Mit 124 Hektar Anbau-Fläche für die schmackhaften Stangen und rund 160 Saison-Helfern ist der Familien-Betrieb einer der großen in der Region. Seit 2019 werden auch Erdbeeren produziert. Ein Blick hinter die Kulissen.
(ty) Er war noch ein Bub, als sein Vater Otmar in den 1970er-Jahren damit begonnen hat, auf Spargel zu setzen und seinen landwirtschaftlichen Betrieb in Pörnbach komplett neu aufzustellen. Heute ist Christian Schiebel regional einer der Großen in der Branche. Auf einer riesigen Fläche von insgesamt 124 Hektar – das entspricht nach gängigen Fifa-Maßen etwa 173 Fußball-Feldern – baut der 61-Jährige das Edel-Gemüse an. Vielleicht sollte man besser sagen: Lässt anbauen. Denn um in Spitzenzeiten täglich etliche Tonnen von Spargel ernten zu können, benötigt Schiebel trotz maschineller Hilfen viele fleißige Hände. Rund 160 Saison-Arbeitskräfte hat er heuer beschäftigt, die die schmackhaften Stangen stechen und danach auf seinem Hof verkaufsgerecht verarbeiten. Die Saison sei recht gut angelaufen, berichtet der Landwirt im Gespräch mit unserer Zeitung. "Wir sind bisher zufrieden." Doch werde das Spargel-Geschäft aus unterschiedlichen Gründen zunehmend schwieriger.
Bereits vor Ostern habe man ordentliche Erträge erzielt, erzählt Schiebel. Ebenso gut habe sich bei den Kunden die Nachfrage nach dem Edelgemüse entwickelt. Nicht immer habe der Start in die neue Saison so gut wie dieses Jahr funktioniert. Mittlerweile habe man die Erträge "etwas heruntergefahren", so der 61-Jährige. Die so genannten Kultur-Folien mit einer weißen und einer schwarzen Seite seien dafür ein probates Steuerungs-Mittel.
Zu Beginn der Saison, wenn die Temperaturen noch zu niedrig sind, sorgt die nach außen gekehrte schwarze Folie für eine wachstumsfördernde Erwärmung der Spargel-Dämme. Schnellen die Ernte-Mengen dann bei steigenden Temperaturen nach oben, werden die Folien auf Weiß gedreht. Auf diese Weise erreicht man eine wachstumshemmende Kühlung des Bodens.
Die Kultur-Folie hat für die Spargelbauern einen weiteren entscheidenden Nutzen. Landwirt Schiebel erklärt ihn so: Die Folie hält UV-Strahlen ab und erleichtert damit die Ernte. Denn sobald die wachsenden Stangen aus der Erde kommen und das Tageslicht sehen, verfärben sie sich. Was beim weißen Spargel eine Qualitäts-Minderung bedeutet. Denn als hochklassig gilt ein Spargel nach den Vorgaben des Marktes nur, wenn er nicht nur dick und gerade gewachsen ist, sondern auch eine schöne weiße Spitze hat.
Dank der Folien sind die Stangen leichter sichtbar und zudem leichter zu stechen. Allerdings müssen die nicht gerade leichten Abdeckungen jeden Tag beiseite geschoben werden, damit die Spargel-Stecher erst mit einem speziellen Messer und dann wieder zum Schließen des aufgegrabenen Loches im Damm mit einer Kelle zu Werke gehen können.
Beim grünen Spargel, den Schiebel nach eigenem Bekunden auf einer Fläche von 18 Hektar anbaut, kann auf die Folie gänzlich verzichtet werden. UV-Bestrahlung könne dieser Sorte nichts anhaben, erklärt der Landwirt. Gefährlich werde es da allerdings bei Spät-Frösten. "Das mag er gar nicht." Bei den Kunden wird der grüne Spargel seinen Beobachtungen zufolge immer mehr nachgefragt.
Das liege vermutlich auch daran, dass er vorzugsweise für leichtere und mediterrane Gerichte verwendet werde. Deswegen rechnet Schiebel in diesem Segment noch mit Wachstums-Raten, während beim weißen Spargel nach Einschätzung des Pörnbacher Landwirts der Markt eher schrumpft. Nicht zuletzt liege das wohl auch an der allgemeinen Preis-Steigerung, die mehr und mehr Verbraucher dazu zwinge, auch beim Essen aufs Geld zu schauen.
