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Moritz Bockes (21) hat sich auf Mittel- und Langstrecken spezialisiert. Bei der EM in Belgrad belegte er jüngst über 25 Kilometer den fünften Platz. Sponsoren könnten ihm helfen, seinen Traum zu erfüllen. Wir sprachen exklusiv mit ihm.

(ty) Wenn andere im Wasser längst schlapp sind, kommt er erst so langsam auf Touren. Moritz Bockes ist Langstrecken-Schwimmer, ein bemerkenswert guter sogar. Der 21 Jahre alte Pfaffenhofener gehört auf den langen Distanzen aktuell zu den besten Schwimm-Sportlern in Deutschland. Diese Leistung kommt nicht von Ungefähr. Er spult jeden Tag ein für Außenstehende schier unglaubliches Pensum im Becken ab: zwei Trainings-Einheiten mit zusammen zwischen 13 und 16 Kilometern, sechs Mal die Woche. Der gebürtige Oberpfälzer hat dabei ein großes Ziel vor Augen. 2028 möchte er bei den Olympischen Spielen in Los Angeles (USA) für Deutschland an den Start gehen. Im Gespräch mit unserer Zeitung gibt der 21-Jährige, der schon etliche Top-Platzierungen bei nationalen wie auch internationalen Titel-Kämpfen geschafft hat, Einblick in sein ungewöhnliches Sportler-Leben.

Er macht einen putzmunteren Eindruck, als wir mit ihm in der Mittagszeit telefonieren. Obwohl er schon ein hartes Training hinter sich hat. In aller Frühe hat er sich ins Auto gesetzt, um pünktlich ab 6.40 Uhr am Olympia-Stützpunkt in München zwei Stunden lang seine Bahnen zu ziehen. Bockes studiert an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in der Landeshauptstadt Wirtschafts-Mathematik und vertreibt sich nach Vorlesungen und Übungen die Zeit oft im Camper-Van seiner Eltern, bevor er ein zweites Mal zum Schwimm-Training geht. Normalerweise. Denn gerade sind Semester-Ferien und deswegen ist er diesmal anschließend wieder zurück nach Pfaffenhofen gefahren. Der erneute Trip nach München am Nachmittag bleibt ihm an diesem Tag erspart.

Vier Stunden Training im Wasser – das ist das tägliche Pensum vom Moritz Bockes.

Nach Absprache mit seiner Trainerin wird er sein Nachmittags-Pensum im Freibad von Pfaffenhofen absolvieren. Ausnahmsweise, denn Bockes leidet unter Jetlag und hat die letzten Tage kaum geschlafen. Nach dreieinhalb Wochen Höhen-Training in Mexiko und dem langen Rückflug ist sein Bio-Rhythmus gehörig durcheinandergeraten. Aber mit seinen jungen Jahren steckt er das weg. In der Höhe zu trainieren und dadurch auf ganz legale Weise mit mehr roten Blutkörperchen für mehr Sauerstoff-Transport zu sorgen und das Leistungs-Vermögen zu steigern, das gehört bei Schwimmern wie bei vielen anderen Leistungs-Sportlern zum üblichen Trainings-Programm. Moritz Bockes und seine Schwimmer-Kollegen halten sich dafür öfter im österreichischen Schnalstal auf. Gelegentlich geht es auch mal noch weiter weg, beispielsweise in die Sierra Nevada (Spanien).

"Die Muskeln werden nicht hart. Ein traumhaftes Gefühl", beschreibt Bockes die Auswirkungen in der ersten Woche nach dem Höhen-Training. Der 21-Jährige hat sich nach dem Wechsel vom Junioren- in den Erwachsenen-Bereich im Becken auf Mittel- und Langstrecken spezialisiert, im Freiwasser schwimmt er im Wettkampf Distanzen von fünf und zehn Kilometern. Und seit diesem Jahr ist er auch auf der Ultra-Distanz unterwegs, die über 25 Kilometer geht. Mit beachtenswertem Erfolg. Bei der Europameisterschaft in Belgrad, wo die Strecke auf einem Donau-Nebenkanal geschwommen wurde, belegte er in einer Zeit von fünf Stunden und neun Minuten Platz fünf. Ein eindrucksvoller Beleg für das Leistungs-Potenzial des jungen Pfaffenhofeners.

