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Die letzte Bestandsaufnahme ergab 350 bis 400 – sie wurde aber von vielen Seiten angezweifelt und es geisterten Zahlen von bis zu 1000 Tieren herum. Nun soll ein unabhängiges Büro aktuelle und anerkannte Zahlen liefern, um mögliche weiteren Schritte einleiten zu können

(zel/ty) Wie viele Biber gibt es eigentlich im Landkreis Pfaffenhofen? Diese Frage soll nun durch ein unabhängiges Büro beantwortet werden – und zwar so, dass das Ergebnis nicht wieder in Frage gestellt wird. Denn wie heute bei der Sitzung des Umweltausschusses des Kreistags noch einmal deutlich wurde, gab es von mehreren Seiten Zweifel an der im Jahr 2009 durch ehrenamtliche Helfer unterstützten Kartierung. Die war zu dem Fazit gekommen, dass sich im Landkreis 350 bis 400 Tiere in rund 100 Revieren tummeln, wie Andreas Kastner von der zuständigen Stelle im Landratsamt gegenüber unserer Zeitung berichtet.

Heute nun hat der Umweltausschuss einstimmig beschlossen, ein Fachbüro mit der Bestandsaufnahme zu beauftragen. Die geschätzten Ausgaben belaufen sich nach Angaben der Kreisbehörde auf 28 000 bis 38 000 Euro. Man rechnet dabei allerdings mit einem Zuschuss von der Regierung von Oberbayern in Höhe von 50 bis 70 Prozent der Gesamtkosten. Den Rest hat der Landkreis zu berappen und stellt deshalb im Kreis-Etat für das nächste Jahr 19 000 Euro bereit.

Auf Anregung von Altlandrat Rudi Engelhard (CSU) soll von dem unabhängigen Kartierungsbüro nicht nur die Ist-Situation dokumentiert werden, sondern auch eruiert werden, wo im Landkreis noch weitere mögliche Lebensräume für Biber wären. Auch das wurde einstimmig so aufgenommen. Fakt ist schon mal: Der Biber im Landkreis flächendeckend Vertreter, wie Kastner berichtet.

Der Biber ist eine heimische Tierart, die nicht nur eine enorme Bedeutung für den Naturhaushalt hat, sondern auch praktisch keine natürlichen Feinde fürchten muss – die meisten der Nagetiere, die frühzeitig ihr Leben lassen müssen, werden totgefahren, wie das Gremium heute erfuhr. Der Biber schaffe neue Lebensräumen für andere Tiere und Pflanzen und erhöhe damit die Biodiversität.

Laut Kastner erstreckt sich ein Biber-Revier übrigens auf eine Flusslänge von ein bis drei Kilometern. Neben den beiden Elterntieren umfasst die Familie zwei bis drei Jungtiere, wobei man davon ausgeht, dass ein Jungtier überlebt und dann einmal sein eigenes Revier gründet.

Nach europäischem Recht gilt der Biber als besonders und streng geschützte Tierart. Es ist untersagt, ihre Dämme zu beschädigen und zu zerstören, wie Kastner ausführte. Und es ist vor allem verboten, Biber zu verletzen, zu töten oder ihnen nachzustellen. Gefangen werden dürfen sie laut Kastner nur unter ganz besonderen Voraussetzungen: Wenn etwa durch die Biber oder ihre Dämme die öffentliche Sicherheit gefährdet ist, wenn die Tiere an dieser Stelle erheblichen Schaden anrichten oder wenn in diesem Fall eine Prävention nicht möglich oder unverhältnismäßig aufwendig oder teuer ist.

Fakt ist auch: Die Aktivitäten des Bibers verursachen immer mehr Konflikte im Landkreis, wie das Landratsamt erklärt. Konkret geht es um Fraßschäden an landwirtschaftlichen Kulturen, angestaute Gewässer, überflutete Äcker und Wiesen, gefällte oder abgeschälte Forstbäume, Unterminierungsschäden an Äckern, Wegen und Straßen, Maschinenschäden sowie Aktivitäten an Bauwerken zum Hochwasserschutz.

Die Akzeptanz des Bibers sinkt deshalb in vielen Bereichen, wie zum Beispiel in der Landwirtschaft, bei Kommunen und den Wasserverbänden. Oder anders gesagt: Der Biber genießt nicht gerade den besten Ruf. Die geschädigte Landwirtschaft kann zwar einen Schadensausgleich aus Mitteln des Freistaats über den so genannten Biberfonds erhalten, jedoch müssen die Präventionsmaßnahmen in Eigenregie erfolgen. „Die Kommunen und Wasserverbände beklagen hohe Unterhaltskosten für Gräben und Gewässer sowie verschiedenste Reparaturmaßnahmen an Wegen und Straßen sowie eine erhöhte Verkehrssicherungspflicht an Straßen durch angenagte Bäume“, heißt es aus dem Landratsamt.

Die letzte Biber-Kartierung im Landkreis wurde im Jahr 2009 durch ehrenamtliche Helfer unterstützt und ergab 350 bis 400 Tiere in rund 100 Revieren. Aber: „Die Ergebnisse wurden von mehreren Seiten angezweifelt“, berichtet die Kreisbehörde. Es seien sogar Aussagen getroffen worden, die einen Bestand von mehr als 1000 Tieren im Landkreis vermuten lassen.

Mit der nun abgesegneten Bestandsaufnahme können im Landkreis gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Zum einen soll diesmal ein unabhängiges Büro Zahlen liefern, die möglichst nicht wieder angezweifelt werden. Und zum anderen sollte die Kartierung besonders und streng geschützter Arten ohnehin alle paar Jahre wiederholt werden, um aktuelle Bestandszahlen zu haben. So hat man im Idealfall am Ende nicht nur eine aktuelle, sondern auch anerkannte Entscheidungsbasis. „Dann wissen wir, wovon wir reden“, sagte der Stellvertretende Landrat Anton Westner (CSU), der heute die Sitzung leitete. Und auf Basis dieser gesicherten Zahlen könne man dann auch über weitere Schritte reden. Denn man müsse auch die Landwirte vor Biberschäden schützen, so Westner.


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