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Bewegende Trauerfeier für Frank Faulhaber: Eine Stadt verabschiedet sich von seinem Pfarrer – und der Geistliche hatte einen Brief hinterlassen, den Weihbischof Anton Losinger heute beim Requiem verlas

Von Tobias Zell

Mit einem bewegenden Trauergottesdienst hat Pfaffenhofen heute Nachmittag Abschied genommen von dem am Freitag gestorbenen Stadtpfarrer Frank Faulhaber (49). Und der Geistliche selbst, der seit 1999 in der Kreisstadt wirkte, nahm Abschied von Pfaffenhofen und seinen Menschen – in einem Brief, den der Augsburger Dompropst und Weihbischof Anton Losinger während des Requiems verlas, wie Faulhaber es sich gewünscht hatte.

Das Gotteshaus St. Johannes Baptist war so voll, dass einige im Kirchenraum oder in den Eingangsbereichen stehen mussten, um dabei sein zu können, wie dem ebenso beliebten wie geschätzten Geistlichen die letzte Ehre erwiesen wurde. Mehrere Fahnenabordnungen von Vereinen waren ebenso gekommen, wie unzählige Vertreter aus Politik, Wirtschaft, von Verbänden und Institutionen. Vom Polizeichef bis zum Klinik-Geschäftsführer reichte die Liste derer, die sich von Faulhaber auf diese Weise verabschieden wollten. Auch Verwandte des Geistlichen, der am Samstag in seiner Heimat in Schondorf am Ammersee beigesetzt wird, waren anwesend. Zahlreiche junge Leute erwiesen Faulhaber die letzte Ehre – sie waren ihm stets ganz besonders am Herzen gelegen.

Rund 40 Priester und kirchliche Würdenträger zelebrierten gemeinsam die Totenmesse, Weihbischof Losinger stand ihnen vor. Das Requiem wurde mit den Liedern und Texten gestaltet, die sich Faulhaber gewünscht hatte. Sie alle – Priester, Prominenz und einfach ganz normale Menschen – waren gekommen, um sich von Frank Faulhaber zu verabschieden. „Ein tüchtiger Stadtpfarrer, der bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit ging“, so Losinger.

„Nichts im Leben ist selbstverständlich“, zitierte der Weihbischof aus dem „geistlichen Testament“, das Faulhaber verfasst hatte, nachdem er im Jahr 2004 eine Spender-Leber erhalten hatte – ein Ereignis, das ihm seither stets ein „zweiter Geburtstag“ war.  Der Bischof verlas den Brief, den Faulhaber im Jahr 2011, zu seinem 20. Priesterjubiläum, geschrieben hatte und den er bei seinem Requiem verlesen wissen wollte.

„Ihr, liebe Pfaffenhofener, habt mich wunderbar aufgenommen“, heißt es darin. Er habe immer versucht, den ihm gestellten Aufgaben gerecht zu werden, so Faulhaber. Manches sei über seine Kraft gegangen. Und oft habe er um den richtigen Weg gerungen, „immer habe ich dafür meine ganze Kraft gegeben“. Er habe „den Tod vor Augen“, doch er habe keine Angst vor ihm und vor dem Sterben. Er habe die Hand Gottes gespürt, schrieb Faulhaber. In seinem Abschiedsbrief dankte er und bat zugleich um Verzeihung.

Am meisten habe ihm die Arbeit mit der Jugend bedeutet und gegeben, schrieb Faulhaber. Es sei „wunderbar“, was er hier in Pfaffenhofen erleben durfte. Der Brief schließt mit den Worten: „Vergelt’s Gott für alles!“

Tiefe Dankbarkeit könne man von Frank Faulhaber lernen, sagte Weihbischof Losinger. Er habe die Lebertransplantation als zweite Chance gesehen, um noch einmal für die Menschen da zu sein. Und noch etwas könne man lernen: „Wachsamkeit für jeden einzelnen Augenblick.“ Jeder Augenblick sei einzigartig.

Am Ende der Trauerfeier gab es drei Reden – auch das und wer sprechen sollte, hatte Faulhaber sich so gewünscht. Weitere Nachrufe lagen in gedruckter Form und als Geheft zum Mitnehmen in der Kirche aus. Kirchenpfleger Hans Bergmeister senior würdigte unter anderem die Einsatzbereitschaft des Geistlichen, bis zum Schluss. Das Angebot, angesichts seines Gesundheitszustands eine kleinere Pfarrei zu übernehmen, habe Faulhaber vehement abgelehnt, unterstrich er.

Der Pfaffenhofener Bürgermeister Thomas Herker stellte heraus, Faulhaber habe nicht nur in seiner Kirchengemeinde, sondern auch in die Stadtgemeinschaft hineingewirkt. Die Bedürftigen hätten ihm stets am Herzen gelegen. Er „hinterlässt tiefe und vielfältige Spuren in der Stadt“, so Herker, und Pfaffenhofen werde ihm stets ein würdiges Andenken bewahren.

