Der in Hildesheim lebende Autor erhält das diesjährige Literatur-Stipendium der Kreisstadt. Was das bedeutet und was von ihm erwartet wird.
(ty) Die Entscheidung ist gefallen: "Philipp Cyprian ist neuer Joseph-Maria-Lutz-Stipendiat der Stadt Pfaffenhofen." Darauf habe sich die Fach-Jury um den Schriftsteller Steffen Kopetzky, ehemaliger Kultur-Referent des Stadtrats, in ihrer jüngsten Sitzung geeinigt. Das wurde am heutigen Mittwoch aus dem Rathaus gemeldet. Der im Jahr 1997 geborene Autor wird den Angaben zufolge voraussichtlich Anfang September als diesjähriger Lutz-Stipendiat in den historischen Flaschlturm ziehen und die Herbst-Monate dort verbringen. Zum Abschluss seines Aufenthalts in der Kreisstadt werde er dann dem hiesigen Publikum seinen zu schreibenden Text über Pfaffenhofen, seinen "Zwischenfall", vorstellen.
Laut heutiger Mitteilung der Stadtverwaltung fand die Jury-Sitzung bereits Anfang des Monats statt. Zu dem Gremium gehören neben dem Vorsitzenden Kopetzky auch der aktuelle Kultur-Referent des Stadtrats, Reinhard Haiplik (ÖDP), sowie der Buch-Händler Simeon Stadler und die Galeristin Lea Heib. Sie seien sich "schnell einig" gewesen: Bei dem von Philipp Cyprian vorgelegten Text – "Die Unterfläche" – handele es sich um "zeitlose erzählende Literatur". Durch den inhaltlichen Fokus auf das Alltägliche und die traditionellen Erzähltechniken sei Cyprian prädestiniert, um in Pfaffenhofen auf Entdeckungsreise zu gehen und die Charakteristik der Stadt in einem literarischen "Zwischenfall" einzufangen. Ein solcher Text wird bekanntlich im Rahmen des Stipendiums verlangt.
Im Flaschlturm.
Der Text, der ihm nun aber erst einmal das diesjährige Stipendium in Pfaffenhofen beschert hat, "beschreibt einen sympathischen, aber chaotischen und leicht orientierungslosen jungen Mann, der sich einem Selbst-Experiment unterzieht", heißt es aus der Stadtverwaltung. "Er lässt sich von seiner Partnerin mit verbundenen Augen nachts an einer ihm unbekannten Stelle der Stadt aussetzen und versucht anschließend, ohne technische Hilfsmittel den Weg nach Hause zu finden. Der Versuch scheitert und der Beweis scheint erbracht, dass er über keinerlei Orientierungssinn verfügt."
Der in Hildesheim lebende Autor habe Soziologie in Bremen studiert und sei seit dem Jahr 2020 am Literatur-Institut in Hildesheim eingeschrieben. Er sei Teilnehmer der "Werkstatt Prosa 2022" in Graz gewesen und sei zweiter Preisträger des schwäbischen Literatur-Preises 2022. Darüber hinaus sei er Teilnehmer am "Literatur-Tandem-letterario 2024"; das ist ein Stipendium für junge Schriftsteller und Schriftstellerinnen aus Italien und Deutschland. Nach Angaben der Stadtverwaltung hatte es diesmal für das Lutz-Stipendium in Pfaffenhofen knapp 70 Bewerbungen aus dem deutschsprachigen Raum gegeben. Die Jury zeigte sich "wieder rundum zufrieden mit der Anzahl und Qualität der eingegangenen Bewerbungen".
Der Flaschlturm von außen.
Das Stipendium wird laut Stadtverwaltung von der Kreisstadt für einen dreimonatigen Zeitraum vergeben. Bestandteile seien ein Aufenthalts-Geld in Höhe von 800 Euro monatlich sowie die kostenfreie Unterbringung im Flaschlturm – inklusive Nebenkosten und Internet-Anschluss. Für das Verfassen des "Zwischenfall"-Textes über Pfaffenhofen sowie die Übertragung der Veröffentlichungs-Rechte erhalte der Stipendiat zusätzlich ein Honorar in Höhe von 600 Euro. Für die Dauer des Stipendiums bestehe Aufenthalts-Pflicht in Pfaffenhofen, wird betont.
Im Flaschlturm.