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Auf ihrer Rückkehr aus Afrika machen diese Vögel auch Station in Bayern, wo sie vom Aussterben bedroht sind. LBV bittet um Meldungen.

(ty) Aus einigen Landkreisen wie beispielsweise Freising, Kelheim und Straubing seien bereits Meldungen eingegangen, dass der Wiedehopf dort gesichtet worden sei, teilt der bayerische Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) mit. Zudem hat sich der vom Aussterben bedrohte Vogel auch im Kreis Pfaffenhofen gezeigt. Bettina Markl, die der "Bund Naturschutz"-Ortsgruppe für Reichertshofen, Baar-Ebenhausen und Pörnbach vorsteht, belegt dies mit einem Foto, das sie unserer Zeitung geschickt hat. Es stammt nach ihren Angaben von einem Anwohner in der Nachbarschaft des Gebiets "Neustockau" in Reichertshofen und zeigt einen seltenen Wiedehopf, der vermutlich auf seiner Reise vom Winter- ins Sommer-Quartier dort Rast gemacht habe.

Die etwa amselgroßen, orange-schwarzen Vögel mit ihrer markanten Federhaube und dem langen Schnabel seien in Bayern sehr selten und vom Aussterben bedroht, berichtet der LBV in einer aktuellen Presse-Mitteilung. "Auf ihrem Weg aus den Überwinterungs-Gebieten in Afrika Richtung Mitteleuropa machen Wiedehopfe auch in Bayern Halt – manchmal sogar in Gärten", erklärt der für den LBV tätige Biologe Torben Langer.

Bis in den Mai hinein können die Durchzügler nach dessen Informationen nun bei uns auftauchen, bevor sie weiter in ihre Brutgebiete ziehen, etwa nach Sachsen-Anhalt oder Brandenburg. Wer in den kommenden Wochen einen der auffälligen Vögel sieht, den bittet der LBV seine Beobachtung zu melden unter www.lbv.de/wiedehopf-melden. "Die Meldungen helfen dabei,  herauszufinden, wo sich der Wiedehopf in Bayern wohlfühlt, und ihn lokal bei der Wiederansiedlung zu unterstützten", so Langer. 

Wer hat wie viele Wiedehopfe wann und wo gesehen – und was haben sie dabei gemacht? Diese Informationen seien für den LBV entscheidend. "Besonders spannend für uns ist, ob der charakteristische Ruf des Wiedehopfs zu hören ist – ein dumpfes 'hup-hup-hup', mit dem das Männchen Weibchen anlockt", erläutert Langer. Halte sich ein Vogel länger als einen Tag an einem Ort auf und zeige Balz-Verhalten, sei das ein wertvoller Hinweis auf einen geeigneten Lebensraum.  Der LBV könne dann gezielt Schutzmaßnahmen ergreifen und zum Beispiel Nistkästen anbringen.

Im vergangenen Jahr seien dem LBV rund 250 Sichtungen gemeldet worden. Ein Großteil der beobachteten Vögel lege im Freistaat nur eine kurze Rast ein und ziehe dann weiter. "Wir hoffen aber, dass einzelne Wiedehopfe in Bayern bleiben und versuchen, bei uns zu brüten. Wenn sie hier einmal Nachwuchs bekommen haben, stehen die Chancen sehr gut, dass sie auch im Folgejahr wiederkommen", sagt Langer. Momentan seien nur wenige Bruten in Bayern bekannt, beispielsweise im Sebalder Reichswald zwischen Nürnberg und Erlangen oder in den wärme-begünstigten Tälern im Oberpfälzer Jura. 

Dieses Fotos von einem Wiedehopf machte laut BN-Angaben ein Anwohner in Reichertshofen.

Um die Brut-Chancen zu erhöhen und einige der Vögel zum Bleiben zu überreden, führe der LBV seit mehreren Jahren Schutz-Maßnahmen für den Wiedehopf durch. Für gewöhnlich niste der scheue Vogel gerne in großen Baumhöhlen. Weil diese selten geworden seien, haben LBV-Kreisgruppen mittlerweile mehrere hundert Nistkästen gebaut und aufgehängt. Außerdem träfen den Wiedehopf die Auswirkungen des Insekten-Sterbens schwer, so der LBV. Er finde nicht mehr genug Groß-Insekten, von denen er sich hauptsächlich ernähre.

"Indem wir intakte Lebensräume wie Streuobstwiesen schaffen und erhalten, können wir dem Wiedehopf helfen, genug Nahrung und Nist-Möglichkeiten zu finden", sagt LBV-Biologe Langer. Bei der BN-Ortsgruppe für Reichertshofen, Baar-Ebenhausen und Pörnbach ist man glücklich, dass der Wiedehopf nun bei Reichertshofen aufgetaucht ist. "Schon allein, dass die Neustockau als Rastplatz für den Vogel in Frage kommt, ist eine Auszeichnung für den Ort", sagt Bettina Markl. "Wenn der Vogel hier nisten würde, wovon wir nicht ausgehen, dann wäre das eine kleine Sensation."

Er bevorzuge offene Landschaften mit spärlicher Vegetation und benötige vor allem alten Baumbestand für seine Bruthölen. Gerade Totholz und alte Baumriesen böten dem Vogel nicht nur Unterschlupf, sondern auch reichlich Nahrung. Der Wiedehopf ernährt sich laut Markl hauptsächlich von großen Insekten wie Maulwurfs-Grillen oder Heuschrecken. "Der Schutz solcher Lebensräume ist entscheidend für das Überleben des Wiedehopfs und vielen weiteren Arten", betont die BN-Funktionärin.

Markl teilt nach der Entdeckung im Landkreis Pfaffenhofen weiter mit: "Wir hoffen, dass diese Sichtung das Bewusstsein für die Bedeutung des Naturschutzes in unserer Region stärkt." Die Ortsgruppe des Bund Naturschutz werde jedenfalls weiterhin daran arbeiten, geeignete Lebensräume für den Wiedehopf sowie andere bedrohte Arten zu erhalten und zu fördern.


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