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Die Kreisräte genehmigten heute einhellig eine nicht alltägliche Dienstreise des Landrats, legten ihm aber noch ein paar erhobene Zeigefinger ins Gepäck

Von Tobias Zell (geboren im Jahr des Drachen)

So ist das halt manchmal in der Politik. Am Ende stimmt man zwar geschlossen zu, aber zuvor will man dann schon noch was gesagt haben. Wie heute, als es im Pfaffenhofener Kreistag um eine Dienstreise von Landrat Martin Wolf (CSU) nach China ging. Wolf hörte sich auch brav alles an, was ihm einige Kreispolitiker da mit auf den Weg gaben, und kommentierte das auch nicht. Nur soviel erklärte er noch: Er werde freilich nach seiner Rückkehr dem Gremium berichten. Und: Er habe fest vor, wiederzukommen. Damit spielte er auf eine flapsige Bemerkung des Pfaffenhofener Bürgermeisters Thomas Herker (SPD) an – die beiden sind bekanntlich nicht gerade die besten Freunde. Herker hatte jedenfalls gemeint, man habe in der Fraktion sogar überlegt, Wolf einen Business-Class-Flug zu genehmigen – aber dafür nur „One Way“.

Auf Initiative des Oberbürgermeisters von Ingolstadt, Christian Lösel (CSU), reist eine Delegation der Region 10, wie berichtet, von 24. bis 29. März ins chinesische Foshan. Mit dabei sein möchte auch Landrat Wolf. Doch dazu brauchte es erst einmal die offizielle Zustimmung des Kreistags – weil nämlich Dienstreisen des Behördenleiters außerhalb der EU von dem Gremium abzusegnen sind.

Und diese Genehmigung bekam der reisewillige Landrat dann heute bei der Sitzung, die im Deutschen Hopfenmuseum in Wolnzach stattfand, auch einstimmig. Was zu erwarten war. Denn erstens hatte der Kreisausschuss bereits unisono und ohne Diskussion grünes Licht gegeben und zweitens kostet der Trip ins Reich der Mitte auch vergleichsweise wenig – nämlich knapp 2800 Euro. Wolf fliegt übrigens für rund 1200 Euro in der Economy-Class, nicht in der Business-Class. 

Hände hoch: Ohne Gegenstimme stimmte der Kreistag heute für die China-Reise des Landrats.

Bevor die Kreisräte aber geschlossen die Hand hoben, legten einige dem Landrat noch ein paar erhobene Zeigefinger ins Reisegepäck. Nicht, dass er das alles nicht selbst wissen würde – davon darf man schon ausgehen –, aber man wollte es halt fürs Protokoll gesagt haben. So gab Stefan Skoruppa (ÖDP) zu bedenken, dass in China mitunter Menschenrechte verletzt würden und man es dort zudem mit dem geistigen Eigentum nicht so genau nehme. Kinderarbeit gebe es dort auch, kritisierte Reinhard Haiplik (ÖDP) und unterstrich die Ausführungen seines Fraktionskollegen. Er habe lange mit sich gekämpft, ob er der Reise zustimmen solle, räumte der Gymnasiallehrer ein. Doch er habe Vertrauen in Wolf, dass der das alles richtig einzuordnen wisse, was in China passiert, sagte er sinngemäß. Ähnlich äußerte sich Roland Dörfler von den Grünen.

Ziel der Reise in die Ingolstädter Partnerstadt Foshan ist es nach Angaben aus dem Landratsamt, Interesse bei chinesischen Unternehmen zur Ansiedlung und Investition in Ingolstadt sowie in der Region zu wecken. Dieses Angebot solle für alle Regionen in China gelten. Denn Ingolstadt solle Anlaufpunkt für chinesische Direktinvestitionen in Bayern und insbesondere in Süddeutschland werden. Den Landräten der Region 10 sei deshalb nahegelegt worden, sich der Reise anzuschließen. Die Organisation übernimmt das Existenzgründerzentrum Ingolstadt.  

Thomas Stockmaier (FDP) spannte indes einen kritischen Bogen: Während man in China versuche, Firmen nach Deutschland zu locken, sähen sich die hiesigen Unternehmen mit den bürokratischen Hürden des Mindestlohns konfrontiert. „Bitte setzen Sie sich auch für die einheimischen Unternehmen ein“, lautete der Appell des Liberalen an Wolf. Altlandrat Josef Schäch (FDP), selbst Unternehmer, konkretisierte das: Niemand habe etwas gegen den Mindestlohn, betonte er, monierte aber den vielfach kritisierten Aufwand in Zusammenhang mit der damit verbundenen Aufzeichnungspflicht.

Neben dem Ingolstädter OB und den Landräten aus der Region werden an der Delegations-Reise nach China unter anderem Vertreter der IFG Ingolstadt, des Schanzer Existenzgründerzentrums, von Audi, der Initiative Regionalmanagement (Irma) sowie der Technischen Hochschule und der Katholischen Uni Eichstätt-Ingolstadt teilnehmen. Insgesamt sollen den Angaben zufolge gut zwei Dutzend Vertreter aus der Region nach Asien fliegen. Aus dem Kreis Pfaffenhofen ist nur Martin Wolf dabei, wie heute auf Anfrage von Dörfler erklärt wurde 

Apropos Wolf: Nach dem chinesischen Kalender hat vor wenigen Tagen, am 19. Februar, das Jahr des Schafs begonnen; es endet am 7. Februar 2016. Und da wir schon bei den Tieren sind: Herker wies Wolf heute auch noch darauf hin, dass in China Hunde verspeist werden. Was man offenbar seitens der Kreis-SPD nicht begrüßt.

In welchem Jahr nach dem chinesischen Tierkreis Sie geboren sind, lesen Sie hier.


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