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Nachdem Erwin S. die beiden homosexuellen Ingolstädter Coiffeure Helmut Schmid und Marco Slavulj nach Dachau schicken wollte, schickt ihn der Staatsanwalt nun erst mal vor das Amtsgericht

(ty) Das hätte sich Erwin S. wohl nicht träumen lassen, als er im Oktober 2014 in Facebook über die beiden Ingolstädter Promi-Coiffeure Helmut Schmid und Marco Slavulj nicht nur mit anzüglichen Bemerkungen, sondern auch mit strafrechtlich relevanten Äußerungen herfiel. Er hatte sich über deren Homosexualität ausgelassen und fand es offenbar noch der Erwähnung wert, dass sie – ginge es nach ihm – ohnehin nach Dachau gehören würde.

Und da ist nun mal Volksverhetzung. Genau deswegen hat Erwin S. nun, wie uns der leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walter heute bestätigte, eine Anklage am Hals, die ihn vor das Ingolstädter Amtsgericht bringen wird. Terminiert ist die Verhandlung noch nicht. Dafür aber hat Erwin S. sich auch gleich noch für eine Trunkenheitsfahrt zu verantworten.

Es hatte einen Sturm der Entrüstung gegeben, als die Einlassungen im Oktober in Facebook durch die diversen Foren geisterten. Er hatte an das Profilbild von Marco Slavulj, der seit Jahren mit Helmut Schmid verheiratet ist, nicht nur geschmacklose, sondern auch diskriminierende Bemerkungen mit eindeutig nationalsozialistischem Hintergrund geheftet.

Die beiden Coiffeure von der "Hair&Beauty-Galerie" sind das wohl prominenteste homosexuelle Paar Ingolstadts. Genau das dürfte Erwin S. wohl auch zu der diskriminierenden Äußerung verleitet haben: „Ihr schwules Volk geht zum A……..... in den Keller.“ Dass er so etwas auch noch unter seinem echten Namen und nicht unter einem Pseudonym in Facebook veröffentlicht, spricht für seine eher überschaubare Intelligenz.

Marco Slavulj hatte ihm damals einigermaßen höflich aber bestimmt geantwortet: „Bemühen Sie sich bitte etwas toleranter zu sein. Ich hoffe, Sie müsse nicht in den Keller gehen, Sie sind schon relativ tief gesunken.“

Das wiederum veranlasste Erwin S., noch einen draufzusetzen. „Wenns nach mir gehen würde, dann wäre sowas wie ihr in Dachau.“ Diese Äußerung ist nicht nur diskriminierend, sondern stellt auch eine eindeutige Verherrlichung des Dritten Reiches dar. Das sieht auch die Staatsanwaltschaft so und hat deswegen auch Anklage wegen Volksverhetzung erhoben.

Erwin S. hatte bereits einen Tag nach unserer Berichterstattung, dass sich die Staatsanwaltschaft brennend für seine Äußerungen interessiert, sein persönliches Deeskalationsprogramm gestartet, sein Facebook-Profil von eindeutig rechtsradikalen Inhalten gesäubert und zudem versucht, sich bei Helmut Schmid und Marco Slavulj zu entschuldigen. Persönlich in der Hair&Beauty-Galerie.

Mit Reue indes hatte seine Entschuldigung nichts zu tun. Denn er hatte sich nicht etwa für die rechtsradikalen Äußerungen entschuldigt. Denn die, so sagte er, seien gar nicht von ihm. Er habe nämlich sein Handy verloren und irgendjemand habe das unter seinem Namen geschrieben. Wirklich überzeugend klang diese Erklärung allerdings nicht. Und diese krude Räuberpistole wird ihm wohl auch der Richter am Amtsgericht kaum abnehmen. 

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