Der Energiewende-Kongress in Pfaffenhofen erlebte gestern einen Auftakt nach Maß mit prominenten Gästen und einem weitreichenden Beschluss des neuen Landesnetzwerks für Bürgerenergie
(ty) Einen Auftakt nach Maß nahm der fünfte Energiewende-Kongress „Energie-für-alle-Woche 2014“ gestern im Pfaffenhofener Stockerhof. Gleich am Vormittag trafen sich die Mitgliedsgesellschaften der erst kürzlich aus der Taufe gehobenen „Landesvereinigung Bürgerenergie Bayern e.V.“ mit Sitz in Pfaffenhofen, um über Ziele und Bürgerenergie-Projekte im kommenden Jahr zu beraten. Dabei fassten die Bürgerenergie-Aktiven auch den ebenso weitreichenden wie bemerkenswerten Beschluss, ein eigenes Modell für Direktstromvertrieb zu erarbeiten. Konkret hat der Vorstand den Auftrag erhalten, die entsprechenden Weichen zu stellen.
Im Rahmen des Seminarprogramms am Nachmittag behandelten dann Experten die aktuellen Themen und Problemlagen rund um die Energiewende aus rechtlicher und kaufmännischer Sicht. Einen Schwerpunkt bildete dabei nicht zuletzt die baurechtliche Diskussion zur viel diskutierten 10H-Abstandsflächenregelung für Windkraft-Anlagen.
Über 250 Gäste verfolgten die prominent besetzte Diskussion im Stockerhof.
"Er ist das ökologische Gewissen Deutschlands." Mit diesen einleitenden Worten kündigte dann Markus Käser als Vertreter des Landesnetzwerks sowie des hiesigen Energie- und Solarvereins, den bekannten Redner, Buchautor und TV-Journalisten Dr. Franz Alt an. Der begeisterte dann die über 250 Besucher im proppenvollen Stockerhof mit seinem Vortrag zur Energiewende und zum Klimaschutz und moderierte im Anschluss hochkarätig besetzte politische Podiumsdiskussion zur "Zukunft der Bürgerenergie". Auf der Bühne debattierten dabei – teilweise recht emotional und erfrischend, aber auch mit viel Fachkompetenz – Vertreter aller Bundestags- und Landtagsparteien mit dem Bürgerenergie-Experten Dr. Thomas Banning über Grundsatzfragen der Energiewende und die aktuelle Gesetzgebung. Nicht teilnehmen an der Diskussion konnte Ursula Sladek, Ökostrom-Pionierin und Gründerin der Energiewerke Schönau – sie wurde laut Käser am Bahnhof in Karlsruhe bestohlen und musste daraufhin ohne Papiere und ohne Geld den Heimweg antreten.
Dr. Thomas Banning spricht Klartext.
An der Podiumsdiskussion nahmen teil:
- MdB Dieter Janecek, wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion
- MdB Florian Post, energiepolitischer Sprecher der SPD-Landesgruppe
- MdB Eva Bulling-Schröter, energie- und klimapolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der Linken,
- MdL Dr. Martin Huber, Mitglied im Umweltausschuss (CSU)
- MdL Benno Zierer (FW) aus Freising
- Dr. Thomas Banning, Vorstandsvorsitzender des deutschlandweiten Netzwerks für Bürger-Energie und Vorstandschef der Naturstrom AG.
Vertreter der Landes- und Bundespolitik nahmen an der lebendigen Diskussionsrunde teil, die von Franz Alt (rechts) moderiert wurde.
Die Vertreter des Landesnetzwerks wie auch des hiesigen Energie- und Solarvereins zeigten sich am Ende hochzufrieden mit dem Verlauf des ersten Tages des EFA-Kongresses. "Wer Energieaktive treffen, lebendige Diskussionen und Informationen aus erster Hand bekommen möchte, der muss nach Pfaffenhofen kommen“, betonten die beiden Organisatoren Markus Käser und Andreas Herschmann unisono und schwangen sich gar zu der Feststellung auf: „Wir sind die Energie-Hauptstadt der Region".
