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Schon auf dem Weg zum Hitler-Putsch passierte seinerzeit ein rechtes Ungeschick. Den Lkw beschlagnahmte dann die Polizei. Beschämt fuhren die Möchte-gern-Revoluzzer im Zug wieder heim. Auch darum geht es bei einer besonderen Stadtführung am Samstag.

(ty) Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg brachten eine politisch wie auch wirtschaftlich instabile Zeit mit sich. Bei zahlreichen Veranstaltungen von politischen Parteien wurde ab 1919 auch bei den Menschen in Pfaffenhofen die Hoffnung auf Besserung genährt sowie eine Überwindung der wirtschaftlichen und sozialen Not versprochen. Sehr früh fasste auch die nationalsozialistische Bewegung um Adolf Hitler in Pfaffenhofen Fuß.

Schon im Jahre 1921 fanden erste Veranstaltungen der Nazis in Pfaffenhofen statt. Und am 23. September 1922 kam einst auch der spätere Führer und Reichskanzler Adolf Hitler in Begleitung von 25 Mann – plus seinem Schäferhund – nach Pfaffenhofen. Hitler stellte seinerzeit im voll besetzten Müllerbräukeller-Saal in einem dreistündigen Vortrag sein Programm vor.

Die Einladung zu der Veranstaltung lautet seinerzeit wie folgt: "Nationalsozialistische Arbeiterpartei. Einladung zu der am Samstag, den 23. September abends 8 Uhr im Müllerkellersaal stattfindenden öffentlichen Parteiversammlung. Es wird sprechen Herr Adolf Hitler aus München über 'Der nationale Sozialismus als Deutschlands Zukunft'. Männer und Frauen aller Stände, erscheint in Massen! Eintritt 2 Mark. Kriegsbeschädigte frei. Juden ist der Zutritt verboten." Nur wenige Tage nach der besagten Veranstaltung sollte am 4. Oktober 1922 dann die NSDAP-Ortsgruppe Pfaffenhofen gegründet werden. 

Als wenig erfolgreicher Ausflug erwies sich gut ein Jahr später die Teilnahme eben jener Pfaffenhofener NSDAP-Ortsgruppe am "Hitler-Putsch" in München: Der Lastwagen mit den elf Möchtegern-Putschisten soll am 9. November 1923 schon bei Lohhof durch ein rechtes Ungeschick in den Straßengraben gelenkt worden sein – mit der Folge, dass die Hallertauer Nazis erst in München eintrafen, als die Erhebung schon beinahe niedergeschlagen war.

Hinter Hausmauern Deckung suchend, sollen die elf Pfaffenhofener von der Polizei verhaftet sowie später, nach Feststellung ihrer Personalien, wieder freigelassen worden sein. Ihr Lkw wurde allerdings beschlagnahmt, sodass die beschämten Revolutionäre die Rückreise mit der Bahn antreten mussten. Und angeblich schon in Reichertshausen aus dem Zug stiegen sowie den Rest des Weges zu Fuß marschierten – um nicht auch noch am Pfaffenhofener Bahnhof auf ihre unrühmliche Unternehmung angesprochen zu werden. 

Diese lokale Episode aus dem Beginn des düstersten Kapitels der deutschen Historie ist eine der Geschichten, welche die Teilnehmer bei der so genannten Kuriositäten-Tour durch Pfaffenhofen erfahren. Diese ungewöhnliche Stadtführung findet für gewöhnlich jeden ersten Samstag im Monat statt – also auch diesen Samstag, 3. Februar, wieder. Es sind noch Plätze frei. Treffpunkt ist um 11 Uhr vor dem Pfaffenhofener Rathaus. Die Teilnahme an dem rund 90-minütigen Rundgang kostet für Erwachsene drei Euro; Kinder und Schüler bis zum Alter von 18 Jahren dürfen kostenlos mit. Alle Interessierten können sich vorab auf www.stadtfuehrungen-pfaffenhofen.de einen Platz zum gewünschten Termin reservieren.

In vielen weiteren – teils heiteren, teils aber auch gruseligen – Geschichten erfahren die Teilnehmer bei dieser Stadtführung der etwas anderen Art viel Spannendes über Pfaffenhofen, seine Vergangenheit und seine Plätze: Vom großen Stadtbrand im Jahre 1388 über den Aufruhr der Weiber anno 1798, bis zum letzten Ferkelmarkt auf dem Hauptplatz im Jahr 1968. Oder über eine blutige Brotzeit. Oder wie damals das Unvorstellbare geschah und in der Stadt tatsächlich das Bier ausging. Näheres, auch zu weiteren Terminen, sowie Informationen rund um die verschiedenen Stadt- und Bunker-Führungen gibt es auf www.stadtfuehrungen-pfaffenhofen.de


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