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Sie schickt Christian Moser ins interne Rennen um die Direkt-Kandidatur. Das ist mehr als nur ein dezenter Hinweis auf eine gewisse Unzufriedenheit mit dem angeschlagenen MdB aus dem Kreis Freising, der offenbar erneut kandieren möchte.

Von Tobias Zell

Unumstritten ist der hiesige Bundestags-Abgeordnete Erich Irlstorfer in seiner Partei längst nicht mehr, die kritischen Stimmen aus den eigenen Reihen wurden zuletzt immer deutlicher und lauter. Nun eine Konsequenz: Wenn es nach den führenden CSU-Köpfen aus dem Landkreis Pfaffenhofen geht, dann soll der 53-Jährige aus dem Kreis Freising bei der nächsten Bundestagswahl nicht mehr der Direkt-Kandidat der Christsozialen sein. Denn wie heute mitgeteilt wurde, hat der erweiterte Pfaffenhofener CSU-Kreisvorstand einen einhelligen Empfehlungs-Beschluss gefasst, wonach Christian Moser (34) aus Pfaffenhofen ins Rennen geschickt werden soll. Irlstorfer sitzt seit 2013 im deutschen Parlament. Im vergangenen Herbst hatte er einen Herzinfarkt publik gemacht, aber auch erklärt: "Eine Periode Bundestag geht schon noch."

Es geht hier um den Bundestags-Wahlkreis 214, der neben den gesamten Landkreisen Pfaffenhofen und Freising auch die Stadt Schrobenhausen sowie die Gemeinden Aresing, Berg im Gau, Brunnen, Gachenbach, Langenmosen und Waidhofen aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen umfasst. Deshalb liegt es keinesfalls alleine in den Händen der CSU-Entscheider aus dem Landkreis Pfaffenhofen, wer bei der Bundestagswahl im Herbst nächsten Jahres tatsächlich als Direkt-Kandidat der Christsozialen in diesem Wahlkreis antreten darf.

Mehr als ein Fingerzeig

Klar ist aber: Schon die Entscheidung der Partei-Strategen aus dem Landkreis Pfaffenhofen, den seit mittlerweile mehr als zehn Jahren im Bundestag sitzenden Irlstorfer nicht einfach so wieder aufs Schild heben zu wollen, sondern ihm – ganz im Gegenteil – einen internen Kontrahenten vor die Nase zu setzen, ist viel mehr als nur der dezente Hinweis auf eine gewisse Unzufriedenheit mit seinem jüngsten Wirken. Es ist nicht weniger als die Botschaft: Wenn es nach uns geht, dann war's das für dich als Bundestags-Abgeordneter!

Jedenfalls wurde heute per Presse-Mitteilung selbstbewusst proklamiert: "CSU-Kreisverband Pfaffenhofen nominiert Christian Moser als Kandidaten für die Bundestagswahl." Der 34 Jahre alte Jurist soll jedenfalls ins Rennen um die Direkt-Kandidatur gehen. Das habe der erweiterte CSU-Kreisvorstand entschieden und auch einen einstimmigen Empfehlungs-Beschluss gefasst. Bereits Mitte Januar sei bei einer gemeinsamen Klausur des Pfaffenhofener CSU-Kreisvorstands und der Pfaffenhofener CSU-Kreistags-Fraktion "die Personalie besprochen und einhellig begrüßt" worden, heißt es dazu.

"Neuen Weg einschlagen"

"Mit der Nominierung von Christian Moser wollen wir als CSU personell einen neuen Weg einschlagen und ein Angebot für eine breitere thematische Aufstellung im Bundeswahlkreis machen", erklärte heute Karl Straub – und deutet damit zumindest Kritik an Irlstorfer an. Und Straub ist ja nicht irgendwer. Er ist Vorsitzender der Christsozialen im Landkreis Pfaffenhofen, seit 2013 Mitglied des bayerischen Landtags und seit dem vergangenen November auch Integrations-Beauftragter der bayerischen Staatsregierung.

Gerade in diesen Zeiten, so Straub weiter, spielten Politik-Felder wie Wirtschaft, Arbeit, Steuern, Mittelstand, Landwirtschaft, Energie und Wohnraum in der Bundespolitik eine überragende Rolle. Der Pfaffenhofener CSU-Kreisverband wolle diese Themen bei der nächsten Bundestagswahl auch im Wahlkreis wieder stärker in den Mittelpunkt rücken. Denn nur mit einem schlagkräftigen politischen Angebot könne man auch im Wahlkreis erfolgreich für einen Politik-Wechsel in Berlin kämpfen. Das war eine weitere Spitze gegen Irlstorfer.

"Moser hierfür beste Wahl"

"Unser Ziel als CSU ist es, dass wir bei der Bundestagswahl 2025 die Ampel-Regierung ablösen", stellt Straub klar. Hierzu gehöre natürlich ein starkes Ergebnis im hiesigen Wahlkreis. Straub & Co. vertreten offensichtlich die Ansicht, dass Irlstorfer eben nicht der am meisten geeignete Kandidat ist. "Wir sind überzeugt, dass Christian Moser hierfür die beste Wahl ist", so Straub. Moser habe in den vergangenen Jahren bewiesen, dass er über großen fachlichen und politischen Sachverstand verfüge, bodenständig, verlässlich und fleißig sei, aber auch viel Empathie für die Menschen mitbringe.

