Betreiber wollen Antrag auf Stilllegung stellen – weil sich die Anlage wegen der Energiewende nicht mehr rechnet
(ty) Zwar ist es erst ein paar Jahre alt, gilt als eines der modernsten Gaskraftwerke Europas. Und dennoch soll das Kraftwerk Irsching geschlossen werden. Weil es sich wegen der Energiewende nicht mehr rechnet. Einzige Option wäre, dass die Subventionen verlängert werden. Ansonsten dürfte es bald vorbei sein. Die Betreiber – Energieversorger E.on, die Frankfurter Mainova, N-Ergie aus Nürnberg und die Darmstädter HSE – wollen dem Vernehmen nach noch im März einen Antrag stellen, die Anlage abzuschalten.
„Die wirtschaftliche Perspektive des Gaskraftwerks Irsching ist äußerst kritisch", teilte E.on in einer Stellungnahme dem Spielgel mit. Die Kosten könnten wegen der energiepolitisch veränderten Rahmenbedingungen kaum noch erwirtschaftet werden, heißt es im Spiegel weiter: „Da sich die Marktbedingungen in den letzten Jahren weiter zugespitzt haben, ist der Weiterbetrieb nach dem Auslaufen der bisherigen vertraglichen Regelung gefährdet."
Somit könnte das Kraftwerk Irsching zu einem negativen Beispiel werden für die Folgen der Energiewende. Durch den steigenden Anteil an Ökostrom und die nach wie von unter Volldampf laufenden Kohlekraftwerke gibt es ein Überangebot am Strommarkt. Was natürlich einen Verfall der Preise zur Folge hat. Und gerade Gaskraftwerke sind in diesem Kontext oft nicht mehr konkurrenzfähig.
Irsching stand für die Betreiber bereits im Jahr 2013 zur Disposition. Schon damals hätten die Betreiber am liebsten den Schalter umgelegt. Seit 2013 wird der Betrieb der Anlage aus politischen Gründen subventioniert. Die Subventionen laufen indes in einem Jahr aus. Genau aus diesem Grund werden die Betreiber jetzt aktiv. Denn eine Stilllegung muss ein Jahr vorher bei der Bundesnetzagentur angemeldet werden. Und die Bundesnetzagentur könnte, so sie der Meinung ist, Irsching sei für eine sichere Stromversorgung notwendig, diese Subventionen verlängern, bei denen es immerhin um einen zweistelligen Millionenbetrag geht. Dann jedoch würde Irsching auch weiterhin am Netz bleiben.
Ministerpräsident Seehofer hat da eine nicht ganz angenehme Rolle in diesem Spiel. Denn auf der einen Seite braucht Bayern die alten Kohlekraftwerke, um den Atomausstieg 2022 realisieren zu können. Denn der Strom von den Windparkanlagen in Norddeutschland kann nur in den Freistaat kommen, wenn zwei neue Stromtrassen gebaut werden. Und das will Seehofer nicht.
Sein Wunsch nach mehr Gaskraftwerken wird durch den Fall Irsching torpediert. Und weiß sich in seinem Unvertständnis über die geplante Abschaltung vom Irsching mit Eva-Bulling-Schröter, der Bundestagsabgeordneten der Linken, zumindest teilweise einig. „Besonders als Ingolstädterin und Bayerin bedaure ich die Entscheidung der Gesellschafter. Ein Gaskraftwerk vor der Haustür ist für Gesundheit und Klima um ein Vielfaches besser als ein dreckiges Kohlekraftwerk“, meint sie, „aber mit ihrem Lobbyismus gegen einen effektiven Emissionshandel haben Energiekonzerne selber dafür gesorgt, dass sie mit modernen Gaskraftwerken heute kein Geld verdienen.“
In Bayern trage Ministerpräsident Horst Seehofer eine Mitschuld an der Verschleppung der Energiewende. Wer den Ausbau von Windkraft mit exzessiven Abstandsregelungen de facto stoppe, beim Netzausbau ohne Konzept mal für den Netzausbauplan stimme und wenig später wieder zurückrudere und beim Trassenausbau für Windstrom aus dem Norden auf die Bremse trete, mit dem ist eine vernünftige Energiewende nur schwer möglich.