Großes Interesse am Job-Dating unter dem Motto "Frauen zurück ins Berufsleben" – Modelle zur Balance von Familien- und Erwerbsarbeit
(ty) Über 60 Frauen nutzten jetzt die Chance, auf Einladung der „Allianz für Fachkräfte“ des Landkreises Pfaffenhofen an einem Job-Dating teilzunehmen. Dabei trafen sie im Landratsamt persönlich auf Unternehmensvertreter von sieben Firmen und Organisationen der Region und knüpften konkrete Kontakte. „Lob für die Veranstaltung gab es nicht nur von den Frauen, sondern insbesondere seitens der Unternehmer, die in den Frauen großartiges Fachkräftepotenzial entdeckten“, teilt das Kommunalunternehmen für Strukturentwicklung im Landreis (KUS) als Fazit mit.
Eine Teilnehmerin berichtete von täglichen Absagen im Briefkasten und dem Gefühl, nie wirklich Kontakt herstellen zu können. Das habe sich durch die Veranstaltung „Frauen zurück ins Berufsleben“ für sie geändert. „Ich hatte heute Gelegenheit, persönliche Gespräche mit Personalverantwortlichen zu führen – das hat mir viel Mut gemacht“, sagte sie nach dem Job-Dating. Sieben Unternehmer fragten konkret: „Was möchten Sie machen und wann haben Sie Zeit?“ Denn nicht nur die Frauen sind auf der Suche. Die Unternehmen suchen qualifizierte Fachkräfte. Moderatorin Gabriele Fleck-Gottschlich verglich die Suche nach dem richtigen Job mit der Suche nach dem Traumpartner. „Passen muss es!“ Arbeitszeit, Arbeitsweg, Anforderungen.
Unternehmer Thomas Nadler, Geschäftsführer der Nadler-Straßentechnik GmbH in Schweitenkirchen, bezeichnete das Angebot dieser Veranstaltung als großartig. „Ich bin begeistert von den Gesprächen und dem Zuspruch“, sagte Nadler, der gleichzeitig vor allen Anwesenden versprach, weitere Teilzeitstellen zu schaffen.
Gastronom Sven Tweer, Chef im Pfaffenhhofener Hotel „Moosburger Hof“, hat so viele Frauen in seinem Haus beschäftigt, dass er von einer Männerquote spricht: 20 Prozent Männer, er selbst eingerechnet. Und er möchte noch mehr Frauen in sein Team holen, besonders Mütter. „Das sind die Kleinunternehmerinnen, die mitdenken und den Tisch mit Liebe decken“, sagte der Gastronomiemeister. Er habe in den Job-Dating-Gesprächen erfahren, dass Arbeitsvermittler mitunter dazu raten, die in der Gastronomie gesammelten Erfahrungen im Lebenslauf zu unterschlagen. Das würde nicht gut aussehen. Tweer ermutigte dagegen, genau diese in den Lebenslauf zu schreiben. „ Wer in der Gastronomie gejobbt hat, weiß was kundenorientiertes Arbeiten und Dienstleistung bedeuten. Beides wird heutzutage in fast jeder Branche gebraucht“, so Tweer.
Mit der Informations- und Netzwerkveranstaltung „Frauen zurück ins Berufsleben“ möchte die "Allianz für Fachkräfte“ im Landkreis den Frauen bei der Rückkehr in den Beruf helfen. "Im vergangenen Jahr konnten 80 Prozent der anwesenden Frauen in ein Jobverhältnis vermittelt werden“, berichtet Elke Christian, Geschäftsstellenleiterin der IHK Ingolstadt. Eine von ihnen ist Greta Faßbender aus Reichertshausen. Seit April arbeitet die zweifache Mutter beim Kleiderbügelhersteller Mawa in Pfaffenhofen als Key-Account -Managerin im Exportbereich. „Ausschlaggebend waren meine sprachlichen Kenntnisse. Ich bin als Au-Pair aus Litauen gekommen und spreche Litauisch, Russisch und Englisch“, sagt sie. Die 31- jährige erzählt: „Ich habe eine 30-Stunden-Woche und bekomme viel Verständnis von meiner Chefin Michaela Schenk, die selbst zweifache Mutter ist.“ Gleichzeitig habe sie selbst sich so organisiert, dass sie ein für Unternehmen notwendiges Maß an Flexibilität mitbringt. Man müsse das nur wollen.
Und „wollen“, das tun auch die weiteren Unternehmen, die sich auf der Veranstaltung präsentierten und die entsprechenden Modelle für eine Balance zwischen Erwerbs- und Familienarbeit anbieten: der BRK-Kreisverband Pfaffenhofen, die Dec Deutschland GmbH, die Expert Pfaffenhofen GmbH, die Lowa-Sportschuhe GmbH sowie Regens Wagner Hohenwart.
Die große Teilnehmerzahl von über 60 Frauen sprengte fast die Kapazität des Rentamt-Saals im Landratsamt. „Das waren wesentlich mehr Teilnehmerinnen als im Vorjahr“, sagt Johannes Hofner, Veranstalter und Vorstand des KUS. Er verspricht: „Wir werden das Angebot im nächsten Jahr fortführen, mit größerer Raumkapazität.“
Die Entwicklung, dass Betriebe zunehmend auf das Potenzial von Wiedereinsteigerinnen setzen, sieht Hofner sehr positiv: „Es ist belegt, dass Unternehmen mit hoher Familienorientierung bei den betriebswirtschaftlichen Kennzahlen durchschnittlich um 15 Prozent vorne liegen.“ Das KUS biete Unternehmen gerne Unterstützung bei der Entwicklung und Einführung familienorientierter Konzepte und Maßnahmen.