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Negative Einflüsse zunehmend spürbar, so Agentur-Chef Kolb. Statistisch herrschte bei Arbeitslosen-Quoten zwischen 2,4 und 2,7 Prozent aber Vollbeschäftigung.

(ty) Mit zwei völlig unterschiedlichen Gesichter habe sich der regionale Arbeitsmarkt im vergangenen Jahr gezeigt. Das berichtet die Agentur für Arbeit in Ingolstadt in ihrer Jahres-Bilanz für die Region 10 – also für die die Landkreise Pfaffenhofen, Neuburg-Schrobenhausen und Eichstätt sowie die Stadt Ingolstadt. In der ersten Jahres-Hälfte noch gewohnt robust und widerstandsfähig, seien im weiteren Verlauf die negativen Einflüsse zunehmend spürbarer geworden. "Insbesondere die anhaltende Wirtschafts-Flaute, die Folgen des Ukraine-Konflikts, hohe Energie-Kosten sowie zurückhaltender Konsum infolge der Inflation führten zu nachlassender Dynamik", fasst Behörden-Leiter Johannes Kolb zusammen.

Angesichts einer Arbeitslosen-Quote zwischen 2,4 und 2,7 Prozent könne man im Zuständigkeits-Bereich während des gesamten vergangenen Jahres von Vollbeschäftigung sprechen. Inwieweit sich dies auch im neuen Jahr fortsetzen lässt, hängt nach Einschätzung des Agentur-Chefs entscheidend davon ab, wie schnell das konjunkturelle Tal durchschritten sein wird und die teils schwierigen Rahmen-Bedingungen verbessert werden können.

Waren im Juni 2022 in der Region noch 225 486 Personen – und damit knapp 1700 mehr als ein Jahr zuvor – sozialversicherungs-pflichtig beschäftigt, betrug die Zahl zum aktuellsten Stichtag der Beschäftigten-Statistik, dem 30. Juni 2023, insgesamt 226 359 – ein Anstieg um 873 Personen.

Betrachte man einzelne Branchen, stelle sich die Entwicklung unterschiedlich dar: Während das verarbeitende Gewerbe und Baugewerbe sowie die Metall- und Elektro-Industrie jeweils Personal abbauten, habe die Beschäftigung im Dienstleistungs-Sektor, insbesondere im Bereich Information und Kommunikation, im Sozial- und Gesundheitswesen, der öffentlichen Verwaltung, im Gastgewerbe sowie bei Erziehung und Unterricht zum Teil merklich zugenommen. "Unabhängig von diesen Entwicklungen ist in vielen Branchen und Unternehmen ein weiterer Beschäftigungs-Aufbau wünschenswert und notwendig", so Kolb. Allerdings fehlten nach wie vor die passenden Fach- beziehungsweise Arbeitskräfte. 

"Es gilt, die verfügbaren Potenziale so gut wie möglich zu nutzen. Dazu wurden, mit dem von der Bundesregierung kürzlich initiierten Job-Turbo, dem Aktionsplan zur besseren Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt, verschiedene Maßnahmen beschlossen, um eine Arbeits-Aufnahme dieses Personen-Kreises zu beschleunigen", sagt der Agentur-Chef. Nach einer Phase des Ankommens und des Erwerbs von grundlegenden Sprach-Kenntnissen gehe es darum, kurzfristig einen Einstieg in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu finden, auch wenn die Deutsch-Kenntnisse noch nicht so perfekt sind.

"Damit dies gelingen kann, braucht es vor allem eine ganze Menge Engagement und Flexibilität, von Seiten arbeits-suchender Geflüchteter genauso wie seitens der Arbeitgeber, die neue Mitarbeitende einstellen möchten", erläutert Kolb. Zum Ende des Jahres 2022 waren laut Statistik in der Region 10 insgesamt 6988 Personen arbeitslos gemeldet.

Der witterungsbedingte Anstieg im Januar und Februar vergangenen Jahres sei temporär gewesen, der folgende Frühjahrs-Aufschwung sei eher zurückhaltend ausgefallen. Zwar sei die Arbeitslosigkeit auch in den Folge-Monaten leicht rückläufig gewesen, dennoch sei die nachlassende Konjunktur zunehmend spürbar geworden.

Mit 6959 arbeitslosen Personen bei einer Quote von 2,4 Prozent habe man im Mai den niedrigsten Stand erreicht. Die Juni-Zahlen seien beinahe identisch gewesen. Ähnlich der Frühjahrs- sei auch die Herbst-Belebung dezent ausgefallen. 7228 Beschäftigungs-Suchende führten im November zu einer Quote von 2,5 Prozent. Jahresdurchschnittlich waren in der Region 7404 von Arbeitslosigkeit betroffene Personen gemeldet (2022: 6713). "Im Schnitt pendelte sich die Arbeitslosen-Quote bei 2,5 Prozent ein, 2022 lag sie bei 2,3 Prozent", so Kolb.

