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Des Bürgermeisters Redeschwall und eine Erkenntnis: Nach der Zahl der Wortmeldungen und Fragen bei der Bürgerversammlung am Donnerstagabend sind die Menschen in der Kreisstadt ziemlich zufrieden mit Bürgermeister, Lokalpolitik und Stadtverwaltung

Von Tobias Zell

Als Bürgermeister Thomas Herker (SPD) gefühlte vier Stunden ohne Punkt und Komma geredet hatte, waren tatsächlich erst 90 Minuten vergangen. So lange dröhnte er die rund 50 Männer und Frauen, die am Donnerstagabend persönlich den Weg zur Pfaffenhofener Bürgerversammlung in den Rathaus-Festsaal gefunden hatten, mit Informationen zu. Mit teils sehr wichtigen Informationen über millionenschwere Projekte, aber auch mit solchen, die das Ganze eher unnötig in die Länge zogen: Wie die Zahl der beim Volksfest verkauften halben Hendl. Am Ende stand jedenfalls die Erkenntnis, dass die Kreisstädter offenbar recht zufrieden sind mit ihrem Bürgermeister, dem Stadtrat und der Arbeit der Stadtverwaltung.

Jedenfalls kamen nach Herkers umfassenden Ausführungen kaum Wortmeldungen. Jetzt könnte man natürlich sagen, er hat sie schlicht müde geredet und am Ende wollten sie halt nur noch heim und nichts mehr fragen. Aber so lässt sich die geringe Zahl an Wortmeldungen nicht hinreichend erklären; denn man konnte auch im Vorfeld Fragen einreichen – und das hatten gerade mal fünf Bürger getan. 

Man darf also dem gemeinen Pfahoferer ein gerüttelt Maß an Zufriedenheit unterstellen. Was nicht so verwundert, denn schließlich ist einiges in Bewegung in der Stadt. Da wird gebaut und investiert, da wird geplant und gemacht. Die finanzielle Situation der Kommune ist gut, da stehen andere weitaus schlechter da. Die Stadt brummt, wächst und verbucht Firmenansiedlungen. So richtig Grund zum Motzen hat da also offenbar wirklich keiner.

Jede Menge Zahlen hatte Bürgermeister Herker vorbereitet – hier zum Beispiel die Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen.

Rund 50 Leute waren also da heute Abend. Das klingt nach recht wenig, zumal es heuer ja nur diese eine Bürgerversammlung gibt, weil die Ortsteil-Termine nur alle zwei Jahre stattfinden. Aber die Veranstaltung wurde ja auch live im Internet übertragen – und man weiß noch nicht, wie viele heute Abend vor dem Computer zugeschaut haben. 

Auffällig war die überschaubare Anzahl an Stadträten – aber es steht ja auch keine Wahl an. Den Weg in den Rathaus-Festaal fanden neben dem Dritten Bürgermeister Roland Dörfler lediglich Franz Schmuttermayr (CSU), Julia Spitzenberger, Adi Lohwasser, Marianna Kummerer Beck (alle SPD), Reinhard Haiplik (ÖDP) und Manfred „Mensch“ Mayer (GfG). Zählt man dann noch die Vertreter der Stadtwerke und der Stadtverwaltung dazu und zieht sie alle diese von den 50 Anwesenden ab, dann muss man sagen: Bürgerversammlung rockt offenbar nicht.

Wer nicht gekommen ist und sich auch nicht den Live-Stream angesehen hat, der verpasste einen eineinhalbstündigen, atemlosen Vortrag des Bürgermeisters, der in dieser Zeit so viele Informationen kundtat, dass man ihn für einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde vorschlagen möchte. Aus diesem bunten Strauß von Informationen konnte sicher jeder etwas Interessantes herauspicken.

 

Hätten mehr sein können: Neben sieben Stadträten und einigen Stadtbediensteten kamen nur etwa 40 Normalbürger persönlich vorbei.

Man erfuhr zum Beispiel, dass jeder halbe Punkt Erhöhung der Kreisumlage – wird ja aktuell thematisiert – die Stadt rund 250 000 Euro kostet. Dass die Kommune um die acht Millionen Euro Rücklagen auf der einen Seite und auf der anderen zum Jahresende einen Schuldenstand von gut fünf Millionen Euro haben wird. Dass dieses Jahr wohl finanziell besser laufen wird, als geplant. Dass die Pro-Kopf-Verschuldung von Pfaffenhofen gerade mal 40 Prozent des bayerischen Durchschnittswerts ausmacht. Dass sich das aber in den kommenden Jahren deutlich ändern wird. Denn allein der für 2015 bis 2017 geplante Neubau der Grund- und Mittelschule wird gut 26 Millionen Euro verschlingen und ist damit die größte Investition in der Geschichte der Stadt.

182 Buben und Mädchen sind in den Pfaffenhofener Kinderkrippen untergebracht, 734 in den Kindergärten, 75 in einem Hort, 70 in der Tagespflege. Die Betreuungsquote bei den Kindern unter drei Jahren beträgt 39 Prozent, die Quote bei den Unter-Dreijährigen mit Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz 58 Prozent. Eine bemerkenswerte Zahl, die Herker darlegte: Das Defizit der städtischen Kitas beträgt pro Kind und Jahr 2177 Euro – ohne Investitionen, Zuschüsse bereits berücksichtigt. Bedeutet also: Die Stadt lässt sich die Betreuung jedes Kita-Kinds per anno 2177 Euro kosten.