In einem so großen Agrar-Betrieb, wie ihn Schiebel betreibt, geht es nicht ohne Kolonnen von Saison-Arbeitern. Rund 160 Leute osteuropäischer Herkunft beschäftige er dieses Jahr, berichtet der Spargelbauer gegenüber unserer Redaktion. Die allermeisten von ihnen stammen aus Rumänien und leben während der Saison in Wohn-Containern. Laut Schiebel erhalten die Erntehelfer den Mindestlohn; obendrein gebe es, quasi als Ansporn, eine Leistungs-Prämie.
Seinen Worten zufolge haben die Lohnkosten bei den Ausgaben einen Anteil 55 bis 60 Prozent. Darüber wacht auch seine Frau Marta, eine gebürtige Polin, die im Betrieb für Personal, die gesamte Organisation und den Hofladen zuständig ist. Als der Pörnbacher Landwirt vor Jahren einmal Martas Vater, der früher als Saison-Arbeiter bei ihm tätig war, in Polen besucht hatte, lernten sich die beiden kennen. Später gründeten sie eine Familie mit mittlerweile zwei Kindern, zehn und 13 Jahre alt.
Etwa 70 Prozent der bei Schiebels produzierten Spargel werden nach Angaben des Betriebs-Inhabers über den Großhandel vermarktet, der Rest geht über den Hofladen an private Kunden und in die Gastronomie. Mit dem Spargel-Anbau allein ist es in dem Familien-Betrieb aber nicht getan. Auf einer Fläche von etwa drei Hektar werden zudem Jungpflanzen für die Vermarktung an andere Spargel-Bauern gezüchtet.
Und vor wenigen Jahren haben sich Schiebels dazu entschieden, sich mit dem Anbau von Erdbeeren ein weiteres betriebliches Standbein zu schaffen. "Mit unerwartet gutem Erfolg", wie Christian Schiebel betont. Die erste größere Ernte-Saison war 2019. Unter Folien-Tunneln werden die roten Früchte dieses Jahr auf einer Fläche von zirka 8000 Quadratmetern kultiviert.
Vor einigen Jahren ist Christian Schiebel ins Erdbeer-Geschäft eingestiegen.
In den vergangenen Jahren eher etwas ruhiger geworden ist es um einen weiteren Betriebszweig, die Schiebel-Agrarhandel-GmbH. Beim Verkauf der Jungpflanzen an andere Anbauer sei man auf eine Marktlücke gestoßen, erinnert sich Christian Schiebel an die Anfänge. Die Mechanisierung des Pflanzens sei absolut mangelhaft gewesen. Schlüssel-Erlebnis für seinen damals noch aktiven Vater sei eine Lehrfahrt nach Südfrankreich gewesen. Dort sei er auf ein einfaches Pflanz-Rad gestoßen, das seinen Ehrgeiz geweckt habe, ein viel effektiveres Modell zu entwickeln.
Über Jahre habe man vor allem in den Winter-Monaten getüftelt und schließlich die Spargel-Pflanz-Maschine "Multi SPM 2000" auf den Markt gebracht, so der 61-Jährige. Mitte der 1990er Jahre, kurz nach dem Fall der Mauer, sei der Markt so gewachsen, dass es eine starke Nachfrage nach dem Gerät gegeben habe. Bis zu 25 Maschinen habe man pro Jahr in ganz Europa verkauft. Ein Exemplar sei sogar nach Australien gegangen, wo es bis heute gute Dienste leiste.
Wo der meiste Spargel angebaut wird
Weltweit am meisten Spargel wird in China geerntet. Dahinter folgen Peru, Mexiko und Deutschland als Haupt-Herkunfts-Länder. Laut Angaben des bayerischen Bauernverbands (BBV) wird das Edelgemüse im Freistaat aktuell auf einer Fläche von etwa 3650 Hektar angebaut. Die Spargel-Region Schrobenhausen gilt als größtes zusammenhängendes Anbau-Gebiet in Bayern.
Weitere bedeutende bayerische Anbau-Regionen sind Abensberg und Straubing in Niederbayern sowie in Franken das unterfränkische Main-Gebiet um Volkach, Kitzingen und Münsterschwarzach und die mittelfränkische Region Nürnberg-Fürth-Erlangen-Roth. Im Kreis Pfaffenhofen an der Ilm gibt es nach jüngsten Angaben des hiesigen Kommunal-Unternehmens für Strukturentwicklung (KUS) 22 Betriebe, die Spargel auf einer Fläche von rund 300 Hektar kultivieren.