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Im Pfaffenhofener Freibad gibt es noch eine gute, alte Telefonzelle – die trotzt dem Handy-Zeitalter, weckt nostalgische Gefühle und kann sogar klingeln. In ganz Deutschland stehen noch 40 000 Telefonzellen. Und wer mag, kann sich sogar ein ausgedientes Exemplar kaufen.

Von Tobias Zell

Da steht sie. Unübersehbar. Stolz. Gelb. Und allzeit bereit. Für ein paar Cent darf man ran. Anfassen, drücken und reden. Zuviel bezahltes Geld kriegt man allerdings nicht zurück. Und bevor jetzt mit manchem die Fantasie oder die verspäteten Frühlingsgefühle durchgehen: Wir reden von der Telefonzelle im Pfaffenhofener Freibad.

Ja, tatsächlich. Im Freibad der Kreisstadt steht wirklich noch eine dieser guten, alten, gelben Telefonzellen. Eigentlich ein kleines Wunder in Zeiten von Handys und Smartphones. Aber dieses Exemplar steht wie in Stein gemeißelt und trotzt scheinbar unbeeindruckt den sich immer schneller entwickelnden Neuerungen unserer hochtechnisierten Welt. Sie wirkt wie ein Relikt aus alten Zeiten, als die Welt noch in Ordnung und alles besser war – sogar die Zukunft, meinen viele.

Sie kündet stumm von vergangenen Jahrzehnten, in denen Männer noch Männer waren und Frauen irgendwie anders. Obwohl, das stimmt so nicht. Das mit den Männern und Frauen schon, aber das mit dem stumm. Denn diese Telefonzelle kann sogar klingeln. Ja, unter der (0 84 41) 4 07 30 32 kann man sich hier sogar, mitten im Freibad, anrufen lassen.

Da steht sie also. Und harrt der Dinge. Sie könnte vermutlich so manche Geschichte erzählen. Von bösen Buben und frechen Mädels. Von lustigen Begebenheiten und unkeuschem Treiben. Von heißen Sommern und kalten Wintern. Von spannenden Gesprächen, die sie mitgehört hat. Oder von traurigen Mitteilungen, die sie überbringen musste.

Sie hat aber sicher auch mitbekommen, dass ihre Tage gezählt sind. Dass fast jeder, der an ihr vorbeiläuft, ein Handy hat. Dass sie nicht mehr so gefragt ist. Aber wir haben Hoffnung, dass sie noch lange durchhält und uns an die Zeiten erinnert, als man sich noch übers Festnetz kurz verabredet und dann aus dem Haus gegangen ist, um sich wirklich zu treffen. Und nicht, wie heute, erst stundenlang hin- und hersimst, mit dem Ergebnis, dass man sich am Ende dann doch nicht sieht.

„Die Bedeutung der Telefonzelle hat mit dem Siegeszug des Handys abgenommen“, bestätigt uns Telekom-Sprecher Markus Jodl. Statistisch gesehen habe jeder Deutsche mindestens ein Handy. Die Notwendigkeit für öffentliche Telefonzellen nehme dementsprechend ab. Aber es gibt bundesweit noch rund 40 000 Telefonzellen, die die Deutsche Telekom betreibt. Darüberhinaus gibt es auch Alternativanbieter. Denn offenbar ist die Zeit der Telefonzellen noch längst nicht vorbei. „Es gibt immer noch Orte mit einer hohen Nutzung, etwa Flughäfen oder Bahnhöfe“, weiß Jodl.

Aber natürlich werden es immer weniger. Denn der Unterhalt einer Telefonzelle kostet Geld, etwa für Strom, Standortmiete und Wartung. Mit der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbänden wurde deshalb laut Jodl vereinbart: „Die Telekom darf Städte und Gemeinden wegen eines Abbaus ansprechen, wenn auf deren Gebiet extrem unwirtschaftliche öffentliche Fernsprecher mit einem Umsatz von weniger als 50 Euro im Monat stehen.“ Denn der niedrige Umsatz sei ein klares Indiz dafür, dass der Wunsch nach einer Grundversorgung durch die Bevölkerung an dieser oder jener Stelle offensichtlich nicht mehr bestehe. „Der Kunde ist der Architekt des Telefonzellen-Netzes“, fasst Jodl zusammen.

Und so werden es eben immer weniger Telefonzellen im Land. Die, die keiner mehr will, spricht nutzt, werden nach und nach verschwinden. Aber wer der Nostalgie frönen will, für den gibt es nicht nur Hoffnung, sondern sogar praktische Abhilfe. Denn wie uns die Telekom mitteilt, kann sich, wer möchte, eine alte Telefonzelle kaufen. Kostenpunkt: je nach Typ um die 400 Euro. Hinzu kommen die Transportkosten; das Lager befindet sich in der Nähe von Potsdam. Informationen über Preise und Konditionen können schriftlich bei der Telekom erfragt werden; via E-Mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Ansonsten werden die ausgedienten Telefonstationen fachgerecht entsorgt oder für eine Ersatzteilgewinnung verwendet, sagt der Telekom-Sprecher.

Wer also seinen Beitrag dazu leisten möchte, dass die gute, alte Telefonzelle noch möglichst lange im Pfaffenhofener Freibad ihren Platz hat, der sollte sie vielleicht hin und wieder mal nutzen. Es gibt doch bestimmt jemanden, den man einfach mal anrufen könnte, um ihm was Nettes zu erzählen. Oder um zu sagen: "Stell Dir vor, von wo aus ich anruf…"


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