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Kulturausschuss beschließt mehrheitlich: Jahrhunderte alte Burgfriedensteine sollen durch Abgüsse ersetzt und vor der Verwitterung bewahrt werden – verschwundene Exemplare werden ebenfalls ersetzt

(ty/zel) In Pfaffenhofen sollen einige Jahrhunderte alte, stumme Zeugen der Zeit vor der Verwitterung bewahrt werden. Es handelt sich um so genannte Burgfriedensteine, die einst eine wichtige rechtliche Bedeutung hatten. Der Kulturausschuss hat heute Nachmittag mehrheitlich beschlossen, die Exemplare durch Abgüsse zu ersetzen und die Originale einzulagern oder auszustellen. Und an den Stellen, wo einst weitere solche Steine standen, die nicht mehr vorhanden sind, sollen ebenfalls Repliken aufgestellt werden. 

Die ehemals zwölf Burgfriedensteine aus dem Jahr 1689, von denen in Pfaffenhofen noch neun erhalten sind, kennzeichneten einst den so genannten Burgfrieden – also den Bereich, in dem die Stadt die niedere Gerichtbarkeit ausüben durfte. Bis zur Gebietsreform 1971/72 markierten diese Steine auch die Grenzen der alten Gemeinde Pfaffenhofen. Von den neun verbliebenen Exemplaren befinden sich drei noch in einem vergleichsweise guten Erhaltungszustand, während die übrigen sechs durch Witterungseinflüsse nicht mehr die Kennzeichen der Burgfriedensteine – Schriftzeichen und Wappenabbildungen der Stadt und des Kurfürstentums Bayern – erkennen lassen.

Dass es solche Burgfriedensteine in Pfaffenhofen überhaupt noch gibt, ist schon eine Besonderheit. Nur noch in ganz wenigen bayerischen Städten gibt es überhaupt noch welche, geschweige denn so viele. Darauf wies auch Ausschussmitglied Reinhard Haiplik (ÖDP), ein profunder Heimatforscher, heute in der Sitzung hin. 

Genau deshalb ist ja auch der Vorschlag aufgekommen, die noch erhaltenen Steine zu sichern und zu bewahren. Diese Idee kam indes nicht von Haiplik, wie er betont wissen wollte. Denn er stehe dem Vorhaben skeptisch gegenüber. Eine Stadt, die nur noch so wenig historische Substanz vorweisen könne, wo nur noch so wenige Bauwerke von früher übrig seien, sollte nicht die letzten Stücke auch noch wegschaffen, meinte er sinngemäß. Er fände es besser, die verbliebenen Burgfriedensteine im Original stehen zu lassen und lieber mit Hinweistafeln auf diese hinzuweisen. „Freuen wir uns doch an dem Wenigen, was Pfaffenhofen noch zu bieten hat“, meinte er. Freilich seien diese Steine damit der Verwitterung preisgegeben – aber das sei eben das Schicksal von Flurdenkmälern. 

Die Rückseite des Burgfriedensteins.

„Die stehen lieblos vor sich hin“, befand Barbara Breher (CSU) – und dass man auf diese Steine besser aufmerksam machen muss, darüber herrschte im Gremium schnell Einigkeit. Aber soll man sie nun im Original stehen lassen und Wind und Wetter überlassen oder durch Abgüsse ersetzen? „Hin- und hergerissen“, zeigte sich Brigitta Axthammer (CSU). Denn sie weiß auch, wie das Streusalz an den Burgfriedensteinen nagt.

Bürgermeister Thomas Herker (SPD) verwies darauf, dass der eigentliche Antrieb, die Originale zu ersetzen, die Befürchtung gewesen sei, dass nach und nach weitere der einst zwölf Exemplare verschwinden könnten. Zuvor hatte Haiplik daran erinnert, dass zum Beispiel einer dieser historischen Steine beim Bau der Hochgarage am Kaufland verschwunden sei. „Das hätte niemals geschehen dürfen“, sagte er und man hörte es aus jeder Silbe: Da blutet dem Heimatforscher das Herz. 

Einen recht ungewöhnlichen Vorschlag hatte Richard Fischer (ÖDP). Er sprach sich sogar dagegen aus, an den Stellen, wo die heute nicht mehr vorhandenen Burgfriedensteine standen, Repliken aufzustellen. Man solle „nicht so tun, als wäre nichts gewesen“, meinte er. Stattdessen sollte seiner Meinung nach eine Tafel darauf hinweisen, dass hier einmal ein solcher Stein stand, der aber eben verlorengegangen sei. „Um das Bewusstsein zu schärfen“, sagte der Pädagoge.

Letztlich sprach sich das Gremium mit 8:4 stimmen dafür aus, die noch stehenden Originale durch Abgüsse zu ersetzen und an den Stellen, wo die Originale nicht mehr vorhanden sind, ebenfalls Nachbildungen aufzustellen. Dagegen waren Hans Bermeister (CSU) und Breher sowie sowie Haiplik und Fischer. 

Die Kosten für die Maßnahme belaufen sich nach Angaben der Stadtverwaltung auf rund 8000 Euro. Die Anfertigung einer Abgussform des am besten ehaltenen und repräsentantivsten Exemplars schlägt dabei mit 2500 zu Buche; für die Einzelabgüsse zum Ersatz der zwölf Steine sind insgesamt rund 5200 Euro zu veranschlagen. Nicht eingerechnet seien hier die Transport- und Bergungskosten, die Kosten für Kennzeichnung und Abgrenzung der Standorte sowie schließlich die Kosten für das Aufstellen der Abgüsse durch den Bauhof. 

Begleitend zu dieser Bewahrungs-Aktion soll auch die Öffentlichkeit durch Stadtarchivar Andreas Sauer über das historische Thema Burgfriedensteine informiert werden: Geplant sind eine kleine Ausstellung im Foyer des Rathauses sowie ein Heft der „Stadtgeschichte(n)“ über den rechtsgeschichtlichen Hintergrund dieser stummen Zeitzeugen. 


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