Der Autobauer stockt das größte Investitionsprogramm seiner Geschichte auf 24 Milliarden Euro auf – mehr als die Hälfte entfällt auf die Standorte Ingolstadt und Neckarsulm. Die Modell-Palette soll bis zum Jahr 2020 von 50 auf 60 wachsen
(ty) Audi stockt das größte Investitionsprogramm seiner Unternehmensgeschichte auf: Von 2015 bis 2019 planen die Ingolstädter demnach 24 Milliarden Euro auszugeben — das wären zwei Milliarden Euro mehr als im vorherigen Planungszeitraum. 70 Prozent der Investitionen fließen den Angaben zufolge in die Entwicklung neuer Modelle und Technologien.
Mit einer neuen Generation äußerst sparsamer Verbrennungsmotoren und alternativen Effizienztechnologien will Audi die strengen CO2-Vorgaben weltweit erfüllen. Neue Angebote in den Bereichen Connectivity und Fahrerassistenz sollen den „Vorsprung durch Technik“ zudem ausbauen. Gleichzeitig vergrößert das Unternehmen sein weltweites Fertigungsnetzwerk. Auf die deutschen Standorte Ingolstadt und Neckarsulm entfällt mehr als die Hälfte der geplanten Investitionen, wie mitgeteilt wird.
Mit diesen umfangreichen Investitionen will Audi nach eigenen Angaben in den kommenden fünf Jahren neue Spitzentechnologien entwickeln und gleichzeitig weltweit zusätzliche Kapazitäten schaffen. „Nachhaltiges Wachstum hat für uns oberste Priorität. Daher investieren wir kräftig in die Innovationsfelder Elektromobilität, Vernetzung und Leichtbau“, sagt Rupert Stadler, der Vorstandsvorsitzende der Audi AG. Auch der Ausbau des globalen Produktionsverbunds schreite mit schnellem Tempo voran.
Die angepeilten Gesamtinvestitionen in Höhe von 24 Milliarden Euro beinhalten laut einer heute veröffentlichten Mitteilung rund 17 Milliarden Euro Sachinvestitionen und sieben Milliarden Euro aktivierte Entwicklungskosten. „Wir werden in den nächsten fünf Jahren 70 Prozent aller Investitionen für neue Modelle und innovative Technologien aufwenden“, erläutert Finanzvorstand Axel Strotbek.
„Trotz steigender Gesamtinvestitionen werden wir mit Blick auf die anstehenden Herausforderungen die notwendige Kostendisziplin an den Tag legen“, sagt Strotbek. So effizient wie möglich vorzugehen, habe oberste Priorität. Der Ausbau der internationalen Fertigungsstrukturen, zunehmende Vorleistungen für neue Modelle und Technologien, besonders zur Erfüllung der weltweit verschärften CO2‑Regularien – das fordere „von der gesamten Belegschaft einen außerordentlichen Kraftakt“, heißt es aus dem Unternehmen.
Der Audi A3 Sportback e-tron ist seit Jahresende in den ersten Märkten verfügbar.
Um die ambitionierten CO2‑Vorgaben zu erreichen, setzt Audi neben der nächsten Generation sparsamer Otto‑ und Diesel-Motoren auf Plug‑in‑Hybride wie den A3 Sportback e‑tron, der seit Jahresende in den ersten Märkten verfügbar ist. „Wir entwickeln alternative Antriebskonzepte stetig weiter und fokussieren uns vor allem auf die Vernetzung des Autos mit seiner digitalen Umwelt“, erklärt Dr. Ulrich Hackenberg, Audi‑Vorstand für Technische Entwicklung.
„Das Auto wird mit Fahrer, Internet, Infrastruktur und anderen Fahrzeugen kommunizieren und dabei umweltfreundlich unterwegs sein“, erläutert Hackenberg. Der neue Audi TT soll dabei „Schrittmacher in Sachen nahtloser Vernetzung“ sein. Sein integriertes „Audi virtual cockpit“, das Kombi-Instrument und MMI‑Screen – zu einer zentralen, digitalen Einheit zusammenfasst – soll neue Maßstäbe setzen.