Landrat Martin Wolf  bezeichnete Faulhaber als unermüdlichen Motor und kraftgebenden Trostspender. „Er, der nach verschiedenen Organerkrankungen so wenig Zeit hatte, hatte soviel Zeit zu verschenken.“ Nie sei er in Eile gewesen, obwohl er auf 1000 Feldern aktiv gewesen sei. „Er zeigte ein warmherziges Lächeln, wo jemand schwer zu tragen hatte. Er begann zu schweben, wenn er ein Musikstück dirigieren sollte. Wer soll jetzt sein Lieblingsstück, den Marsch der Medici ,auf dem Pfaffenhofener Volksfest dirigieren?“

„Fassungslos stehen wir an seinem Sarg und wollen es nicht wahrhaben, dass er nicht mehr zurückkommt“, so Wolf. „Er, der doch immer wieder mit eiserner Disziplin zurückgekommen ist nach den vielen Krankenhaus-Aufenthalten.“ Faulhaber habe Unterstützung gegeben, aber er habe auch gefordert. Mit klaren Blick habe er seinen Gesprächspartnern vermittelt: „Ich helfe Dir, aber Du kannst selber auch was tun.“ Er sei verständnisvoll gewesen, „aber unverhandelbar in seinen Wertvorstellungen“, betonte Wolf. 

Faulhaber engagierte sich neben seiner Pfarreiseelsorge über die Stadtgrenzen hinaus, beim Verein „Familien in Not“, bei der Obdachlosenhilfe SKM, als Landkreis-Feuerwehrpfarrer und in der Krisenintervention.  Von Ende 1999 bis April dieses Jahres war er beratendes Mitglied im Jugendhilfeausschuss des Landkreises; er hatte den Sitz von seinem Vorgänger Anton Keller übernommen. Bei der letzten Sitzung des Gremiums in der jüngsten Wahlperiode am 19. März war er noch dabei. „Er brachte sich mit seinem umfassenden Fachwissen und seiner langjährigen Erfahrung ein“, so Wolf.

Am 1. Juli 2008 wurde Faulhaber zum „Fachberater Seelsorge“ für den Landkreis bestellt. In dieser Eigenschaft oblag ihm die Aufgabe, die Feuerwehrleute bei belastenden Einsätzen zu unterstützen oder geeignete Unterstützung zu organisieren. Er nahm dafür an speziellen Lehrgängen und Weiterbildungen teil. Sein Wissen gab er bei Tagungen weiter und leitete den Aufbau eines Netzes von Feuerwehr-Seelsorgern im Landkreis. „Vergelt's Gott, Frank Faulhaber“, schloss Wolf. Und damit schloss sich der Kreis. Denn die letzten Worten in dem Brief, den Faulhaber zur Verlesung bei seiner Trauerfeier hinterlassen hatte, lauteten: „Vergelt’s Gott für alles.“

Frank Faulhaber wurde am 21. März 1965 in Landsberg am Lech geboren, aufgewachsen ist er in Schondorf am Ammersee. Nach seinem Abitur, das er 1984 am Rhabanus-Maurus-Gymnasium der Benediktiner in St. Ottilien abgelegt hat, widmete er sich dem Studium der Theologie an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Seit 1984 war er auch staatlich geprüfter Singschullehrer und Chorleiter. Von 1986 bis zum Ende seines Studiums im Jahr 1990 wohnte er im Priesterseminar “Herzogliches Georgianum” in München. Noch 1990 promovierte er an der Uni München mit einer Arbeit über den Heiligen Thomas von Aquin. 

Am 30. Juni 1991 wurde Faulhaber im Augsburger Dom zum Priester geweiht, anschließend war er in Schwabmünchen zunächst bis 1995 als Stadtkaplan und dann bis 1999 als Pfarrer tätig. Im Jahr 1999 wechselte er nach Pfaffenhofen an der Ilm, wurde Stadtpfarrer von St. Johannes Baptist.

Vor zehn Jahren erkrankte Faulhaber so schwer, dass ihm nur noch ein Ausweg blieb: eine Lebertransplantation. Nach Monaten des Wartens, Hoffens und Bangens erhielt er am 21. November 2004 ein Spenderorgan. Sein Leben bekam eine neue Perspektive. Er feiere seither den Jahrestag der Transplantation als „zweiten Geburtstag“ und danke Gott dafür, sagte er vor zwei Jahren auf einer Podiumsdiskussion zum Thema Organspende. Doch die Transplantation blieb nicht ohne Folgen. Er musste seither Medikamente nehmen, das schwächte andere Organe, Faulhaber wurde Dialyse-Patient. Kürzlich musste er mit Lungenentzündung ins Krankenhaus. Am Freitagnachmittag starb er.

Am morgigen Freitag, 25. Juli, wird um 18 Uhr der Rosenkranz in der St.-Anna-Kirche in Schondorf am Ammersee für ihn gebetet. In der dortigen Pfarrkirche Heilig-Kreuz wird dann am Samstag um 9 Uhr ein Requiem stattfinden. Im Anschluss erfolgt die Beisetzung im Familiengrab auf dem Friedhof von Schondorf. Vom Pfaffenhofener Pfarrbüro werden Busse für alle organisiert, die dem Geistlichen auch in dessen Heimat die letzte Ehre erweisen wollen. Abfahrt nach Schondorf ist am Samstag um 7 Uhr am Pfarrplatz in Pfaffenhofen. Wer mitfahren will, muss sich vorher anmelden. Das ist noch morgen von 8 bis 12 Uhr im Pfarrbüro unter der Nummer (0 84 41) 800 90 möglich.

Wie das Pfarramt bestätigte, übernimmt nun vorerst Dekan Adolf Rossipal aus Zuchering die organisatorischen und administrativen Aufgaben in der Pfarrgemeinde St. Johannes Baptist in Pfaffenhofen. Die seelsorgerischen Aufgaben übernehmen der Kaplan und die pastoralen Mitarbeiter.

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