Eine nicht weniger spannende Diskussion erwartet die Besucher des "Kommunaltags" am heutigen Montag. Nach der offiziellen Vorstellung der kreisweiten Energienutzungspläne durch Landrat Martin Wolf (CSU) um 18 Uhr spricht ab 19.30 Uhr Florian Gleich vom bayerischen Städtetag zum Thema "10H – Kommunalisierung öffentlichen Ärgers?!" und erklärt, warum der bayerische Städtetag die 10H-Regelung kritisch sieht, warum das dabei geplante "Vetorecht" der Nachbargemeinde die kommunale Planungshoheit untergraben würde und warum die kommunalen Spitzenverbände einen Bestandschutz für geltende regionalplanerische und kommunale Steuerungskonzepte fordern.
Dr. Thomas Banning (links) freut sich mit Markus Käser über die Vernetzung der Landesvereinigung für Bürgerenergie mit dem bundesweiten Bündnis, dem er vorsteht. Außerdem trat Banning mit seiner Firma, der Naturstrom AG, dem Landesnetzwerk bei.
Am Dienstag hält die Bürgerenergiegenossenschaft für den Landkreis Pfaffenhofen ihre nicht-öffentliche Mitgliederversammlung ab. Am Mittwoch, 15. Oktober, dreht sich dann alles um das Thema “Rentabilität Erneuerbarer Energien”. Nach Vorträgen zu Photovoltaik-Anlagen und Kleinwindkraft erwartet die Besucher ein Vortrag des durch Funk- und Fernsehen bekannten Prof. Dr. Harald Lesch. Er ist Professor für Physik an der LMU München und Lehrbeauftragter für Naturphilosophie sowie TV-Moderator für viele Sendungen, bei denen er dem Publikum komplexe wissenschaftliche und philosophische Sachverhalte auf einfache Weise nahebringt.
Im Anschluss präsentiert die Bürgerenergie-Genossenschaft für den Landkreis Pfaffenhofen die kommenden Beteiligungsprojekte und gibt unter anderem Infos über das Bürgerwindrad im Lustholz bei Uttenhofen. Bürger können dann auch direkt vor Ort Anteile an den neuen Projekten zeichnen, wie es heißt.
Der Donnerstag, 16. Oktober, steht unter dem Motto “Ökologischer Hausbau”. Nach einem Vortrag zum Thema Passivhaus von Christiane Ametsberger sprechen Tibor Kleinschmidt und Rita Obereisenbuchner über wohngiftfreies Bauen sowie über ökologische Dämmstoffalternativen.
Am Freitagabend, 17. Oktober, endet der Kongress mit einem kulinarischen Höhepunkt. Nach einem Vortrag der städtischen Klimaschutzmanagerin über “Essen fürs Klima” folgt das Küchenexperiment "Vegan Cuisine vs. bayerische-traditionelle Küche". Dann erleben und schmecken die Besucher ein hochklassiges Menü – jeweils vegan zubereitet von Vegan-Spitzenkoch Björn Moschinski und traditionell aufgetischt von Gourmetkoch und Liebhaber der bayerisch-traditionellen Küche, Norbert Stocker. Zwischen den Gängen gibt es einen Vortrag zu veganem Essen sowie Unterhaltungseinlagen.
Auf dem EFA-Wochenprogramm stehen zudem tägliche Exkursionen zu interessanten Energieanlagen und jeden Vormittag führt Dr. Helmut Muthig Schulklassen durch die Energiewende-Ausstellung. Für die kulinarische Umrahmung der Woche sorgt Norbert Stocker mit seiner traditionell-bayerischen Küche im Stockerhof. Die „EFA 2014“ wird durch die Stadt und den Landkreis Pfaffenhofen unterstützt. Weitere Infos und das detaillierte Programm gibt es unter www.esv-paf.de, Infos über das Landesnetzwerk unter: www.buergerenergie-bayern.org