Nach Angaben aus dem Rathaus wird ab sofort "der gesamte Strombedarf der Stadt bilanziell vollständig durch lokale erneuerbare Energien gedeckt". Drei Anlagen der Bürger-Energie-Genossenschaft seit wenigen Tagen in Betrieb.
(ty) Pfaffenhofen an der Ilm hat nach Angaben aus dem Rathaus "einen entscheidenden Meilenstein in der nachhaltigen Energie-Versorgung" erreicht: "100 Prozent saubere Stromversorgung." Seit der Inbetriebnahme des Windparks der hiesigen Bürger-Energie-Genossenschaft (BEG) im Förnbacher Forst speisen diese drei Windkraft-Anlagen mit einer Gesamt-Leistung von 12,6 Megawatt seit 19. Dezember erstmals Strom ins Netz ein. "Ab sofort wird der gesamte Strombedarf der Stadt bilanziell vollständig durch lokale erneuerbare Energien gedeckt werden können", so die Stadtverwaltung. Zukünftig werden den Angaben zufolge im Gemeinde-Gebiet die benötigten 106 Gigawattstunden (GWh) Strom vor Ort aus Biomasse (46 Prozent), Windkraft (34 Prozent), Photovoltaik (24 Prozent) und weiteren sonstigen kleineren Anlagen erzeugt.
"Windenergie ist bereits seit langem Teil der Nachhaltigkeits-Bemühungen der Stadt Pfaffenhofen", wird aus dem Rathaus betont. Seit 2013 habe die Kreisstadt ein Klimaschutz-Konzept, das 2022 mit dem "Institut für Energie- und Umwelt-Forschung" aus Heidelberg umfassend fortgeschrieben worden sei. "100 Prozent erneuerbare Stromerzeugung" sei darin neben der Wärme- und Mobilitätswende eine der wesentlichen Strategien.
Die Untersuchung stelle durch die effiziente Elektrifizierung im Wärme- und Mobilitäts-Bereich allerdings auch eine Verdoppelung des Strombedarfes in der Stadt bis 2035 fest. Um dem zu begegnen, sehe das Konzept vor, die benötigte Energie regenerativ vor Ort zu erzeugen – und zwar über weitere Windräder, den Ausbau von Photovoltaik-Freiflächen-Anlagen und den kontinuierlichen Photovoltaik-Ausbau auf den Dächern im Gemeinde-Gebiet.
"Auch den Bürgerinnen und Bürgern ist dieses Thema wichtig", erklärt die Stadtverwaltung. "So haben bei der im Juni durchgeführten Bürger-Befragung 68,5 Prozent die Frage, ob der Pfaffenhofener Strombedarf dezentral vor Ort durch erneuerbare Energien erzeugt werden soll, mit Ja beantwortet."
Bereits im Oktober 2016 hatten bei einem vom Stadtrat per Ratsbegehren initiierten Bürgerentscheid 57 Prozent der Teilnehmer dafür gestimmt, dass die Stadt durch den Bebauungsplan "Sondergebiet Bürgerwindpark Pfaffenhofen" die Errichtung von drei Windenergie-Anlagen im Förnbacher Forst ermöglicht, um einen wesentlichen Beitrag zur Erfüllung der städtischen Klimaschutz-Ziele und zur Sicherung der ökologischen Stromerzeugung vor Ort zu leisten.
"Für das Projekt war in dieser Form eine eigene Bauleitplanung nötig", erinnert die Stadtverwaltung. Pfaffenhofen sei damit die einzige Kommune im Freistaat, die nach Inkraft-Treten der so genannten bayerischen 10H-Regel durch eine eigene Bauleitplanung Windkraft-Anlagen ermöglicht habe
Das aufwändige Verfahren für den Bebauungsplan "Sondergebiet Bürgerwindpark Pfaffenhofen" zog sich nach dem 2016 gefassten Aufstellungs-Beschluss noch bis ins Jahr 2022. "Dabei waren nicht nur zahlreiche umfassende Gutachten, artenschutz-rechtliche Prüfungen und sonstige Stellungnahmen zu berücksichtigen", erklärt die Stadtverwaltung. Projekt-Träger ist die hiesige Bürger-Energie-Genossenschaft (BEG), die schon das Anfang 2016 im so genannten Lustholz in Betrieb gegangene erste Pfaffenhofener "Bürger-Windrad" betreibt.
"Die Genehmigung für den Bau und Betrieb der drei Anlagen mit jeweils 4,2 Megawatt Leistung konnte im Jahr 2020 erteilt werden, im März 2024 waren die Anlagen schließlich betriebsbereit", erinnert die Stadtverwaltung. "Nach Verzögerungen beim Netz-Anschluss und der erfolgreichen Teilnahme an der Ausschreibung der Bundes-Netz-Agentur ist der Bürger-Windpark nun vollständig in Betrieb." Lesen Sie dazu auch: Bürger-Windpark bei Pfaffenhofen geht in Betrieb
Neben seinem Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz sei dieses Projekt auch für die regionale Wertschöpfung von Bedeutung, betont die Stadtverwaltung. "Die Einnahmen und wirtschaftlichen Vorteile des Bürger-Windparks bleiben vor Ort und stärken neben der lokalen Wirtschaft insbesondere die Bürgerinnen und Bürger der Region, die sich an dem Windpark beteiligt haben." Damit werde auch die Linie der Stadt fortgesetzt, bei der örtlichen Energie-Erzeugung die Partizipation der Bürgerschaft eindeutig in den Vordergrund zu stellen. Auch der bereits vor über zehn Jahren realisierte Solar-Carport über dem städtischen Pendler-Parkplatz an der B13 lege dafür Zeugnis ab.
Von Seiten der Stadt spreche man allen Beteiligten, insbesondere der aktiven BEG und den mehr als 1000 das Projekt tragenden Bürgern aus Stadt und Umland die Anerkennung aus: "Der Förnbacher Bürger-Windpark verdeutlicht, wie gemeinsames Handeln einen substanziellen Beitrag zur lokalen Energiewende leisten kann", heißt es in einer aktuellen Presse-Mitteilung aus dem Rathaus. Die Kreisstadt wolle sich aber auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen, "sondern schon in Kürze über das Kommunal-Unternehmen Stadtwerke weitere Projekte zur Energie-Erzeugung vor Ort realisieren – von der Kommune für die Bürger".
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