In Pfaffenhofen werden Bunker-Führungen angeboten – die Nachfrage ist weiterhin groß
Audio-Podcast: "Atombombensicher geplant" – Historiker Andreas Sauer über die Rolle des Bunkers
(ty) Die Nachfrage nach den Pfaffenhofener Bunkerführungen ist weiterhin sehr groß und die neuen Termine sind ab heute online. Seit Juli vergangenen Jahres bietet die städtische Wirtschafts- und Servicegesellschaft (WSP) regelmäßig Führungen durch den ehemaligen Fernmeldebunker der Bundeswehr am Heimgarten weg an. In rund 90 Minuten erfahren die Teilnehmer dabei viel Wissenswertes und Interessantes über die Zeit des Kalten Kriegs, die Auswirkungen auf Pfaffenhofen und die Entstehung der Fernmeldezentrale am Heimgartenweg. Buchen kann man die Bunkerführungen entweder auf der Homepage der Stadtführungen unter: www.stadtfuehrungen-pfaffenhofen.de oder telefonisch bei der WSP unter der Nummer (0 84 41) 40 55 01 0.
Historiker Andreas Sauer erläutert die technische Einrichtung des Bunkers.
Die so genannte Grundnetzschalt- und Fernmeldestelle GSVBw66 war Bestandteil eines deutschlandweit angelegten Fernmeldenetzes, durch das im Ernstfall eines atomaren Angriffes die Kommunikation in Deutschland für eine gewisse Zeit sichergestellt werden sollte. Die militärische Anlage wurde an der Ingolstädter Straße, mitten im heutigen Stadtgebiet, erbaut und ist fast komplett unterirdisch angelegt. Nach dem Mauerfall und dem Ende des Kalten Kriegs war die Notwendigkeit einer Fernmeldestelle am Standort Pfaffenhofen nicht mehr gegeben und der Betrieb wurde am 25. März 1997 eingestellt.
Seit 2006 ist das gesamte Areal mit seinen unterirdischen Anlagen im Besitz der Stadt Pfaffenhofen. Der Bunker ist Zeitzeuge eines halben Jahrhunderts massiver weltpolitischer Veränderungen und des Kräftemessens der Supermächte.
Die Teilnehmerzahl bei den Bunkerführungen ist aus sicherheitstechnischen Gründen auf zwölf Personen beschränkt. Daher ist eine Anmeldung notwendig. Zu beachten ist, dass die Temperatur im Bunker konstante zwölf Grad beträgt und daher entsprechende Kleidung und festes Schuhwerk empfehlenswert ist. Weitere Sicherheitshinweise sind auf der Homepage der Stadtführungen nachzulesen.
Will man den Bunker betreten, so muss man zunächst einmal 37 Stufen hinab unter die Erde steigen. Drei Meter dicke Betonwände und tonnenschwere Eisentüren sollten vor Erschütterung und atomarer Strahlung schützen. Kaltes Neonlicht ersetzt das fehlende Tageslicht. An der Seite eines Bunkerführers können die Interessierten den unterirdischen Bunker erkunden und werden über die einzelnen Räume und deren Funktionen aufgeklärt. Man erfährt dabei alles über den damaligen Alltag der Angestellten unter der Erde, den Notfallplan für das Schreckensszenario eines atomaren Angriffs und erhält einen detaillierten Einblick in die Zeit des Kalten Krieges und über das beklemmende Gefühl, das die Menschen, die in dem Bunker arbeiteten, erfuhren.
Die Bunkeranlage in Pfaffenhofen befindet sich komplett unter der Erde. Aus der Luft betrachtet sind – neben dem Verwaltungsgebäude – nur die Entlüftungen, die Einstiege und die Abluftbauwerke zu erkennen. Das Terrain war bis zur Schließung der Fernmeldestelle im Jahr 1997 stets eingezäunt und strengstens bewacht. Obstbäume und Pflanzen sollten den Eindruck eines normalen Schrebergartens erwecken.
Aufnahme aus der Bauzeit des Bunkers, der 1960 bis 1965 unter größter Geheimhaltung errichtet wurde – allerdings wusste die russische Seite dann doch gut Bescheid...
Seit vorvergangenem Jahr wird das Gartengelände als Inter-Kultur-Garten genutzt. Die einstmals militärische Zone erfährt einen Wandel und soll bis zur Gartenschau „Natur in Pfaffenhofen 2017“ wieder das werden, was ursprünglich gedacht war: ein Garten. Die erste offizielle Pflanzung im Inter-Kultur-Garten war ein Korbinians-Apfelbaum als Symbol der Wiedervereinigung und des Friedens. Pünktlich zum Start der vergangenen Gartensaison wurden, wie berichtet, weitere Bäume gepflanzt und die ersten Parzellen zum Eigenanbau von Gemüse vergeben: Hobbygärtner können dort ihre eigenen Beete bestellen.
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"Atombombensicher geplant" (Audio)
Was war da damals los? (Video)
