sensationelle Erhaltung nicht nur der Skelettknochen, sondern auch der Weichteile. So etwas ist eine Seltenheit. Deshalb war es auch notwendig, sämtliche Präparationsarbeiten in Schutzausrüstung unter UV-Licht und unter dem Mikroskop mit 15- bis 25-facher Vergrößerung durchzuführen. Bei Tageslicht konnte man überhaupt nicht unterscheiden, was Knochen, was Weichteile und was Nebengestein war“, berichtet der 31-jährige Präparator.

Unter UV-Licht schließlich schimmern die Knochenstrukturen weißlich, die Weichteile gelblich, während das Nebengestein dunkel bleibt. So konnte alles auseinander gehalten werden. Der Ichthyosaurier sei auch für ihn eine Herausforderung, aber auch ein Highlight in seiner bisherigen Arbeit gewesen. Ohne regelmäßige Pausen und ständige ermüdete Augen am Abend sei es nicht abgegangen – „aber die Mühe hat sich absolut gelohnt.“ Radecker hat seine Arbeitsschritte unter UV-Licht dokumentiert, vom Ausgangsmaterial bis zum fertigen Fossil.

Ursprünglich war übrigens vermutet worden, der Finder habe einen Geosaurus entdeckt. Nur Rückenwirbel und Teile der Schwanzflosse waren sichtbar, und auch Fachleute konnten nur erahnen, was sich hinter dem „Haufen Steine“ verbirgt. Es war schließlich ein Ichthyosaurier, der die Wissenschaftler hellauf begeisterte, nachdem nicht nur die Knochen, sondern auch die Weichteile bestens herauspräpariert werden konnten.

Die Ichthyosaurier gelten als die am besten an ein Leben im Wasser angepasste Gruppe meeresbewohnender Reptilien. So besaßen sie nicht nur einen stromlinienförmigen Körper, der dem der heutigen Thunfischen ähnelte, sondern hatten auch einen flossenähnlichen Schwanz, den sie zur raschen Fortbewegung kräftig seitlich hin und her schwangen. Ihre Gliedmaßen hatten sich zu Flossen umgebildet, so dass es ihnen nicht mehr möglich war, zur Eiablage an Land zu gehen. Sie brachten lebende Junge im Meer zur Welt, die wie die heutigen Wale mit dem Schwanz voraus geboren wurden.

Die Ichthyosaurier sahen nicht nur aus wie Fische, sie lebten auch wie diese. Doch mussten sie – wie alle Echsen – immer wieder an die Wasseroberfläche schwimmen, um Luft atmen zu können. „Und sie waren schnelle und wenige Jäger, echte Raubtiere, das darf man nicht vergessen. Im langen Maul der Ichthyosaurier waren bis zu 200 spitze Zähne aufgereiht“, schildert Martina Kölbl-Ebert das Aussehen dieser Fischechsen, die ursprünglich von Landechsen abstammen.

„Der Saurier muss sehr lange unversehrt am Meeresboden gelegen haben und wurde bestens mineralisiert. Das kann man fast wie mit einer Mumie vergleichen“, berichtet die Museumsleiterin. Das Fossil gehört übrigens jetzt dem Jura-Museum, nachdem der Finder finanziell entschädigt wurde und der Kreis Eichstätt als Eigentümer des Blumenberger Steinbruches es an das Museum abgegeben hat, um es öffentlich zugänglich zu machen.

 


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