Bockes – diesmal im Neopren-Anzug – bei einem Wettkampf vor der portugiesischen Küste.

Bereits seit seinem fünften Lebensjahr sei er dem Schwimm-Sport verfallen, berichtet er. Dazu gebracht habe ihn ein Bademeister im Freibad in Schwandorf, wo er damals mit seinen Eltern lebte. Dieser Mann, zugleich auch Schwimm-Trainer, hatte den Steppke beobachtet, wie er sich bei Sprüngen vom Drei-Meter-Turm austobte und im Wasser bewegte. "Der Junge hat ein Wasser-Gefühl" – mit diesem Lob hat er Moritz' Vater damals angestoßen, seinen Sohn mal zu ihm ins Training des örtlichen Schwimm-Vereins zu schicken. "Ich bin da hin und seitdem nicht mehr losgekommen", sagt Bockes zu seinen Anfängen. 2012 zog die Familie um in die bayerische Landeshauptstadt, wo er seither am Olympia-Stützpunkt trainiert und seit Jahren auch dem Kader des deutschen Schwimm-Verbands angehört.

Seit etwa fünf Jahren lebt Bockes mit seiner Familie in Pfaffenhofen. Seine sportlichen Strukturen in München, wo er sich nach eigenem Bekunden rundum wohl und gut betreut fühlt, hat er trotz des Umzugs beibehalten. Die Top-Platzierung bei der EM in Belgrad habe ihm noch mehr Selbstvertrauen gebracht, berichtet der 21-Jährige. Die Wettkämpfe über die Ultra-Distanz von 25 Kilometern sieht er als wichtigen Baustein für die Strecken über fünf und zehn Kilometer. "Das fühlt sich dann eher an wie ein Sprint", erzählt er. "Und du weißt, du hast noch viel größere Distanzen drauf." Ihm ist bewusst, dass es bis zur erhofften Olympia-Teilnahme in vier Jahren noch ein langer und harter Weg ist. Allein schon wegen der enormen Konkurrenz im eigenen Land.

Muskelspiele bei der Wettkampf-Vorbereitung.

Mit Florian Wellbrock, mehrfacher Weltmeister über verschiedene Strecken, und dem ebenfalls mit Titeln hochdekorierten Oliver Klement hat er auf nationaler Ebene zwei Konkurrenten, die, wie er einräumt, "ein Stück weiter sind als ich". Doch er habe unbändigen Ehrgeiz, das große Ziel zu erreichen. Im Kinder- und Jugend-Bereich sei er mit seinen Leistungen nicht der Überflieger gewesen, stellt er rückblickend fest. Auch seine körperlichen Voraussetzungen seien nicht unbedingt herausragend. "Mit meinen 1,85 Metern bin ich für einen Schwimmer nicht gerade riesig", sagt Bockes. Doch er hat Biss – und großes Vertrauen in seine Leistungskraft. Der Schwimm-Sport an sich übe auf ihn eine große Faszination aus. Mehr noch. "Ich brenne für diesen Sport", sagt er.

Umso bedauerlicher findet er, dass die Schwimmer in der Öffentlichkeit viel weniger Aufmerksamkeit und Anerkennung erfahren als andere Sportler. Dass sich Moritz Bockes neben seinem Studium fast ausschließlich seinem Sport widmen kann, verdankt er ganz und gar der finanziellen Unterstützung seiner Eltern. "Dafür bin ich sehr, sehr dankbar", erklärt der 21-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. Sporthilfe bekomme er aktuell nicht. Training und Wettkämpfe, die oft mit teuren Reisen ins Ausland verbunden sind, bedeuten einen hohen finanziellen Aufwand, der zu 100 Prozent von seiner Familie getragen wird. Deswegen versucht Bockes, den einen oder anderen Sponsor zu gewinnen, der ihn dabei unterstützt, seinen Traum von Olympia 2028 in Los Angeles zu verwirklichen.


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