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Geschäftsführer Pieter Haas hielt an der Technischen Hochschule Ingolstadt einen ebenso faszinierenden wie amüsanten Vortrag über Geschichte und Zukunft von Media Saturn 

Von Michael Schmatloch 

„Was war noch gleich das Thema?“ Als Pieter Haas, der Vorsitzende der Geschäftsführung bei Media Saturn, gestern Abend im Hörsaal der Technischen Hochschule anhob, sein „Märchen aus 1001 Märkten“ zu erzählen, war von der ersten Sekunde an klar, dass es nicht nur informativ, sondern auch durchaus amüsant werden könnte. Beide Erwartungen erfüllte der Manager der größten europäischen Elektronikmarkt-Kette denn auch souverän, lieferte am Beispiel Media Markt einen faszinierenden Blick auf ein Unternehmen im Spannungsfeld zwischen stationärem und digitalem Handel. Und der charmante Rudi-Carrell-Akzent des Holländers tat das Seine, dem Vortrag eine beinahe komödiantische Note zu geben. Die Zuhörer von Sparkassendirektor Dieter Seehofer bis hin zu diversen Stadträten im voll besetzten Hörsaal wurden nicht enttäuscht.

„Der größte Feind des Erfolges ist der Erfolg“. Ausgehend von der auf den ersten Blick paradox klingenden Formel schilderte Haas die Erfolgsstory Media Markt, das innovative Konzept, das den Media Markt bei seiner Gründung ähnlich revolutionär erscheinen ließ wie einst das Ikea. „Er war auf Armut aufgebaut“, zitierte Haas einen der Gründer, Leo Stiefel. Und ließ den Blick der Zuhörer wandern von der Gründerzeit, als der erste Media Markt außerhalb der bayerischen Grenzen beinahe so etwas gewesen sei wie eine internationale Expansion, über die drei tragenden Säulen des Konzeptes – tiefster Preis, größtes Sortiment, einfachste Art des Einkaufs – bis hin zu Schwelle jener digitalen Revolution, die den Konzern vor existenzielle Herausforderungen stellte.

„Man war der Überzeugung, dass es immer so weiter geht“, schilderte Haas die Einstellung der Media-Manager von damals, die höchst riskanten Fehlreaktionen auf die Herausforderungen einer neuen Weltordnung für den Handel. „Wir waren damals doch nur die Idioten, die online verpennt haben oder aber die Idioten, bei denen sich die Gesellschafter streiten“, meinte Haas. Und verwies mit einem Blick auf Charles Darwin, worauf es damals bereits angekommen wäre und auch heute noch ankommt. „Nicht die Stärksten oder Intelligentesten überleben, sonder die Anpassungsfähigsten“, bemühte er die Evolutionstheorie und untermauerte das an Beispielen aus der Wirtschaft wie Apple oder Nokia. Er habe, wie er sagte, vor vielen Jahren eine Mitarbeiterin von Nokia kennengelernt, die damals bereits ein Handy entwickelt hatte, das dem iPhone 6von heute sehr ähnlich war. „Die ist entlassen worden.“

Am Beispiel des Meteoriteneinschlags, der vor Urzeiten der Ära der Dinosaurier ein Ende gesetzt hatte, witzelte Haas: „So ein Meteoriteneinschlag hilft.“ Und für Media Markt sei die digitale Revolution so eine Art Meteoriteneinschlag gewesen, der die tragenden Säulen des Unternehmens zum Einsturz gebracht habe.

„Wir waren auf einmal nicht mehr der Billigste, sondern nur noch der Billigste in der Stadt.“ Und es habe sogar Entscheider bei Media Saturn gegeben, die die Idee gehabt hätten, eine Preissuchmaschine zu kaufen, um sich selbst dann ganz nach oben zu setzen. Eine ähnlich absurde Idee wie die, stationären und digitalen

Handel als zwei getrennte Geschäftsfelder zu betrachten. Auch das gab es bei Media Markt. „Hoffnung ist keine Strategie“, schilderte Pieter Haas Versuche, diese digitale Revolution aussitzen zu wollen und mit dem Kopf im Sand auf bessere Zeiten zu warten.

Mit überaus plakativen und mitunter recht witzigen Fotos unterlegt kam Pieter Haas schließlich zu „Happy End“ seines Märchens, das indes noch nicht komplett sei. So wie man beim Cybersex schnell merke, dass sozusagen die analoge Art auch ihre Vorzüge habe, so würde sich auch die Einstellung der Online-Käufer und Händler langsam drehen. Viele erkennen, dass es gar nichts schlecht sein muss, Läden zu haben, in denen man von echten Menschen beraten wird und den Service bieten könne, den man im Netz vergeblich sucht.

Die Revolution frisst ihre Kinder. Wieder einmal. Und darauf zielt offenbar auch die Strategie bei Media Saturn. „Die digitale Welt schreit nach Beratung und echten Menschen“, so Haas, der in einer immer komplexer, komplizierter werdenden und digital sich vernetzenden Welt die große Chance sieht für den Laden vor Ort. Und so setze Media Saturn auf die neuen Säulen des Unternehmens, Digital Commerce, Multi-Channel-Strategie und vor allem Service. „Ob bei einem Flug der Pilot gut war, können Sie nicht beurteilen. Woran Sie sich aber erinnern, das ist die Qualität der Stewardess.“


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