Festwirtin Julia Spitzenberger will ab kommendem Jahr Wiesn-Hendl nur von Landwirten anbieten, die sich bestimmter Tierschutz- und Nachhaltigkeitsregeln verpflichten – die SPD-Stadträtin setzt damit einen Punkt aus dem Vertrag der bunten Koalition um
(ty) Unter dem Label "Pfaffenhofener Voixfest-Giggal" will die hiesige Festwirtin Julia Spitzenberger ab kommendem Jahr Wiesn-Hendl ausschließlich von Landwirten anbieten, die sich zur Einhaltung bestimmter Regeln des deutschen Tierschutzbundes verpflichtet haben. Das teilten Spitzenberger und die SPD-Fraktion heute in einer gemeinsamen Erklärung mit. Julia Spitzenberger sitzt bekanntlich für die Sozialdemokraten im Pfaffenhofener Stadtrat.
Seit fünf Jahren ist Julia Spitzenberger nun Festwirtin auf dem Pfaffenhofener Volksfest. Mit der Einführung des „Pfaffenhofener Voixfest-Giggal“ setzt sie in ihrer Wießbierhütte „Zum Spitz“ ab nächstem Jahr nun „auf noch mehr Qualität und Geschmack mit gutem Gewissen“, wie es in der Mitteilung heißt.
„Im Mai habe ich als Stadträtin eine Vereinbarung unterschrieben, mit welcher auch die Förderung von Lebensmitteln aus artgerechter Tierhaltung bei städtischen Veranstaltungen als Zielsetzung festgelegt wurde“, sagt Spitzenberger mit Blick auf den Koalitionsvertrag von SPD, Grünen, FW und ÖDP im Pfaffenhofener Stadtrat. „Und da will ich auch mit gutem Beispiel vorangehen und ein Zeichen setzen. Was ich von anderen erwarte, will ich natürlich auch in meinem eigenen Betrieb umsetzen“, betont die Gastronomin und stellvertretende SPD-Fraktionschefin.
Arbeiten gemeinsam am Voixfest-Giggal und für mehr Nachhaltigkeit auf dem Volksfest Pfaffenhofen: SPD-Chef Markus Käser (von links), Festwirtin und SPD-Fraktionsvize Julia Spitzenberger, Umweltreferentin Sandra Lob (SPD).
Spitzenberger verspricht mit ihrem „Voixfest-Giggal“ artgerechte Aufzucht und Haltung ohne Gen-Futter und in Bio-Qualität, zertifiziert nach des Kriterien des deutschen Tierschutzbunds. „Die Hendl werden speziell für uns gemästet, das sind die Hauptmerkmale für unsere Pfaffenhofener Volksfest-Hendl. Und natürlich ein perfekter Geschmack“, sagt Spitzenberger und betont: „Bei uns kommt so sicher kein Hendl aus Massentierhaltung auf den Teller.“
Julia Spitzenberger kann bei der Umsetzung ihres Projekts auf die Expertise und Unterstützung ihrer Stadtratskollegen Sandra Lob (SPD), Umweltreferentin im Stadtrat, und SPD-Fraktionssprecher Markus Käser setzen. „Unser Volksfest ohne Hendl? Nicht vorstellbar“, sagt Käser. „Andererseits können wir bei den mittlerweile bekannt gewordenen Verhältnissen der industriellen Massentierhaltung als Kommune nicht einfach wegsehen. Wir machen uns deshalb auf den Weg, Umwelt- und Tierschutz sowie Genuss und Vergnügen in Einklang zu bringen“, so Käser, der auch Vorsitzender Pfaffenhofener sowie der Landkreis-SPD ist.
Der Wunsch nach mehr Tierwohl sei aber „eine echte Herausforderung, gerade bei Großveranstaltungen“, heißt es in der heute veröffentlichten Mitteilung. Denn die artgerechte, bäuerliche Aufzucht und Mast der vielen Hendl müsse erst einmal gestemmt werden. Die Initiatoren setzen dabei nach eigenen Angaben auf das Tierschutz-Label des deutschen Tierschutzbunds. „Damit werden Produkte tierischen Ursprungs gekennzeichnet, denen Tierschutz-Standards zugrunde liegen, die für die Tiere einen wirklichen Mehrwert an Tierschutz gewährleisten“, erklärt Käser. „Die Standards sind darauf ausgerichtet, den Tieren in der Landwirtschaft zu ermöglichen, ihren Bedürfnissen und Ansprüchen an ihre Haltungsumgebung nachzukommen“, erläutert Sandra Lob, die auch Leiterin des Pfaffenhofener Tierheims ist.
Das offizielle Logo wurde heute präsentiert, das Voixfest-Giggal gibt es erst im nächstem Jahr.
Die Initiatoren der Aktion „Voixfest-Giggal“ sind sich sicher: „Am Ende haben Mensch und Tier etwas davon.“ Konventionell gezüchtete Hendl hätten im Schnitt nach 30 Tagen die Schlachtreife erreicht, „unsere Hendl dürfen länger leben“. Die Tiere kommen demnach aus der Region, genauer gesagt aus einem Umkreis von 100 Kilometern „und haben auch beim Transport zum Schlachter maximal kurze Wege“. Sie sollen in artgerechter Haltung aufwachsen und kein gentechnisch verändertes Futter bekommen. Das alles soll sich auch am Geschmack bemerkbar machen. „Unsere Hühner bilden weniger Fett und mehr Muskeln aus. Das Fleisch schmeckt viel besser und ist auch nahrhafter“, so Spitzenberger.
Ein Jahr Vorbereitung nimmt das Projekt nun noch in Anspruch, wie heute mitgeteilt wurde. Gleich nach dem derzeit laufenden diesjährigen Volksfest will Julia Spitzenberger mit den bereits begonnen Planungen und Lieferantengesprächen weitermachen und dabei unter anderem die Höfe und Schlachtbetriebe besichtigen. Nächstes Jahr soll dann das „Original Pfaffenhofener Voixfest-Giggal“ auf die Teller kommen. Über den Preis gibt es noch keine Angaben. Das hänge auch vom Lieferanten ab, hieß es dazu auf Nachfrage unserer Zeitung.
„Wer in Zukunft auf der Pfaffenhofener Wiesn dabei ist, sollte sich auch ein paar Gedanken zu Umwelt- und Tierschutz machen“, appelliert Käser ganz grundsätzlich. „Wir arbeiten gemeinsam mit Stadtverwaltung und Schaustellern an einem realistischen Umwelt- und Nachhaltigkeitskonzept für unser Volksfest.“ Regionale, saisonale Speisen und Getränke mit guter Ökobilanz sowie aktive Klimaschutz-Maßnahmen sollen dabei gefördert werden, so Käser.
Die Aktion „Voixfest-Giggal” ist eine Initiative von Julia Spitzenberger unterstützt von der SPD-Stadtratsfraktion auf Basis der Koalitionsvereinbarung, in der das Thema im Handlungsfeld „Tierschutz” vereinbart wurde, stellen die Beteiligten abschließend klar. Und ergänzen: „Alle anderen Festwirte sind herzlich eingeladen, dem Beispiel zu folgen.“