Erich Kellerhals und Metro standen heute wieder einmal vor Gericht – Wegen eine Lappalie mit einer langen Geschichte
(ty) Mit Engelszungen versuchte Handelsrichter Konrad Kliegl heute, in dem neuerlichen Verfahren Metro gegen Erich Kellerhals einen Kompromiss auszuhandeln. Vergeblich. Weil Erich Kellerhals auf seiner Homepage eine Anzeige geschaltet hat, in der er einen neuen CEO für Media Saturn sucht, hat die Metro AG ihn vor Gericht zitiert. Sie wollte per einstweiliger Verfügung erwirken, dass er derartige Anzeigen nicht mehr veröffentlichen darf. Die Entscheidung fällt jedoch erst am 8. Juli.
Klingt im Grunde nach einer einfachen Geschichte. Stünde dahinter nicht der Balast jahrelanger gerichtlicher Auseinandersetzungen zwischen dem Minderheitseigner Kellerhals und der Metro. Und die Tatsache, dass Media-Chef Horst Norberg erst kürzlich mitten in dem neuerlichen Streit das Handtuch geworfen hat. Media Saturn steht also derzeit ohne Chef da. Und der von Metro eilends installierte Stellvertreter ist ausgerechnet jener Peter Haas, der einst bei Media Saturn Chef war, dann aber fristlos gekündigt hatte und zu Metro gegangen war. Der „Verräter“ also leitet nun kommissarisch die Geschicke des Elektronikriesen. Bis ein neuer Vorstand gefunden ist.
Und genau das ist der Knackpunkt. Die Metro sucht gar keinen. Und Kellerhals tut das über seine Homepage. Das Recht dazu aber spricht ihm die Metro ab. Weil dies einen Gesellschafterbeschluss erfordere und nicht eine einsame Entscheidung aus Salzburg. Deswegen will die Metro per einstweiliger Verfügung erreichen, dass Erich Kellerhals solche Stellenanzeigen „in gleicher oder ähnlicher Form“ nicht mehr veröffentlichen darf.
Erich Kellerhals am Eingang zum Landgericht Ingolstadt: Wer darf schon einen Milliardär filzen?
Ein Nebenkriegsschauplatz. Denn der Hintergrund ist eher der, dass die Metro es nicht akzeptieren will, dass ein Gesellschafter, dem gerade noch 21,68 Prozent der Anteile an Media Saturn gehören, eine Sperrminorität bei wichtigen Entscheidungen hat. Und im Falle einer Neubesetzung des Vorstandes bei Media Saturn geht ohne Erich Kellerhals, der heute persönlich im Landgericht erschienen war, gar nichts. Denn dafür braucht es eine 80-prozentige Mehrheit in der Gesellschafterversammlung, Und die ist ohne seine knapp 22 Prozent eben nicht zu erreichen. Wäre denn überhaupt eine einberufen.
Ein Krieg“ ist es in der Tat, der da seit Jahren tobt. Das machte alleine schon der rüde Umgangston klar, in dem die Anwälte der Parteien heute im inzwischen neunten Verfahren Kellerhals – Metro aufeinander losgingen. Da war von „Gossensprache“ die Rede, von „Unanständigkeiten“, von Ausführungen die „nur schwer zu ertragen sind“ und einem „Benehmen, dass es der Sau graust“. Beinahe königlich bayrisch, der Ton.
Der Punkt, um den es der Metro geht. Sie hat es satt „von einem Minderheitsgesellschafter terrorisiert zu werden“. Richter Konrad Kliegl, der alle bisherigen verfahren geleitet hat und die Sachverhalte aus dem ff kennt, meinte denn auch, es habe gegenseitig so viele Verletzungen geben, die allesamt überflüssig waren. Er beschwor aber auch die nahezu aussichtslose Situation. Denn würde beispielsweise sich tatsächlich ein CEO für die Anzeige von Erich Kellerhals interessieren, könne er sich die Bewerbung eigentlich gleich schenken, weil er wüsste, die Metro würde so einen Kandidaten erst gar nicht akzeptieren. Und das gelte auch umgekehrt.
Warum also nimmt Erich Kellerhals seine Anzeige nicht aus dem Netz und beide Parteien treffen sich zu einer Gesellschafterversammlung auf der das weitere Vorgehen dann besprochen werde? Im Grund glaubte Richter Kliegl wohl selbst nicht an die Wirkung seiner Worte. Dafür hat er in dieser erbitterten Auseinandersetzung schon zu viel erlebt.
Nun wurde die Entscheidung eben auf den 8. Juli vertagt. Bis dahin muss der Richter sich entscheiden, ob Erich Kellerhals mit der Online-Anzeige gegen die „gesellschafterliche Treuepflicht“ verstößt und Dinge forciert, die der Gesellschafterversammlung vorbehalten sind. Was im Übrigen die Anwälte von Kellerhals ihrerseits der Metro vorwerfen. Oder ob er berechtigt ist, einen CEO für Media Saturn zu suchen. Und Kliegl warf auch die Frage auf, ob es der Weisheit letzter Schluss sei, diese Frage vor Gericht auszutragen.
Und selbst wenn die Frage nun für oder gegen Erich Kellerhals juristisch entscheiden wird, bleibt die wichtigere Frage unbeantwortet: Wie soll es weitergehen mit Media Saturn? Im Grunde könnte wohl nur eine Trennung Frieden bringen. Wenn Erich Kellerhals beispielsweise seinen Media Saturn zurückkauft oder aber seinerseits seine Anteile veräußert.