Ein Meilenstein für die Job-Center zu Jahresbeginn 2023 sei die Einführung des Bürgergeldes gewesen, welches das bisherige Arbeitslosengeld II ablöste. Mit der neuen Leistung trage man den Veränderungen und Anforderungen des Arbeitsmarktes Rechnung. Die dauerhafte Integration in Arbeit und die Verbesserung der Arbeitsmarkt-Chancen durch Qualifizierung und Berufs-Ausbildung rückten stärker in den Fokus. 

"Mit Blick auf die beiden Rechtskreise – Arbeitslosen-Versicherung und Grundsicherung – ist festzuhalten, dass nach dem 2022 vor allem durch die Kriegs-Flüchtlinge aus der Ukraine bedingten Anstieg der Arbeitslosigkeit im Berichtsjahr 2023 die Zahl der von den Job-Centern in der Region betreuten arbeitslosen Personen relativ konstant war", heißt es in der Rückschau. Während in der Grundsicherung im Durchschnitt des vergangenen Jahres 3783 Personen arbeitslos gemeldet waren (2022: 3188), seien es im Bereich der Arbeitslosen-Versicherung 3621 gewesen (2022: 3525). 

Ein weiterhin hoher Bestand an offenen Stellen und ein dem Vorgänger-Jahr vergleichbarer Zugang an neuen Beschäftigungs-Möglichkeiten kennzeichneten nach Behörden-Angaben im zu Ende gegangenen Jahr diesen Teilbereich des regionalen Arbeitsmarkts: "Eine gewisse Verunsicherung sowie eine nachvollziehbar abwartende und vorsichtige Haltung reduzierten auf Arbeitgeber-Seite vor allem im zweiten Halbjahr die Bereitschaft zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und verlangsamten die Rekrutierungs-Prozesse", erklärt Kolb.

Den Vermittlungs-Fachkräften der Agenturen in der Region 10 seien im vergangenen Jahr insgesamt 7786 vakante Arbeitsplätze und damit 55 mehr als noch im Jahr zuvor zur Besetzung gemeldet worden. Jahresdurchschnittlich waren laut Statistik 4753 Beschäftigungs-Möglichkeiten unbesetzt (2022: 4501). Im zurückliegenden Beratungs-Jahr 2022/23 meldeten die Betriebe aus der Region der Agentur für Arbeit für den Ausbildungs-Start im September insgesamt 3837 Berufsausbildungs-Plätze (2021/22: 3720), was laut Behörde die weiterhin hohe Ausbildungs-Bereitschaft widerspiegelt.

Die Zahl der gemeldeten Bewerber für eine betriebliche Lehre-Stelle sei hingegen rückläufig. 2479 Ausbildungs-Interessenten und damit 145 weniger als ein Jahr zuvor wurden nach Angaben Kolbs von der Agentur für Arbeit Ingolstadt auf der Suche nach einer Ausbildungs-Stelle unterstützt. "Junge Menschen für eine betriebliche Ausbildung zu begeistern, ist mit der wichtigste Hebel, um dem Fachkräfte-Mangel entgegenzuwirken. Alle beteiligten Akteure sind gefordert, Bedingungen zu schaffen und Überzeugungsarbeit zu leisten, um bei jungen Menschen und deren Eltern mehr Akzeptanz für eine Ausbildung zu erreichen", erläutert Kolb.

Auch im vergangenen habe die Arbeitsagentur Ingolstadt intensiv in Leistungen der aktiven Arbeitsmarkt-Förderung, wie beispielsweise Weiterbildung, Eingliederung, Gründungs-Zuschüsse und Leistungen für Jugendliche investiert. Insbesondere Transformation und Digitalisierung begründeten den Anstieg der Ausgaben für Beschäftigte von knapp sechs Millionen Euro im Jahr 2022 auf gut 7,6 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Insgesamt habe man die aktive Arbeitsmarkt-Förderung mit knapp 16,2 Millionen Euro unterstützt (Vorjahr: 14,2 Millionen Euro).

Für den Bereich der beruflichen Rehabilitation und die Förderung schwerbehinderter Menschen beliefen sich die Leistungen im vergangenen Jahr auf rund 12,7 Millionen Euro. "Wurden 2022 beim konjunkturellen Kurzarbeiter-Geld pandemie-bedingt knapp 74 Millionen Euro aufgewendet, waren es im vergangenen Jahr noch knapp 7,4 Millionen Euro", heißt es in der Rückschau. Die Ausgaben für das Arbeitslosengeld – inklusive aller Ausgaben für die Sozialversicherung der Leistungs-Empfänger – beliefen sich den Angaben zufolge für die Region 10 im vergangenen Jahr auf etwas über 79 Millionen Euro.

Zur aktuellen Situation in der Region:

Im Kreis Pfaffenhofen gibt es aktuell 1584 Arbeitslose und 1235 offene Stellen


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