Vor wenigen Wochen hat Audi zudem auf der „Los Angeles Motorshow“ mit dem Concept-Car A7 Sportback h‑tron quattro gezeigt, dass man auch die Brennstoffzellen-Technologie beherrscht. „Sobald Markt und Infrastruktur es rechtfertigen, können wir in den Serienprozess einsteigen“, betont Hackenberg. Bis zum Jahr 2020 wollen die Ingolstädter ihre Modellpalette von 50 auf 60 erweitern. Einen Schwerpunkt sollen dabei neue Modelle im C- und D-Segment bilden. Außerdem will Audi die erfolgreiche Q‑Familie erweitern. Ab dem Jahr 2016 wird zum Beispiel der neue Q1 in Ingolstadt produziert.
Ein weiterer wichtiger Baustein des größten Investitionsprogramms der Unternehmensgeschichte ist nach Unternehmensangaben die Erweiterung der Fertigungsstrukturen in Deutschland und im Ausland: „Die Basis für unseren internationalen Erfolg sind die Standorte Ingolstadt und Neckarsulm. Mehr als die Hälfte der Investitionen planen wir daher in Deutschland“, bekräftigt Finanzvorstand Strotbek. In Ingolstadt bereite sich die Produktion bereits auf neue Modelle vor, und auch in Neckarsulm beginnen nächstes Jahr umfangreiche Umbauarbeiten, um das Werk auf die nächste Generation des Luxusmodells A8 einzustellen.
Im Zuge der Investitionen in die deutschen Stammwerke soll auch die Belegschaft weiter wachen. In den vergangenen zwölf Monaten hat Audi allein in Deutschland rund 3000 neue Mitarbeiter an Bord geholt. „Wir werden 2015 weiter einstellen und so unseren nachhaltigen Wachstumskurs untermauern“, sagt Audi‑Personalvorstand Thomas Sigi. Zusätzlich werde man den eigenen Nachwuchs fördern und wieder rund 700 junge Menschen zu Fachkräften ausbilden. „Mit einer starken Mannschaft in den Heimatwerken wollen wir unsere Kernkompetenzen ausbauen, besonders in gefragten Schlüsseltechnologien“, sagt Thomas Sigi.
Weltweit ist der Audi-Konzern inzwischen auf einen Rekordstand von 80 000 Mitarbeitern angewachsen. In Mexiko und Brasilien investiert das Unternehmen in neue Werke, um die Wachstumspotenziale auf dem amerikanischen Kontinent voll nutzen zu können. Damit will sich der Autobauer aus Ingolstadt in Zukunft eine noch größere Unabhängigkeit von Wechselkursschwankungen schaffen. Am mexikanischen Standort in San José Chiapa hat Audi im Oktober ein Trainingscenter zur Qualifizierung neuer Mitarbeiter eröffnet. Zusätzlich zu den bereits eingestellten 1200 Leuten plant das Unternehmen im nächsten Jahr, allein in Mexiko weitere 850 Mitarbeiter an Bord zu holen. Ab dem Jahr 2016 soll dort der Q5 vom Band fahren.
Die anhaltend hohen Investitionen in die Entwicklung neuer Modelle und Technologien sollen schon im nächsten Jahr in zahlreichen Produktneuheiten für die Kunden erlebbar sein, kündigt Audi weiter an. Neben der neuen Generation der A6‑Familie in der Oberklasse, die seit Herbst dieses Jahres ausgeliefert wird, gehen im kommenden Jahr der neue Q3 und RS Q3 mit vielen innovativen Technologien an den Start. Auch der neue A1 und der A1 Sportback kommen nächstes Jahr auf den Markt, unter anderem mit innovativen Dreizylinder‑Motoren.
In diesem zu Ende gehenden Jahr wird Audi nach eigenen Angaben die Marke von 1,7 Millionen Auslieferungen erreichen. Bis 2020 will das Unternehmen „nachhaltig Premiummarke Nummer eins werden“.