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Die Besorgnis ob der Asylbewerber lag bei der Informationsveranstaltung in der Fronhofer-Realschule eher auf Seiten der Stadt selbst als auf der der Bürger 

(ty) Die Bedenken der Stadt, was die Bedenken der Ingolstädter Bürger betrifft, die scheinen größer zu sein, als die Bedenken der Bürger selbst. Diesen Eindruck jedenfalls hatte man heute Abend bei der Informationsveranstaltung in der Ingolstädter Fronhofer-Realschule, bei der es um ein einziges Thema ging, die Asylbewerbersituation in Ingolstadt. Speziell natürlich um die neue Situation, seit bekannt ist, dass Ingolstadt Erstaufnahmeeinrichtung für bis zu 250 Menschen wird.

Die Polizei war in stattlicher Stärke angerückt. Wohl ob des angekündigten Aufmarsches einer rechten Splittergruppe. Die dann aber doch ausblieb. Und auch die Stadtverwaltung hatte ein Podium aufgebaut, das vom Oberbürgermeister Christian Lösel über den Regierungspräsidenten von Oberbayern, Christoph Hillenbrand, den Sozialreferenten, Kulturreferenten, der Leiterin des Gesundheitsamtes bis hin zu diversen Amtsleitern reichte, um allen eventuellen Bürgerfragen gewachsen zu sein.

So friedvoll wie am heutigen Abend geht es wohl auf keinem Bezirksausschuss zu. Hunderte von Bürgern hatte zwar die Chance wahrgenommen, sich von der Sitze der Stadtverwaltung auf den neuesten Stand in Sachen Asylbewerbereinrichtungen bringen zu lassen, echte Bedenken aber waren kaum zu hören. Und in den Fragen klang mehr die Sorge um die Asylbewerber, als die Sorge um die Ingolstädter Bürgerschaft. Ob diese Stimmung gegenüber den Asylbewerbern indes repräsentativ für die Bevölkerung in und um Ingolstadt ist, dahinter steht doch ein großes Fragezeichen.

Einzig um die gesundheitlichen Probleme machte sich ein Bürger Sorgen. Was passieren würde, wenn etwa ein Ebola-Infizierter über den Barthelmarkt ginge. Die reichlich harte aber auch korrekte Antwort von Christoph Hillenbrand: Der würde die Strapazen der Flucht erst gar nicht überleben. Sprich: Er würde nicht lebend in Deutschland ankommen.

Was andere ansteckende Krankheiten oder Seuchen betrifft, so konnte Elisabeth Schneider, die Leiterin des Gesundheitsamtes, Entwarnung geben. Bei den knapp 400 Asylbewerber, die sich derzeit in Ingolstadt aufhalten, hätte es gerade einmal drei bis vier Hepatitisfälle gegeben und einen einzigen HIV-Infizierten.

Ansonsten aber drehten sich die Fragen der Bürger eher um Themen, wie man den Asylbewerbern helfen könne, wie sie untergebracht sind oder wie sie den nächsten Bus erreichen. So friedvoll ging es zu, dass Regierungspräsident Hillenbrand sich verwundert zeigte, warum niemand etwas wissen wollte über eine mögliche Steigerung der Kriminalitätsrate oder ähnliche Dinge. „Es gibt zurecht Besorgnis“, meinte er. Aber die Erfahrungen hätten in München und anderen Erstaufnahmeeinrichtungen gezeigt, dass außer etwas Alkoholkonsum und ein paar Ladendiebstählen im Grunde nichts passiert.

Interessanter als die meisten Fragen waren eigentlich die Fakten, die die Bürger an diesem Abend zu hören bekamen. So werden sich bis zum Jahresende inklusive der Neuankömmlinge im Containerdorf an der Manchinger Straße bis Jahresende 570 Asylsuchende in Ingolstadt aufhalten, bis Ende 2015 exakt 915. Diese Zahlen entsprechen dem so genannten Königsteiner Schlüssel, nach dem die Asylsuchenden in Deutschland, Bayern und letztlich auch auf die Kommunen verteilt werden. Von den rund 35 000 Asylbewerbern in Bayern beispielsweise entfallen auf Oberbayern demnach 33,9 Prozent und auf Ingolstadt wiederum 3,3 Prozent.

Die derzeitigen Zahlen mit 915 Asylsuchenden zum Ende des Jahres 2015 indes, daran ließ Sozialreferent Wolfgang Scheuer keinen Zweifel, könnten sich je nach Flüchtlingsaufkommen auch noch nach oben hin verändern. Und auch Christoph Hillenbrand betonte, dass sich jede Kommune über die geplanten Unterkünfte hinaus Gedanken machen müsse, wenn gerade in den Wintermonaten auf einmal signifikant mehr Flüchtlinge nach Bayern kämen.

Für diesen Fall gäbe es ein Winternotfallprogramm, in das man große Sporthallen oder Säle ebenso gedanklich mit einbeziehen müsse wie bebaubare Grundstücke, um im Bedarfsfalls sehr schnell reagieren zu können. Das aber sind Spekulationen.

Und dabei sind jetzt erst einmal die Fakten von Belang. Und die besagen, dass Ingolstadt nicht wie zunächst formuliert eine Not-Erstaufnahmeeinrichtung wird, sondern eine so genannte Dependence. Die Nutzungsdauer ist hier der wesentliche Unterschied. Das Containerdorf an der Manchinger Straße ist demnach auf eine Nutzung von fünf Jahren ausgelegt.

Zu erwarten sind in erster Linie Syrer, Menschen aus Eritrea, Somalia, Nigeria und Afghanistan. „Und die werden nicht den ganzen Tag in den Unterkünften bleiben, sondern sehr wohl im Stadtbild präsent sein“, meinte er, „das sind keine Kasernen.“

Ein erster Plan für das Containerdorf an der Manchinger Straße.

 

An der Manchinger Straße, wo 250 Asylbewerber ihre allererste Bleibe finden sollen, sollen – so der Stand der Planungen – die Aufbauarbeiten Mitte November beginnen. Und bereits Anfang Dezember werden die ersten Flüchtlinge erwartet.

Und was die Kosten betrifft, so konnte der Chef der Ingolstädter Kommunalbetriebe, Thomas Schwaiger, zwar noch keine belastbaren Zahlen liefern. Laut Erfahrungswerten aus anderen Städten könnte sich die Summe indes auf rund 4,4 Millionen Euro belaufen.

Wäre denn die Bürgerschaft, die sich heute in der Fronhofer Realschule versammelt hatte, repräsentativ für die ganze Stadt, dann dürften sich die Asylbewerber auf eine Welle der Hilfsbereitschaft freuen. Und die zu ermöglichen hat die Stadt ein Spendenkonto ebenso eingerichtet wie es demnächst eine Logistik für Kleider- und Sachspenden geben soll. Und für die Sorgen der Bürger, wenn sie denn mal mehr werden, gibt es auch eine städtische Hotline: (0841) 305 1600.

Die Bürger sollten sich, das betonte Christian Lösel ausdrücklich, aber auf die institutionalisierten und koordinierten Hilfsprogramme konzentrieren und nicht einfach „Lebkuchen am Zaun verteilen“. Er freue sich jedenfalls über jeden Ehrenamtlichen, der sich zu Verfügung stelle. Und wer sich engagieren wolle, könne das beispielsweise über das „Unterstützungsnetzwerk Asyl Ingolstadt“ tun, das über das Amt für Soziales zu erreichen sei (Telefon 305 1627, Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).


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