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Im Zuge einer BN-Exkursion, an der auch drei Experten teilnahmen, wurde bekräftigt, dass die Baumschutz-Aktion in diesem Herbst fortgesetzt werden soll.

(ty) Eine Exkursion unter dem Motto "Auf den Spuren des Bibers" hat am Donnerstag stattgefunden. Eingeladen hatten dazu die "Bund Naturschutz"-Ortsgruppe von Baar-Ebenhausen, Reichertshofen und Pörnbach. Biber-Berater Josef Loy aus Manching führte die Teilnehmer, darunter auch zwei seiner Kollegen aus Ingolstadt, im Gelände bei der Bahn-Überführung zwischen Baar-Ebenhausen und Reichertshofen in die Lebensweise des streng geschützten Tieres ein. Entlang der Paar will die BN-Gruppe im November ihre Baumschutz-Aktion fortsetzen; dazu sind freiwillige Helfer wieder willkommen.

Für die ersten Biber-Spuren musste die Gruppe nicht weit gehen: Nach wenigen Metern stieß man auf eine so genannte Biberrutsche in einen Altwasserarm der Paar. Etwas weiter entdeckten die Exkursions-Teilnehmer sogar Fährten und einen verlassenen Biberbau. Loy, selbst seit Jahrzehnten Fischer, bezeichnet den Biber anerkennend als "Ingenieur" und Verbündeten gegen Dürren, Hochwasser und für gesunde Fluss-Systeme. "Zirka 18 000 Biber gibt es in Bayern, aber eine Überpopulation ist nicht möglich, da die Tiere sich gegenseitig in Schacht halten und teilweise sogar bis zum Tod um Reviere kämpfen", so der Experte.

Eine weitere häufige Todesursache sei der Straßenverkehr, denn die jungen Biber gingen oft mehrere hundert Kilometer auf Reviersuche und passierten dabei auch viele Straßen. "Von den bis zu drei Jungen einer Familie überlebt ohnehin nur meist eines – und das wird nach zwei Jahren konsequent aus dem elterlichen Revier vertrieben", weiß Loy.  Das Revier bestehe dabei nicht nur aus einem Wohnbau, sondern auch aus mehreren Fluchtburgen und könne sich auf bis zu fünf Kilometer ausdehnen. 

Nur wenige der Exkursions-Teilnehmer hatten bisher das dämmerungsaktive Tier zu Gesicht bekommen, die Hoffnung auf eine Sichtung war daher sehr groß. "Gegen halb acht lässt er sich eigentlich immer flussabwärts treiben", machte eine Anwohnerin Hoffnung. Während die Gruppe zwischen Paar und Altwasser gespannt wartete, ging Loy auf das Zusammenleben von Mensch und Biber ein.

"Man kann für alle Probleme eine Lösung finden, dann unterstützt uns der Biber sogar", sagte Loy und zählte einige Maßnahmen auf: Die Dämme des Bibers filtern nicht nur das Wasser und erhöhen seine Qualität, sondern schützen vor Austrocknung bei den Hitzesommern, die immer regelmäßiger auftreten. Da sie Wasser in der Fläche halten, erzeugen sie eine Schwammwirkung und die Fläche kann gleichzeitig auch bei Starkregenereignissen vor Hochwasser schützen.

Mit Rohren im Damm könne dennoch ein kontrollierter Durchfluss geschaffen werden, sodass Äcker nicht zwangsläufig dauerhaft unter Wasser stünden, sondern lediglich feuchter gehalten werden. "Stört den Biber nicht, wenn man seine Bauwerke sabotiert?", wollte eine Teilnehmerin wissen. Nein, nur wenn er Wasser rauschen höre, werde der Biber wieder aktiv – da waren sich die drei Biber-Berater einig. Aber meistens könne er gut mit den Eingriffen leben. Auch für Untertunnelung von Bauwerken und Äckern haben die Berater probate Mittel an der Hand. Für die Maßnahmen gebe es auch einen Fond mit Geldmitteln.

In der Zwischenzeit ließ sich bei der Gruppe noch ein Eisvogel blicken und machte mit schrillen Pfiffen auf sich aufmerksam. "Das ist ein Zeichen für ein gutes Öko-System", so Loy. "Überall, wo der Biber aktiv ist, schafft er kleinteilige Lebensräume für weitere Arten." Sogar die vom Biber gefällten Bäume bewertet er als positiv, denn Totholz im Fluss biete Schutz und sei eine Brutstätte für kleine Fische und Wasserinsekten. "Bäume sind aber ebenso Helfer gegen den Klimawandel. Daher muss auch hier der Mensch Wege finden, um zwischen Biber und Bäumen einen Ausgleich zu schaffen."

Einen Ratschlag, der relativ einfach umzusetzen sei, gebe Loy den Behörden immer mit: Gefällte Bäume so lange wie möglich in der Fläche lassen, damit der Biber seinen Hunger an Zweigen und Rinde stillen könne und nicht gleich zum nächsten Baum übergehe. Wertvolle Bäume empfiehlt er gezielt gegen Verbiss zu schützen. Genau das macht die hiesige BN-Ortsgruppe bekanntlich seit dem vergangenen Winter.  "Wir haben in diesem Areal begonnen in Kooperation mit dem Wasserwirtschaftsamt und freiwilligen Helfern ausgewählten Baumbestand zu schützen, um das Landschaftsbild zu erhalten und im Gegenzug dem Biber auch einige explizit zu lassen", erklärt Bettina Markl, die Vorsitzende der BN-Ortsgruppe. 

Auch im kommenden Winter wird ihren Worten zufolge die Kooperation in Baar-Ebenhausen und Reichertshofen fortgesetzt. Termine für die Arbeitseinsätze zum Baumschutz entlang der Paar an den Wochenenden im November sollen noch bekanntgegeben werden. Wer Interesse habe, könne sich aber jetzt schon per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! melden. Den Biber persönlich haben die Exkursions-Teilnehmer an diesem Abend übrigens nicht zu sehen bekommen.


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