Pfaffenhofen beteiligte sich gestern zum fünften Mal am jährlichen Aktionstag „Städte für das Leben – gegen die Todesstrafe“ und illuminierte deshalb den historischen Hungerturm
(ty) Die Stadt Pfaffenhofen beteiligte sich gestern Abend zum fünften Mal am jährlichen Aktionstag „Städte für das Leben – gegen die Todesstrafe“ der Laienbewegung „Sant’ Egidio“ und beleuchtete deshalb den historischen Hungerturm. Viele Passanten liefen auf ihrem Weg zum Christkindlmarkt mit in den Nacken gelegtem Kopf am illuminierten Hungerturm vorbei. Der sowie die Alte Kämmerei wurden rot angestrahlt und mit dem Text von Artikel 3 und 5 der Allgemeinen Menschenrechtserklärung beleuchtet, welche das Fundament der Argumentation gegen die Todesstrafe darstellen. Damit sollte auf den Aktionstag „Städte für das Leben – gegen die Todesstrafe“ aufmerksam gemacht werden. Dieser Tag ist die weitest reichende internationale Kampagne mit dem Ziel, die Todesstrafe weltweit abzuschaffen und den Wert des Lebens ohne Ausnahme zu betonen.
ÖDP-Stadtrat Reinhard Haiplik erzählte in seiner Eröffnungsrede von einer Romreise, die er jährlich mit seinen Schülern unternimmt. Dabei freue er sich immer besonders auf die Besichtigung des ehemaligen Klosters Sant‘ Egidio im römischen Stadtteil Trastevere. Dies ist auch der Hauptsitz der Laienbewegung Sant‘ Egidio, die im Jahr 2002 den Aktionstag „Städte für das Leben – gegen die Todesstrafe“ ins Leben rief. Bisher beteiligten sich über 1600 Städte weltweit und beleuchteten an diesem Tag ein für ihre Stadt charakteristisches Gebäude.
Haiplik informierte auch über aktuelle Zahlen, die in Zusammenhang mit der Todesstrafe stehen. Wie die Menschenrechtsorganisation „amnesty international“ (ai) ermittelt hat, wurden im vergangenen Jahr mindestens 778 Menschen hingerichtet. Manfred Büttner von der Pfaffenhofener ai-Ortsgruppe betonte, dass kein Argument für die Todesstrafe rational haltbar sei und eine Befürwortung rein emotional und aus dem Bauch heraus erfolge. Er schilderte einen aktuellen Fall aus Amerika, wo ein Todeskandidat aufgrund einer Falschaussage des Kronzeugen 30 Jahre unschuldig inhaftiert war und auf die Vollstreckung der Todesstrafe wartete.
In der anschließenden Gesprächsrunde, an der sich auch Bürgermeister Thomas Herker (SPD) beteiligte, betonte Büttner außerdem, dass derzeit in 98 Staaten die Todesstrafe vollständig abgeschafft sei, jedoch auch ein Trend zur erneuten Befürwortung erkennbar sei. So belegten Ergebnisse von gesellschaftlichen Befragungen häufig, dass sich nur eine knappe Mehrheit gegen die Todesstrafe ausspreche. Das sei auch der Grund dafür, so Herker, dass in Pfaffenhofen jedes Jahr mit der Illumination des Hungerturms ein Zeichen gegen die Todesstrafe gesetzt werde, um so für das Thema zu sensibilisieren.