Das Pfaffenhofener Kabarett-Ensemble "Stachelbär" hat gestern Abend sein neues Programm vorgestellt – eine gelungene Mischung aus lokalpolitischer Satire, bösen Bemerkungen und abseitigen Ansichten
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Von Tobias Zell
Es war ein langer, aber zumeist kurzweiliger Abend gestern bei der Premiere im Pfaffenhofener Stockerhof. Das hiesige Kabarett-Ensemble „Stachelbär“ stellte sein neues Programm vor. Über drei Stunden lang bekamen die Besucher unter dem Motto „Mia, Bier und Ihr“ einen bunten Strauß an Bissigkeiten geboten. Viel Politisches und manch Alltägliches nahmen die Fünf von der Bühne aus aufs Korn, garniert mit Abseitigem.
Die Szenerien, die sich da zwischen Michael Eberle, Volker Bergmeister, Roland Andre, Birgit Moser und Claus Drexler in wechselnder Besetzung entspannen, waren pfiffig und frech, die Dialoge lebensnah und geschickt gestrickt. Die Themen, die die Pfaffenhofener aktuell beschäftigen, wurden mit sicherem Griff angepackt – wenngleich es schon Zeiten gab, da musste man wohl als Kabarettist weniger lang suchen, um Zündstoff zu finden. Doch dafür können die Fünf ja nichts. Und so verwurschteten sie eben das, was da ist, mal feiner und mal gröber zu einem unterhaltsamen Gemix.
Die angebliche Parkplatz-Not in der City zum Beispiel. Die so schlimm ist, dass du, wenn du endlich einen Stellplatz gefunden hast, gar nicht mehr weißt, was du eigentlich kaufen wolltest. Es gibt zwar dieses neue Parkhaus im Zentrum – aber man kenne niemanden, der da schon mal drin war. Und überhaupt: „Da scheiß ich doch die ganze Fußgängerzone an, wenn ich mit dem Auto nicht reinfahren kann!“
Birgit Moser erschien uns als Gottesmutter – eine gute Idee, die sich wie ein roter Faden durch den Abend zog. Als sprechende und sinnierende Heilige Maria von der Statue am Hauptplatz, frisch bronziert, obwohl sie freilich lieber vergoldet worden wäre. Aber der Denkmalschutz erlaubt das ja nicht. So blickte sie dann hinunter auf das Treiben zu ihren Füßen, wo sich ein unterhaltsamer Abend entspann, an dem sie keinesfalls unschuldig war und sogar zu den unvermeidbaren Klängen von Helene Fischers „Atemlos“ eine Gesangseinlage hatte. „Giebellos“ schmetterte sie in Anspielung auf die Giebel-Affäre am Landratsamt in den Saal.
In ihren Rollen gingen die Protagonisten auf. Die Texte saßen, Gestik und Mimik stimmten. Die Darbietungen waren pointiert, aber nicht überdreht. Die Kalauer-Dichte fiel erfrischend gering aus. An einigen Stellen hätte man aber straffen können, ein bisschen entschlacken, schneller zum Gag kommen, weil er eh absehbar war. Doch das sei verziehen, weil es alles in allem ein bemerkenswertes Kabarett-Programm ist, das die Stachelbären da auf die Bühne bringen. Gelungene Charaktere, ein bunter Strauß an Themen. „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen“, heißt es schon bei Goethes Faust – und in der Tat: Bei diesem Stachelbären-Programm ist für jeden was dabei.
Claus Drexler erlebte man unter anderem als sinnierenden „Stoderer“ (heißt heutzutage Stadtwerker), der nur noch Bäume fallen sieht im Vorfeld der Kleinen Landesgartenschau, die 2017 in Pfaffenhofen stattfindet. 20 Jahre lang habe man die Bäume vor dem Biber geschützt, jetzt schneide man sie weg. Das „Geschiss um die Gartenschau“ nahm auch Volker Bergmeister aufs Korn. Klein die Gartenschau, groß die Kosten.
Der Landtagsabgeordnete Karl Straub bekam selbstverständlich sein Fett weg. „Sarotti-Charlie der CSU“ musste er sich heißen lassen angesichts offensichtlich regelmäßiger Solarium-Besuche. Vom Teint her könnte Straub einen Rosenverkäufer spielen, ätzte Bergmeister in Anspielung an Minister Markus Söders (CSU) kürzlichen Auftritt in der BR-Seifenoper „Dahoam is dahoam“. Außerdem hätte Straub lieber Autoverkäufer bleiben sollen – da könne er Blödsinn reden und es falle nicht auf, schrieben ihm die Stachelbären angesichts seiner jüngsten Äußerungen in der Asyl-Debatte ins Zwischenzeugnis und schlugen auch gleich einen Einbürgerungstest für Neu-Pfaffenhofener vor. Frage eins: Was macht Landrat Martin Wolf (CSU): schwarz sehen, schwarz hören oder schwarz bauen? Frage zwei: Womit spielt SPD-Kreischef Markus am liebsten – Hund, Katze oder Wolf?
Käser und Wolf, Käser gegen Wolf. Die beiden taugen derzeit noch am ehesten zur kabarettistischen Aufbereitung. Deshalb inszenierten die Stachelbären auch einen Boxkampf zwischen den beiden. In der schwarzen Ecke: Wolf der Baumeister. In der roten Ecke: SPD-Kreischef Markus Käser, der politische Wadlbeißer und sprechende Ritter-Sport-Würfel. Der Kampf, sportlich inszeniert, geriet zum verbalen Schlagabtausch, in dem sich beide ihre Sichtweisen um die Ohren hauten.
Martin Rohrmann, dem CSU-Fraktionschef im Pfaffenhofener Stadtrat, wurde der Spiegel für seine umstrittene Betrachtung der städtischen Finanzlage vorgehalten. Die sei dramatisch, hatte er ja gesagt. Und trotzdem wollte seine Fraktion die Straßenausbau-Beitragssatzung abschaffen. Die wurde damals übrigens eingeführt, kurz nachdem die Ingolstädter Straße saniert worden war – in der CSU-Stadtrat Franz Schmuttermayr und Altbürgermeister Hans Prechter (CSU) wohnen.
Vize-Bürgermeister Albert Gürtner (FW) widmeten die Stachelbären angesichts seiner kürzlich missglückten Rede gleich eine eigene Episode. Und freilich wurde auch das auf der Ilminsel geplante Gebäude thematisiert. „Das steckt dir doch jeder Fünfjährige mit seinem Lego-Kasten nach.“ Aber: „Der Stadtrat säuft sich das schon schön.“
Für ÖDP-Stadtrat und Heimatforscher Reinhard Haiplik hatten die Kabarettisten einen neuen Buchvorschlag: „Erotische Plätze in der Hallertau – von mir aufgesucht“. Und man erfuhr, warum sich der neue Scheyerner Bürgermeister Manfred Sterz (FW) so oft beim Rasieren schneidet: Weil ein Spiegel wäre in dem Ort „politischer Selbstmord“, wurde angesichts der damaligen Spanner-Affäre um seinen Amtsvorgänger Albert Müller erklärt.
Zwei Highlights aus dem Programm zum Anhören gibt's hier:
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