Ein Draufzahlgeschäft ist auch die städtische Musikschule. Hier stand im vergangenen Jahr ein Minus von 291 000 Euro zu Buche, das die Stadtkasse aufzufangen hatte. Das macht pro Musikschüler 438 Euro im Jahr. Weitere Zahlen gefällig? Die Bücherei vermeldete im vergangenen Jahr 12 123 Besucher und 28 ehrenamtliche Helfer sind dort im Einsatz. 

90 Minuten referierte Bürgermeister Herker, ehe die Bürger zu Wort kamen.

Im Grunde geht es immer irgendwie ums Geld. Die Sanierung des Eisstadions, die schon weit fortgeschritten ist, kostet 4,6 Millionen Euro. Die Umgestaltung des Sportgeländes, die nahezu vollendet ist, schlägt mit 3,35 Millionen Euro zu Buche. Der Neubau der Dreifachhalle, die kürzlich eingeweiht wurde, kostete 7,2 Millionen – allerdings gab es hier einen Zuschuss, zudem übernahm der Landkreis einen Drittel der Kosten, weil er die Halle auch nutzt. Einen fast schon unglaublichen Zuschuss kriegt die Stadt für die Sanierung des Flutgrabens – hier zahlt der Freistaat sage und schreibe alles; bis auf eine kleine Verschönerungsmaßnahme, die die Stadt selbst tragen muss.

Wer noch Bedarf an weiteren Zahlen hatte, den konnte Herker bestens bedienen. Sechs neue Stadtbusse wurden angeschafft, beim Volksfest sind 11 070 halbe Hendl verkauft und beim Seniorennachmittag 2817 Gutscheine eingelöst worden. Die Gartenschau, die im Jahr 2017 in Pfaffenhofen steigt, umfasst ein Investitionsvolumen von 7,5 Millionen Euro – davon dürfte aber gut ein Drittel aus Zuschüssen zu bestreiten sein. Die Gartenschau überfordere jedenfalls die finanzielle Leistungsfähigkeit der Kommune bei weitem nicht, betonte Herker.

Infos, Infos, Infos. Die Stadt hat eine Klimaschutz-Managerin eingestellt. In der City wird demnächst eine E-Bike-Ladestation aufgestellt, die städtische Wirtschafts- und Servicegesellschaft (WSP) sorgt in Kürze für einheitliche Gewerbe-Beschilderungen. Und nochmal ein paar Zahlen: Der Breitband-Ausbau wird die Stadt 1,5 bis zwei Millionen Euro kosten; das war ja unlängst auch Thema im Stadtrat – Zuschuss hier: maximal 810 000 Euro. 

Diese Perspektive zeigt es deutlich: Sonderlich zahlreich war der Besuch nicht.

Und noch was: Pendelten im Jahr 2009 noch 481 Menschen mehr zur Arbeit aus Pfaffenhofen hinaus als in die Stadt hinein, vermeldet die Kreisstadt neuerdings eine positive Bilanz: Es gibt gut 100 Einpendler mehr als Auspendler. Was bemerkenswert ist und belegt, dass Pfaffenhofen mehr ist als eine Schlafstadt. Dass die Stadtwerke heuer unterm Strich 3,6 Millionen Euro investieren, ging am Ende von Herkers Mammut-Vortrag dann fast unter.

Fragen gab es dann, wie gesagt, nur wenige. Die überschaubaren Ausgeh-Möglichkeiten monierte einer. „Ja, da haben wir noch Luft nach oben“, räumte der Bürgermeister ein, stellte aber auch klar, dass es nicht Aufgabe der Stadt sei, für zusätzliche Gastronomie zu sorgen. Ob man denn nicht im Zuge des anstehenden Umbaus der Schlachthofstraße diese umbenennen könnte, wollte ein anderer wissen. Weil es halt nicht so schön klingt: Schlachthofstraße. Da machte Herker aber keine großen Hoffnungen. So laute halt die historische Straßenbezeichnung. Wenn diesbezüglich kein Antrag käme, werde er von sich aus eine Umbenennung nicht auf die Tagesordnung setzen, so Herker.

Mit dem Bahnhof befassten sich zwei Anfragen: Ob man nicht zwei zusätzliche Treppen bauen könnte? Die Trampelpfade würden die Notwendigkeit belegen. Stadtbaumeister Gerald Baumann konnte nur darauf verweisen, dass hier die Deutsche Bahn die Planungshoheit habe – und die mache derzeit nichts. Bekanntlich ist aber eine Umgestaltung des Bahnhofs-Umfelds geplant. Die zweite Frage bezog sich auf eine mögliche zweite Zufahrt. Hier raubte Baumann alle Illusionen: Das sei schon topografisch nicht möglich.

 

Stadtbaumeister Gerald Baumann war am Ende auch noch gefragt.

Ob es Pläne fürs Rennbahn-Gelände gibt, fragte eine Bürgerin. Darauf eine zweigeteilte Antwort des Bürgermeisters. Erstens: Die Hoffnung, dass die Pferde zurückkommen und hier wieder Rennen stattfinden, könne man abhaken. Zweitens: Das Areal sei im Privat-Eigentum. „Wir haben keinen Zugriff auf die Flächen.“ Und deshalb habe man von Seiten der Stadt auch keinen fertigen Plan für die Zukunft des Geländes in der Schublade.

Das war’s dann auch schon. Neben jeder Menge Zahlen konnte man unterm Strich also das Fazit mit nach Hause nehmen, dass der Pfaffenhofener recht happy ist. Oder, was natürlich auch sein könnte: Keinen Bock hat, sich zu beschweren. Wir nehmen aber lieber Ersteres an. Und hoffen, dass Herkers Heiserkeit nach seinem Redeschwall morgen nicht zu arg ausfällt.


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