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Die Ingolstädter Anhänger laden stattdessen zum "Bullen-Grillen" in den Mo-Biergarten – Hintergrund ist das Engagement von "Red Bull" bei dem Leipziger Verein

(ty) Die aktiven Fans des Fußball-Zweitligisten FC Ingolstadt boykottieren das Auswärtsspiel ihres Vereins beim RB Leipzig, der von dem weltweit bekannten Energie-Drink-Hersteller „Red Bull“ gesponsert wird. Und genau die Hintergründe dieser Kooperation stören die Schanzer Anhänger. Für sie ist RB Leipzig „ein Verein, der den einzigen Zweck hat, das Produkt – nämlich die grau-blaue Dose – so prominent wie möglich zu platzieren“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme mehrerer FCI-Fangemeinschaften. „Der Konzern geht dabei über Leichen, untergräbt die 50+1-Regel und verzerrt den Wettbewerb“, finden sie.

Deshalb werden die FCI-Anhänger die Auswärts-Partie am 7. Dezember in Leipzig (Anpfiff: 13.30 Uhr) nicht besuchen und laden stattdessen ab 12 Uhr  im „Mo“-Biergarten in der Ingolstädter City zum Bullen-Grillen ein. Und das ist nicht nur symbolisch zu verstehen, denn es wird tatsächlich gebratener Ochs serviert. Eingeladen sind alle FC-Fans, ob Mitglied in einem Fanclub oder nicht. Anmelden kann man sich bereits unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Genügend Fernseh-Geräte seien vorhanden, wird versichert. Denn natürlich wollen die FC-Fans auch aus der Ferne mit ihrem Team fiebern – und hoffen auf einen weiteren Auswärtserfolg. 

„Wir freuen uns darauf, gemeinsam in lockerer Atmosphäre das Spiel unseres FCI zu verfolgen und den Austausch unter den Fans weiter zu verbessern“, heißt es im Vorfeld der Aktion. Des Weiteren werde es vor Anpfiff des Spiels Redebeiträge zum Thema „RB Leipzig“ geben. Die Mannschaft des FC sowie die weiteren Fanclubs seien von dem Boykott bereits informiert. Ausdrücklich betont wird auch, dass dieser sich „in keiner Weise gegen den Verein FC Ingolstadt, die Mannschaft oder andere Fans“ richte. Weitere Infos zu der Aktion gibts hier.

Die Aktion wird getragen von der Fanszene Ingolstadt, namentlich genannt werden: „Black Red Company“, „Supporters Ingolstadt“, „Common Sense Crew“, „XII. Legion“, „Krater Schanzer Nördlingen“ und „Outsider Ingolstadt“. Die haben auch in einer ausführlichen Stellungnahme die Hintergründe ihrer Antipathie erläutert, die sie gegen RB Leipzig hegen.

„Der Aufstieg des Vereins RB Leipzig in den deutschen Profifußball sorgt seit dem Sommer für durchgehende Diskussionen in Fußballdeutschland“, heißt es da. „Als Zeichen des Protests wurde die Initiative „Nein zu RB“ von verschiedenen Fanszenen der Zweiten Liga gegründet, an der sich mittlerweile auch viele Szenen anderer Ligen beteiligen.“ Auch die Fanszene des FC Ingolstadt sieht sich nach eigenen Angaben „als Teil des Protests gegen das Red-Bull-Konstrukt, wenngleich unser Verein häufig als erstes Beispiel für ,ähnliche Kommerzvereine’ genannt wird“. Den Schanzer Fans gehe es indes nicht darum, den FCI als den Traditionsverein schlechthin zu präsentieren, jedoch sei es ihnen wichtig, eine Abgrenzung zwischen dem Fußballclub aus Ingolstadt und RB Leipzig zu schaffen.

Der FC Ingolstadt vereine die lange Vergangenheit der Vereine MTV und ESV und versuche sich und die Stadt Ingolstadt nach langer Zeit wieder im Profifußball zu etablieren, stellen die Fanclubs klar: „Die Fusion im Jahr 2004 erfolgte dabei vollkommen unabhängig vom ortsansässigen Unternehmen Audi, das sich seit 2006 beim FCI insbesondere als Trikotsponsor engagiert. Auch wenn es berechtigte Kritik an der Entwicklung seither (Anteilsverkauf, Stadionname, Zusammensetzung des Vorstands etc.) gibt, so bleibt dennoch festzuhalten, dass es sich beim FCI um einen eigenständigen Verein beziehungsweise eine unter die 50+1-Regel fallende ausgegliederte Kapitalgesellschaft handelt, die einen starken lokalen Partner zur Seite hat.“

Die Intensität dieser Kooperation werde von Fan-Seite kritisch hinterfragt und es erfolge ein reger Austausch zur Stärkung und Wahrung der Mitgliedsrechte, heißt es weiter. „Wir sind Fans eines Vereins mit eigenen Farben, einer eigenen Identität, dem Wissen um seine Vergangenheit und dem Anspruch, sich als moderner, sympathischer und bodenständiger Verein zu etablieren. Nichts dergleichen können wir bei RB Leipzig vorfinden.“ Das sei, so heißt es weiter, „einer von mehreren Vereinen des Red-Bull-Konzerns, der in gleicher Weise in jeder Stadt stehen könnte. Ein Verein, der den einzigen Zweck hat, das Produkt – nämlich die grau-blaue Dose – so prominent wie möglich zu platzieren.“ Der Konzern „geht dabei über Leichen, untergräbt die 50+1-Regel und verzerrt den Wettbewerb“, wird kritisiert.

Viele Fanszenen hätten sich in dieser Saison dazu entschieden, ihr Auswärtsmatch in der Red-Bull-Arena zu boykottieren. „Da für uns dieses Spiel erst zum Ende der Hinrunde ansteht, blieb Zeit, um sich intensiv mit der Problematik zu beschäftigen und innerhalb der Szene Gespräche zu suchen“, wird von Seiten der Schanzer Fanclubs berichtet. Nach diesen Diskussionen stehe für die aktive Fanszene Ingolstadt fest, „dass wir nicht reinen Gewissens dieses Spiel wie jedes andere besuchen können, ohne unsere Vorstellungen von Fußball und Fan-Dasein zu verleugnen“.

Auch wenn es sehr einfach scheine, den Protesten anderer Vereine zu folgen, eine Stellungnahme zu formulieren und dann das Spiel von zu Hause aus anzuschauen, so sei die Entscheidung „einzig durch das Abwägen innerhalb der Szene gefallen“, wird erklärt. „Dieser Schritt fällt uns, die wir zum Teil über Jahre hinweg kein Spiel verpasst haben und deren höchstes Ziel die Unterstützung des eigenen Teams ist, extrem schwer. Der aktuelle sportliche Lauf unseres Teams kommt dabei noch erschwerend hinzu.“

Hier gibts die Stellungnahme der Ingolstädter Fanszene zum Boykott im Wortlaut.


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