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Die traurigen Spitzenreiter brettern nach Angaben aus dem Rathaus mit weit über 100 km/h durch die 50er-Zone – nächsten Dienstag entscheidet der Gemeinderat über die Einführung der kommunalen Verkehrsüberwachung

Von Tobias Zell

In Hettenshausen könnte es bald ziemlich oft blitzen – und für manchen Verkehrsteilnehmer ganz schön teuer werden. Denn die kleine Gemeinde leistet sich womöglich demnächst eine kommunale Verkehrsüberwachung. In der nächsten Sitzung des Gemeinderats, am Dienstagabend ab 20 Uhr, steht das Thema zur Abstimmung. Und wenn die Mehrheit dann die Hand hebt, geht es den Rasern an den Geldbeutel.

Schneller als erlaubt wird in Hettenshausen – zumindest gefühlt – fast überall gefahren. Durch das Dorf, im Bereich Jahnhöhe oder Richtung Ilmmünster. So mancher Ortskundige entgeht auch gerne dem stockenden Verkehr auf der B13, wenn es sich mal wieder zurückstaut, und weicht über Ilmmünster, Hettenshausen und Reisgang aus. Und obwohl hier fast durchgehend ein Tempolimit von 50 km/h, teilweise sogar von 30, gilt, gibt so mancher beinahe Gas, als wäre er immer noch auf der Bundesstraße. 

Erlaubt sind hier in Hettenshausen 30 km/h – doch daran halten sich viele nicht.

Das wissen die rasanten Autofahrer zwar freilich selbst am besten, seit einiger Zeit gibt es aber zudem eine elektronische Hinweistafel, die an wechselnden Standorten den Autofahrern in leuchtenden Zahlen vor Augen führt, wie schnell sie dran sind. Dieses Gerät informiert indes nicht nur an, sondern speichert auch die Daten. Und daraus geht hervor, dass die traurigen Spitzenreiter an Stellen, wo höchstens 50 km/h gestattet sind, mit „weit über 100“ durchbrettern, heißt es aus dem Rathaus. 

Bei der Gemeindeverwaltung wurde unserer Zeitung heute auf Anfrage auch bestätigt, dass es „viele Beschwerden“ von Anwohnern gibt, denen die Raserei nicht nur auf die Nerven geht, sondern die auch auf die Gefahren hinweisen. Und so kam die Idee auf den Tisch, sich eine kommunale Verkehrsüberwachung zu leisten. So könne man für relativ wenig Geld die Sicherheit erhöhen. Neu ist das nicht: Auch Pfaffenhofen, Pörnbach, Reichertshofen und Reichertshausen greifen zu diesem Mittel, wie der Hettenshausener Bürgermeister Hans Wojta (UWG) betont. 

Tempo 30 in Hettenshausen. Der Gemeinderat entscheidet, ob die Einhaltung künftig per kommunaler Verkehrsüberwachung kontrolliert und geahndet wird.

Wojta spricht sich im Vorgriff der Sitzung  klar für die Einführung der kommunalen Verkehrsüberwachung aus. „Wenn man Geschwindigkeits-Beschränkungen hat, dann muss man auch kontrollieren“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung und betont: „Nicht abzocken, aber kontrollieren.“

Die Abwicklung der kommunalen Verkehrsüberwachung würde in Hettenshausen über einen Zweckverband erfolgen, der sowohl das „Blitzen“ selbst übernimmt als auch das Geld eintreibt – und gegebenenfalls auch Anzeige erstattet. Denn die Folgen für den Autofahrer sind stets dieselben – egal, ob er von der Polizei geblitzt wird oder von der kommunalen Überwachung. Der Führerschein ist also schlimmstenfalls so oder so weg. Und der bundesweit einheitliche Bußgeldkatalog gilt auch für die Dienstleister von der kommunalen Überwachung, wie ein Sprecher der Polizeiinspektion Pfaffenhofen erklärt. 

Dieses Bild könnte es demnächst auch in der Gemeinde Hettenshausen häufiger geben.

Die Bußgelder, die die Geschwindigkeits-Überwachung in Hettenshausen einbrächte, würden in die Gemeindekasse fließen. Im Gegenzug hat die Kommune den Zweckverband für seine Dienste zu entlohnen. Da gibt es Mitgliedsbeiträge und Stundensätze. Denn die Gemeinde kann als Auftraggeber selbst ganz genau bestimmen, wann, wo, wie lange und wie häufig geblitzt werden soll. 

Mit einem großen finanziellen Gewinn rechnet man unterm Strich im Hettenshausener Rathaus nicht, sollte der Gemeinderat die kommunale Verkehrsüberwachung tatsächlich beschließen. Aber der Zugewinn an Sicherheit ist andererseits auch nicht in Geldbeträgen zu messen.


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