Erich Kellerhals bewegt sich mit seiner Klage gegen den Media-Saturn-Geschäftsführer Pieter Haas auf recht dünnem Eis
Von Michael Schmatloch
„Denn alles was entsteht ist wert, das es zugrunde geht“, lässt Goethe den Mephistopheles in „Faust“ sagen. Erich Kellerhals scheint Goethe-Fan zu sein. Denn anders ist für einen Außenstehenden schlicht nicht zu verstehen, warum der Milliardär und Minderheitseigner der Media-Saturn-Holding den eigenen Konzern mit einem derart intensiven Friendly Fire überzieht, dass Geschäftsführer entnervt das Handtuch schmeißen und die Gerichte gut beschäftigt sind mit der Klagewelle, die seine Salzburger Convergenta Invest GmbH mit Nachdruck am Plätschern hält.
Handelsrichter Konrad Kliegl kann ein Lied davon singen. Und dieses Lied wurde heute weitergesungen. Denn Erich Kellerhals will den derzeitigen stellvertretenden Geschäftsführer der Media Saturn, Pieter Haas, unbedingt aus seinem Amt drängen. Vordergründig, weil er gleichzeitig im Vorstand der Muttergesellschaft Metro ist. Hintergründig betrachtet, weil Pieter Haas für ihn ein Verräter ist, weil er bei ihm verschissen hat. Von ihm selbst einst als Geschäftsführer bestellt, hatte Pieter Haas 2013 das Amt wegen Unzumutbarkeit hingeschmissen und war in den Vorstand der Metro gewechselt. 2014 kam er dann als Geschäftsführer zurück. Nicht aber von Kellerhals’ Gnaden, sondern im Auftrag der Metro, die laut Gesellschaftervertrag auch das Recht auf die einseitige Besetzung des Postens hat.
Schon im vergangenen Jahr wollte Kellerhals Pieter Haas per einstweiliger Verfügung aus dem Amt entfernen lassen. Was mächtig danebengegangen war. Denn die Handelskammer am Landgericht Ingolstadt hatte keinen Grund dafür gesehen. Und das Oberlandesgericht, wo das Berufungsverfahren anhängig ist, hat bereits signalisiert, dass es die Sache so sieht wie Handelsrichter Konrad Kliegl aus Ingolstadt.
Heute nun ging die Klage in die zweite Runde, sprich in die Hauptverhandlung. Und Konrad Kliegl ließ kaum einen Zweifel daran, dass er keinen vernünftigen Grund sieht, im Hauptverfahren anders zu entscheiden. Auch das werden Pieter Haas und die Metro AG also gewinnen.
Die Seite der Beklagten hat gut Lachen.
Das scheinen auch die Anwälte von Kellerhals zu ahnen. Deswegen haben sie heute in der Verhandlung am Landgericht versucht, mit einem Vergleich zu retten, was zu retten ist. Sie wollten erreichen, dass Pieter Haas sein Amt als Metro-Vorstand ruhen lässt und die Suche nach einem neuen Geschäftsführer wieder aufgenommen wird. Sollte das nicht gelingen, müsste Haas dennoch am 31. Juli seinen Schreibtisch räumen.
Das würde in letzter Konsequenz bedeuten, dass wenn bis zu diesem Datum kein neuer Geschäftsführer gefunden würde, die Media-Saturn-Holding ohne Geschäftsführer dastünde. Eine doch seltsame Forderung also in diesem Vergleich.
Darauf ließ sich die Gegenseite selbstredend nicht ein, zumal der sogenannte Vergleich weit über das Klageziel hinausgehe. Die Anwälte der Metro machten einen Gegenvorschlag: Kellerhals soll seine Klage doch einfach zurückziehen.
Das stieß indes auf ebenso wenig Gegenliebe, zumal es erklärtes Ziel ist, Pieter Haas sofort zu „beseitigen“, wie sich einer der Convergenta-Vorstände einigermaßen unglücklich ausdrückte.
Auch wenn das Urteil erst am 21. April verkündet wird, machte Handelsrichter Konrad Kliegl heute schon einmal seiner vorläufigen Einschätzung Luft. Und der zufolge hat die Klage von Erich Kellerhals, um Pieter Haas seines Amtes entheben zu lassen, keine Chance. „Die Erfolgsaussichten der Klage sind nach einer vorläufigen Bewertung nicht besonders gut“, meinte er. Was wiederum nur konsequent ist. Denn es wäre kaum nachvollziehbar, käme Kliegl in der Hauptverhandlung zu einem anderen Schluss als im vergangenen Jahr, als es um die einstweilige Verfügung in der Sache ging.