Christian Moser ist seit 2009 Mitglied der CSU. Er sitzt aktuell für die Christsozialen im Stadtrat von Pfaffenhofen und ist in dem Gremium auch Chef seiner Fraktion. Außerdem sitzt er im Kreistag von Pfaffenhofen, ist dort einer der stellvertretenden Fraktions-Sprecher. Moser war zuvor von 2017 bis 2022 der CSU-Ortsvorsitzende von Pfaffenhofen, von 2012 bis 2018 hatte er den Kreisvorsitz der "Jungen Union" (JU) inne.  Seit dem Jahr 2021 fungiert Moser auch als stellvertretender Vorsitzender der Landkreis-CSU. 

Pikanter Zusammenhang

Er ist verheiratet und Vater einer Tochter. Beruflich war Moser nach seiner juristischen Ausbildung unter anderem als Rechtsanwalt in einer mittelständischen Kanzlei tätig, bevor er in den bayerischen Staatsdienst gewechselt ist. Seit Mai vergangenen Jahres arbeitet Moser als Regierungsrat in der bayerischen Staatskanzlei. Die wird übrigens geleitet von Staatsminister Florian Herrmann. Nicht ganz uninteressant beziehungsweise sogar durchaus pikant ist in diesem Zusammenhang: Herrmann ist auch Vorsitzender der CSU in Irlstorfers Heimat-Landkreis Freising.

"Christian Moser bringt durch seinen Werdegang und persönlichen Hintergrund die Fähigkeiten mit, die wir jetzt brauchen – nämlich für die ganz normalen Leute im Kleinen und Großen Verbesserungen zu erzielen", sagt Parteifreund und Bezirksrat Fabian Flössler aus Pfaffenhofen. "Der CSU-Kreisvorstand und die CSU-Kreistags-Fraktion sind davon überzeugt, dass er in Berlin ein ausgezeichneter Ansprech-Partner und Interessen-Vertreter für die Menschen in unserem Wahlkreis sein wird", schreibt der Pfaffenhofener CSU-Kreisverband über Moser.

Offenbarung bei Braugersten-Schau

Man geht beim Pfaffenhofener Kreisverband der Christsozialen laut dieser aktuellen Mitteilung davon aus, dass bei der Versammlung zur Nominierung des hiesigen CSU-Direkt-Kandidaten für die nächste Bundestagswahl mehrere Bewerber antreten. "Zuletzt hatte der amtierende Bundestags-Abgeordnete Erich Irlstorfer angekündigt, sich für eine weitere Amtszeit bewerben zu wollen", hieß es heute. Außerdem: Wie eingangs erwähnt, hatte Irlstorfer im vergangenen September – als Ehrengast bei der Braugersten-Schau in Moosburg an der Isar – wissen lassen, dass er kürzlich einen Herzinfarkt hatte. Der Münchner Merkur berichtete darüber. Demnach hatte Irlstorfer auch gesagt: "Eine Periode Bundestag geht schon noch."

Der Vorsitzende der CSU-Fraktion im Pfaffenhofener Kreistag, Martin Rohrmann, kommentierte heute die Entscheidung für Moser wie folgt: "Die CSU zeichnet aus, dass wir für jedes Amt mehrere geeignete Bewerber haben." Eine lebendige und starke Demokratie lebt seinen Worten zufolge vom Wettbewerb. "Die Pfaffenhofener CSU will den CSU-Delegierten aus dem Wahlkreis ein starkes Angebot für einen erfolgreichen Wahlkampf machen", so Rohrmann, "und das tun wir mit Christian Moser."

Erinnerungen an 2012

Apropos Rohrmann: Ende des Jahres 2012 war Irlstorfer erstmals zum Direkt-Kandidaten seiner Partei für den Bundestag gekürt worden. Damals setzte er sich im internen Wettstreit mit 89 zu 71 Stimmen eben gegen den Rechtsanwalt Martin Rohrmann aus Pfaffenhofen durch. Irlstorfer errang dann im Jahre 2013 erstmals das Direkt-Mandat, sitzt seither im deutschen Bundestag. Seinen Posten verteidigte er bei den beiden nächsten Bundestagswahlen im Jahr 2017 und 2021, zuletzt mit 36 Prozent. Nun könnte seine Zeit als Abgeordneter dem Ende entgegen gehen – wegen interner Konkurrenz in Person von Christian Moser.

Moser selbst erklärte heute: "Ich freue mich sehr über die Möglichkeit, den CSU-Delegierten im Bundeswahlkreis ein Angebot machen zu dürfen. Es wäre mir ein Privileg, mit ganzer Kraft für dieses Land und die Menschen in unserem Wahlkreis zu arbeiten." Er weiß freilich auch, dass die Entscheidung über den nächsten Direkt-Kandidaten auch vom Votum der Delegierten abhängt, die aus den Landkreisen Freising und Neuburg-Schrobenhausen zu der Nominierungs-Versammlung geschickt werden. 

160 Delegierte aus drei Kreisen

Ein Termin für die Aufstellungs-Versammlung steht dem Vernehmen nach noch nicht fest. Insgesamt wird es nach Informationen unserer Zeitung 160 Delegierte geben: 76 aus dem Landkreis Freising, 67 aus dem Landkreis Pfaffenhofen und 17 aus den genannten Teilen des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen. Für Irlstorfer reicht es demnach nicht aus, wenn ihm alle Delegierte aus seinem Landkreis das Vertrauen aussprechen. Gleiches gilt für Moser. Am Ende wird mutmaßlich den Ausschlag geben, wie groß die Unzufriedenheit mit Irlstorfer tatsächlich ist.


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